Wie fühlte es sich an zu sterben?
Es war nicht das erste Mal, dass ich mir diese Frage stellte.
Der Tod ist unser ständiger Begleiter, egal ob wir davon wussten oder nicht. Ob es besser war, zu wissen wann man starb und alles zum letzten Mal erlebte, konnte ich mir nicht vorstellen.
Ich denke, wir hätten an diesem Tag vieles anders gemacht. Denn genau das wünschte ich mir jetzt. Ich stellte mir eine Sternschnuppe vor, die, umgeben von völliger Dunkelheit durch die anderen Lichter am Himmel hindurchschoss und mich mit ihrem Glanz einhüllte.
Ich hielt die Augen geschlossen und schickte meinen Wunsch los.
Das letzte woran ich dachte, war nicht etwa meine Familie oder Freunde, wie man annehmen würde.
Nein, dieser Moment gehörte nur mir.
Ich dachte an die unendliche Größe des Universums, welches mich gleich verschlucken würde und daran, dass ich auch nicht mehr war, als ein einzelner Stern am Nachthimmel.
Ein Stern, dessen Zeit vorüber war und nun erlöschen musste.
Aber in diesem letzten Augenblick glühte ich lichterloh.
...und dann war es soweit.
Der Tod schrie mir ins Gesicht.
Seltsamerweise spürte ich rein gar nichts, weder den Schmerz in meiner Hüfte, noch meinen Herzschlag, der sich eigentlich überschlagen sollte.
Alle Sinnesorgane schienen zu versagen, außer dem Gehör. Vor längerer Zeit wurde mir gesagt, dass das Gehör selbst dann noch funktionierte, wenn alles andere den Dienst versagte.
Es stimmte also.
Und was ich hörte, hätte mir den Atem geraubt, wenn er nicht schon verraucht gewesen wäre.
Mit einem Mal erstarb das Gekreische der Vögel und wurde von einem langen, dumpfen Ton überschattet. Ich hörte es überall um mich herum. Er bäumte sich wie eine Flutwelle über mir auf und hielt mich gefangen. Es summte wie ein elektrisch geladenes Feld.
Eingeschlossen in einer Kugel aus tiefen, hohlen Klängen, wartete ich mein Leben ab.
Dauerte sterben immer so lang?
Schrecklich genug zu wissen, dass man starb, dachte ich.
Warum es also unnötig in die Länge ziehen?
Vielleicht, weil du nicht sterben wirst, flüsterte ein leiser Stimmfaden in meinem Kopf, der die Hoffnung nicht aufgab.
Und plötzlich war es totenstill.
So still, dass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hörte.
War es das jetzt? Dies konnte unmöglich der Tod sein, denn ich war immer noch ... hier.
Was wäre, wenn ich in einer Zwischenwelt steckte?
Einem Ort zwischen dem Hier und das Jenseits und darin gab es eben einfach nichts ... weil dieser Ort theoretisch gesehen gar nicht existierte.
Mir graute vor dieser Vorstellung und ich wollte schreien.
Schreien um Hilfe, schreien um gehört zu werden.
Mein Lebenswille erwachte, jedoch reichlich spät.
Da erinnerte ich mich wieder an meinen Wunsch:
>>Ich wünschte, es wäre nie so weit gekommen.<<
Für einen weiteren endlos andauernden Moment, sah ich diesen Satz vor mir schweben und wusste, dass es die Wahrheit ist.
Um nicht noch den letzten Rest meiner Seele ins Nichts gleiten zu sehen, sagte ich mir, wer ich war.Ich heiße Maddison Leaves.
Ich bin siebzehn Jahre alt.
Meine beste Freundin ist Allyssa May.
Seit unserem ersten Schultag sind wir befreundet.
Ich habe eine drei Jahre ältere Schwester namens Hannah.
Eine Mom, die Ärztin ist und ständig etwas auszusetzen hat.
Einen Dad, der die Ruhe in Person ist.
Und einen kleinen Pomeranian Welpen, der süßer nicht sein kann.
Es war Halloween.
Und ich wünschte es wäre nie so weit gekommen.
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When It's Dark Outside
Teen Fiction>>Es war Halloween. Und ich wünschte es wäre nie so weit gekommen.<< Zwei Freundinnen, die nachts an Halloween durch die Straßen ziehen und sich dann entschließen auf den Friedhof zu gehen... obwohl Maddison das eigentlich für keine so gute Idee hä...