Wenn es dunkel ist, verweile nicht.
Weiß Gott woher mir diese Zeilen plötzlich in den Sinn kamen. Sie breiteten sich aus, als würden Dornenranken in den Himmel sprießen und die Sterne verdecken. Bald würde jedes Leuchten einer tiefen Schwärze weichen.
Die Dunkelheit käme näher und das Licht würde verschwinden.
Vielleicht endgültig.>>Ich weiß nicht was du tust, aber es macht mir Angst.<<
Mit diesen Worten löste sich der schwarze Schleier und gab mir meine Sehfähigkeit wieder.
Zögernd bildeten sich immer mehr bunte Lichtpunkte, die mir als erstes Allys vor Schreck geweitete Augen zeigten.
Ironischerweise zuckte ich dabei zusammen und wich vor ihr zurück.>>Was ist?<<, fragte ich und fühlte mich in Anbetracht der Tatsache, als wäre mir etwas Entscheidendes entgangen.
>>Du hattest ...<< Sie setzte neu an.
>>Für einen Moment warst du wie weggetreten und hast keine Reaktion gezeigt. Ich weiß nicht was da gerade los war, aber...<<Das letzte Wort zog sie in die Länge, als würde sie damit den nächsten Satz hinauszögern wollen.
>>Aber was?<<, forderte ich sie auf.Ich würde es wohl nie erfahren, denn genau als Ally den Mund öffnete, hörten wir etwas mit schneller Geschwindigkeit durch das Dickicht auf uns zu rasen.
Es kam von der Stelle an der sich die hohe Eiche befand.
Vom Ufer aus würde man jederzeit erkennen können, falls sich etwas durch das dicht bewachsene Blätterwerk drängen und auf die Lichtung treten sollte.
Heißt also, dass wir im Vorteil waren.
Vorübergehend.Dennoch blieb ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend haften, welches meinen Puls beschleunigte.
Falls uns gleich ein nach Blut lechzendes Getier anfallen würde, stünden unsere Überlebenschancen gleich null.Mit einem Blick signalisierte ich Ally, dass sie sich dicht neben mich stellen sollte.
Wenn wir flüchten mussten, wollte ich sie nicht aus den Augen verlieren, deshalb packte ich mit festem Griff ihre Hand und stellte mich darauf ein, gleich um unser Leben laufen zu müssen.Von Adrenalin erfüllt, verschärften sich meine Sinne und ermöglichten es mir, mich auf mehreres gleichzeitig zu konzentrieren.
So fixierte ich die Stelle an der ich den Fremden erwartete und achtete auf seine Schritte.
Ich hörte wie Äste an Stoff rissen und Zweige durchbrochen wurden. Hörte den Wind durch die Bäume zischen.
Und ... was war das?
Ich hörte ihn atmen.
Ganz deutlich vernahm ich ein Keuchen.Plötzlich schrie Ally neben mir auf.
Mein Kopf wirbelte zu ihr herum und ich dachte schon, jemand hätte sich an uns herangeschlichen, bis ich merkte, dass ich ihr mit meinem Griff beinahe die Hand zerquetscht hatte.
Doch für eine Entschuldigung blieb keine Zeit.Gerade als ich ein weiteres Mal nach Allys Hand tastete und sie leicht hinter mich zog, durchbrach eine Gestalt die Säulen des Waldes.
>>Allyssa!<<, ertönte es vor uns.
Im Gegensatz zu mir, löste die Stimme in Ally eine Reaktion hervor.
Sie schob sich an mir vorbei und schüttelte ungeduldig meine Hand von ihrer.
>>Ich bin hier, Zedric!<<
Und noch bevor ich sie daran hindern konnte, stolperte sie bereits den flachen Hang hinunter und warf sich in Zeds Arme.Anstatt den beiden etwas Privatsphäre zu gönnen, wie ich es unter normalen Umständen getan hätte, gaffte ich ohne einen Hehl daraus zu machen.
Zed warf einen flüchtigen Blick über Allys Schulter und taxierte mich.
So wie er den Arm um sie schlang, machte er mehr als deutlich, dass ich kein Teil ihrer vertrauten Zweisamkeit war und tat gerade so, als ob ich diejenige gewesen wäre, die alles durcheinander brachte.Also ließ ich ihn in meiner Mimik sehen, was ich davon hielt.
Als er dann plötzlich den Blick abwandte, reckte ich triumphierend das Kinn.Bei bösen Blicken macht mir keiner was vor, gratulierte ich mir stumm.
