Die Erinnerung

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Im Raum der Wünsche angekommen gesellte sich Emma zu Hermine. Es waren noch nicht alle Mitglieder da und so hatten sie noch ein wenig Zeit sich zu unterhalten.
„Du musst mir helfen, Hermine", sagte Emma.
Neugierig sah die Gryffindor sie an. Eine Augenbraue leicht hochgezogen.
„Bei was denn?", fragte sie.
„Im Gemeinschaftsraum haben Julie, Anthony und John gesagt, dass sie wissen, dass irgendetwas faul ist. Ihnen ist klar, dass ich ihnen verschweige, was ich mache, während die DA-Treffen sind und ich glaube sie werden bald Nachforschungen machen. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll."

Emma seufzte. Hermine sah verunsichert aus.

„Das ist nicht gut, wenn sie zu Umbridge..."
„Sie werden nicht zu Umbridge gehen. Das würden sie mir nicht antun", unterbrach Emma.
Hermine runzelte die Stirn. Sie schien nicht zu glauben, dass Emmas Slytherin-Freunde so vertrauenswürdig waren. Doch Emma war sich eigentlich sicher, dass Anthony, John und Julie sie niemals verraten würden.
„Ich habe mir gedacht, dass...ich ihnen vielleicht reinen Wein einschenken könnte..."

Hermines Augen weiteten sich. Von der Idee hielt sie scheinbar überhaupt nichts.

„Schön das ihr alle da seid", unterbrach Harry die Unterhaltung der beiden Freundinnen.
„Wir reden später darüber", flüsterte Hermine.
Emma nickte ihr zu und wand sich dann Harry zu.
„Wir werden heute mit den Patronus weiter machen. Denkt daran: Ihr müsst an das glücklichste Ereignis denken, was euch einfällt. Erinnert euch daran, wie ihr euch gefühlt habt und versucht dieses Gefühl einzufangen. Dann sagt die Worte ‚Expecto Patronum'"
Auf sein Geheiß hin fingen die Schüler an den Zauber auszuführen. Emma suchte nach einer glücklichen Erinnerung. Dann dachte sie mit aller Anstrengung an dem Moment, in dem sie erfahren hatte, dass sie eine Hexe war.

„Expecto Patronum."

Doch aus ihrem Zauberstab kam nur weißer Nebel. Miesgelaunt blickte sie sich um. Hermine hatte bereits einen silbernen Otter heraufbeschworen und vor Cho segelte ein Schwan umher. Dieser Anblick führte dazu, dass sich Emma noch schlechter fühlte.
„Denkt daran, dass es hier leichter ist. In Anwesenheit der Dementoren wird es schwerer euch an das Glücksgefühl zu klammern", sagte Harry.
Na toll, dachte sich Emma. Sie bekam es ja noch nicht einmal hier hin. Eine andere Erinnerung musste her. Sie dachte an ihren ersten Kuss mit Nick.

„Expecto Patronum."

Wieder nichts.
„Verdammt", sagte sie verärgert.
„Du schaffst es schon."
Harry stand neben ihr und hatte ihre missglückten Versuche mit angesehen.
Emma erzwang sich ein Lächeln.
„Das sagst du so einfach."
„Was macht dich am glücklichsten, Emma?", fragte er.
Das war eine gute Frage. Wieder einmal suchte Emma nach einer Erinnerung. Warum wollte ihr auch keine einfallen?
Sie ließ ihre Gedanken wandern und dann wusste sie welche Erinnerung sie nun nehmen würde.

***
Weinend hatte sich Emma in ihr Bett gekauert. Die Bettdecke war über ihren Kopf gezogen. Das Mädchen konnte die Welt nicht mehr verstehen. Sie spürte, wie eine Träne der nächsten folgte. Wie hatten Mummy und Daddy sie nur so anlügen können? Ihr ganzes Leben lang. Am ganzen Körper zitterte das kleine Mädchen. Mummy hat gesagt, dass sie nur adoptiert war. Nur adoptiert. Ihre Eltern waren gar nicht ihre richtigen Eltern. Mummy hat gesagt, dass sie Emma zu sich geholt haben als sie ein Baby war.


Es schüttelte Emma. Wie kann ihr Leben auf einmal so zusammenbrechen? Sie war nicht Daddys kleines Mädchen, wie sie es immer gedacht hatte. Ihr echter Daddy wollte sie nicht haben und ihre echt Mummy auch nicht. War Emma denn schlecht zu ihnen gewesen? Warum hatten sie sie nicht lieb gehabt?
Und was ist mit ihren Eltern, von denen sie gedacht hatte es wären ihre richtigen Eltern. Liebten sie Emma? Sie war nicht ihre richtige Tochter. Alles war eine Lüge.
Es klopfte an ihrer Zimmertür.

„Geht weg", rief das kleine Mädchen.

Die Tür öffnete sich und ihre Eltern betraten das Zimmer.
„Ich hab gesagt geht weg!"
Doch das taten sie nicht. Emma spürte, wie sie sich aufs Bett setzten.
„Emma mein Schatz", sagte ihr Vater.
„Ich will nicht mit euch reden."
Ihr Vater seufzte.
„Engel, bitte."

Ihre Mutter zog langsam die Decke von Emma tränenüberströmtes Gesicht.