Das grimmige Lächeln, welches sich auf meine Lippen gestohlen hatte, versteckte ich hinter einer neutralen Miene, während sich Ally aus seiner Umarmung wand.
Gerade erwartete ich, dass sie sich mir zuwenden würde, doch bevor es dazukam, sah ich noch wie sie ihm in liebevoller Geste über die Wange strich.
Ich konnte ihren Gesichtsausdruck aus diesem Blickwinkel nicht sehen, aber irgendetwas sagte mir, dass er ihrer Geste nicht unähnlich war.
Zedric sah auf sie herunter und krallte sich mit seinen Fingern in Allys Taille.
Die beiden so vertraut zu erleben versetzte mir einen kleinen Stich direkt zwischen den Rippen, nahe bei meinem Herzen.Und ich Vollidiotin dachte alles über meine beste Freundin zu wissen.
Kurze Zeit später wackelte Ally auf mich zu und sagte etwas, dass ich nicht verstand.
Um sie nicht zu kränken, schenkte ich ihr jedoch ein zittriges Lächeln.
Das nahm sie als Aufforderung ihre Hand zu heben und Zedric zu uns zu holen.Und ehe ich wusste wie mir geschah, fand ich mich von Angesicht zu Angesicht vor Zedric stehen.
>>Hallo du.<<, sprach er mich an.
Wäre die Situation anders, hätte ich jetzt ein Würgegeräusch von mir gegeben.
Doch ... wichtig war jetzt Ally zu beweisen, dass nicht ich diejenige war, die hier nicht hingehörte.
>>Zedric.<<, antwortete ich in klarem Ton.
Dabei sah ich ihm direkt in die Augen und zeigte ihm, dass ich bereits wusste wer er war.Ally nickte mir aufmunternd zu, forderte mich zum weiterreden auf und deutete dann auf mich.
>>Und das ist Maddison.<<, stellte sie mich vor.
Aufmerksam musterte ich ihn.
Er bedachte mich mit einem Lächeln, streckte die Hand aus und zog sie nach einem peinlichen Moment wieder zurück, als er begriffen hatte, dass ich keine Anstalten machen würde seine zu schütteln.Mit einer perfekt inszenierten Unschuldsmiene sah ich zu ihm hoch und verschränkte dabei ganz bewusst meine Arme.
Aus dem Augenwinkel konnte ich Allys Stirn beobachten, auf die sich nun leichte Wellen abzeichneten.
Zedric hingegen lächelte nur schmal, auch wenn nur zur Hälfte deswegen, weil er Ally keinen Grund geben wollte, ihn in seinem Benehmen zurechtzuweisen.Da hat wohl jemand die Spielregeln erkannt, quittierte ich in Gedanken sein Lächeln.
Aber die Gewinnerin steht bereits vor ihm.
Wer weiß wie lange wir noch so dagestanden wären, wenn Ally sich nicht plötzlich geräuspert hätte.
>>Schön. Dann wäre das auch geklärt.<<, fing sie holprig an.
Dann schüttelte sie auf einmal ihren Kopf, als könnte sie selbst nicht glauben, so etwas gesagt zu haben und griff schnell, aber bestimmt nach meiner Hand.Sie zog mich näher zu sich und neigte ihr Gesicht nahe an meines. Erst wollte ich mich ihr wieder entziehen und setzte schon einen Fuß nach hinten, aber da schob sie sich offensiv vor mich und behielt mich dicht bei sich.
>>Was ist denn los?<<, fragte ich irritiert.
>>Wenn du mir jetzt sagen willst, dass ich mich gegenüber deinem Freund<<
-Hier malte ich übertrieben Anführungszeichen in die Luft- >>respektlos verhalte, dann bist du eindeutig ...<<Ally schnitt mir mit einem Kopfschütteln das Wort ab. Ich hielt inne und fühlte durch unsere verbundenen Hände ihren Pulsschlag, als wäre es mein eigener.
>>Schwarz. Deine Augen waren schwarz.<<, flüsterte sie und brachte mich damit zum verstummen.
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When It's Dark Outside
Novela Juvenil>>Es war Halloween. Und ich wünschte es wäre nie so weit gekommen.<< Zwei Freundinnen, die nachts an Halloween durch die Straßen ziehen und sich dann entschließen auf den Friedhof zu gehen... obwohl Maddison das eigentlich für keine so gute Idee hä...