„Meine kleine Tochter, bitte hör uns zu."
„Ich bin nicht eure Tochter! Das habt ihr selber gesagt."
Emma konnte sehen, wie ihrer Mutter eine Träne über die Wangen lief.
„Das stimmt nicht Emma. Du BIST unsere Tochter. Du bist unser kleiner Engel. Von dem Tag an, ab dem wir dich zu uns geholt haben, warst du immer unser kleines Mädchen", sagte ihr Vater.
Emma sah ihn an. Schockiert stellte sie fest, dass sich ihr Vater eine Träne wegwischte. Sie hatte ihren Daddy noch nie weinen sehen. Es sollte nicht weinen. Das war nicht richtig.
„Aber...aber...ich bin nur adoptiert."

Emmas Mutter nahm das Gesicht der kleinen in die Hand.

„Hör mir zu meine Süße. Du bist das Wichtigste für uns. Es gibt und gab nie etwas, dass Mummy und Daddy mehr geliebt haben als dich. Seit wir dich das erste Mal gesehen haben, haben wir dich geliebt. Du bist nicht nur adoptiert, mein Schatz. Du bist unser Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Du bist das Beste, was mir und deinem Daddy je passiert ist."
„Also habt ihr mich trotzdem lieb?", fragte Emma mit zitternder Stimmt.
„Wir lieben dich über alles, mein Schatz, für immer", sagte ihre Mummy.

Und dann fiel sie ihren Eltern in die Arme und ihre Mummy und ihr Daddy hielten sie fest. Emma weinte. Und ihre Eltern waren für sie da. Die Menschen, die Emma am meisten liebte standen ihr bei und trösteten sie. Sie war ihnen so dankbar. Auch wenn es immer noch wehtat zu wissen, dass andere sie weg gegeben haben, war Emma froh, dass ihre Mummy und ihr Daddy sie lieb hatten. Sie würden immer für Emma da sein.


***
Emma überlegte kurz. Dieser Moment, war der Moment in dem sie sich am Sichersten gefühlt hatte. Geschützt von ihren Eltern. Er entsprach vielleicht nicht der übliche Definition von glücklich, aber als sie daran dachte, konnte sie die Liebe ihrer Eltern ganz genau spüren. Sie spürte die Dankbarkeit. Die Erleichterung, als ihre Eltern ihr sagten, dass sie Emma für immer Lieben würde.

Dann hob sie ihren Zauberstab.

„Expecto Patronum!"
Sie wusste, dass es funktioniert hatte noch bevor sie das Tier sah. Sie hatte es geschafft einen gestaltlichen Patronus zu wirken. Aus ihrem Zauberstab kam ein anmutiger Panther. Es war ein wunderschönes Tier.
Emma musste Lächeln. Sie hatte es geschafft. Sie suchte Harrys Blick und der erwiderte ihr Lächeln.

„Ich wusste, dass du es schaffst", sagte er.

In dem Moment ging die Tür zum Raum der Wünsche auf. Hereinspaziert kam ein kleiner Hauself, der schnell auf Harry zulief. Emma sah ihn verwundert an. Was wollte er ihr? Sie hatte noch nie einen Hauself in Hogwarts gesehen. Natürlich wusste sie, dass es welche hier gab, aber diese kamen eigentlich nur raus, wenn die Schüler schliefen.
Emma bemerkte, dass der Elf am ganzen Körper zitterte.

"Harry Potter, Sir...", quickte der Elf, „Harry Potter, Sir...Dobby ist gekommen, um Sie zu warnen...aber die Hauselfen wurden ermahnt nichts zu verraten..."

Plötzlich lief der Elf los. Er wollte scheinbar mit seinem Kopf gegen die Wand rennen. Glücklicherweise konnte Harry ihn davon abhalten.
Emma hörte Hermine leise aufschreien.
„Was ist passiert, Dobby?", fragte Harry.
„Harry Potter...sie...sie..."
Der Elf versuchte sich zu schlagen und Harry ergriff seine Hand. Emma beschlich das Gefühl, dass etwas gewaltig schief lief.
„Wer ist ‚sie'? Umbridge?"
Der kleine Elf nickte. Emma wusste, was das bedeutete. Der Elf war hier um sie zu warnen. Umbridge wusste Bescheid.
„Was ist mit ihr? Dobby...sie hat doch nicht herausgefunden, dass wir...die DA?"

Dobby versuchte nun noch verzweifelter sich zu bestrafen.

„Ist sie auf den Weg hierher?", fragte Harry leise.
„Ja, Harry Potter, ja."
Der Schock saß tief. Keiner machte einen Mucks oder Anstalten wegzurennen.
„WORAUF WARTET IHR NOCH! LAUFT!", brüllte Harry.
Die Schüler wurden aus ihrer Trance gerissen und stürmten zum Ausgang. Emma bewegte sich auf den Ausgang zu, als sie sah, dass Harry keine Anstalten machte wegzulaufen. Er redete noch mit dem Elf.

„Harry, komm schon! Wir müssen hier weg!", rief sie und wollte zu ihm laufen.

Doch die heranstürmenden Schüler versperrten ihr den Weg. Sie wurde von ihnen aus dem Raum gedrängt. Dann lief sie.

Alles wird anders - Wie alles begannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt