"Bist du dir sicher, dass das notwendig ist?", fragte Lily, als sie mit mir die Treppen hinab in den Kerker ging. "Ja, es sei denn du willst, dass hier ein Haufen Leichen in der Schule liegt." Es war die Nacht des Neumondes und das hieß für mich in meine Zelle, wo Lily mich an die Wand ketten würde. Wir gingen in die Tiefen des Kerkers, in die entgegengesetzte Richtung des Slytheringemeinschaftsraums. Dieser Teil des Schlosses war wie ausgestorben, überall waren dicke Spinnweben und durch die Gänge huschten unheimliche Schatten. "Es ist gruselig hier.", sagte Lily zähneknirschend. Im Stillen stimmte ich ihr zu. Am Ende eines dunklen Ganges stießen wir auf eine Gittertür. Ich öffnete sie mit einem von zwei magischen Schlüsseln, die der Schulleiter mir gegeben hatte. Ich betrat die Zelle und schluckte, als ich die goldene Ketten sah. Vier dicke Ketten für Arme und Beine, an deren Enden jeweils eine massive Manschette befestigt war. "Willst du das wirklich durchziehen?", fragte Lily bestimmt schon das hundertste Mal an diesem Abend. "Der Mond geht gleich auf.", sagte ich einfach. Dann gab ich meiner Freundin die Schlüssel und setzte mich auf die Bank, die seit neustem in dieser Zelle stand. Dann griff ich nach der einen Fußkette und schloss die Manschette um meinen Knöchel. Mit jedem Klicken wurde die Beklemmung größer und das lag nicht nur daran, dass ich jetzt angekettet in einem dunklen Raum saß. "Lass mich dir wenigstens etwas Licht zaubern.", bat Lily. "Wie oft muss ich dir das noch erklären, meine Nachtsichtig ist hervorragend.", ein kleines Grinsen erschien auf meinem Gesicht.

Mit ihrem Zauberstab in der Einen und den Schlüsseln in der anderen Hand, verließ Lily schließlich die Zelle. Sie schloss die Tür ab und die Gitterstäbe begannen in einem goldenen Glanz zu glühen. Ich lehnte mich an die kalten Steine hinter mir und schloss die Augen. "Bis morgen früh.", sagte Lily leise. Ich nickte. Bald würde der Mond aufgehen und die Nacht würde beginnen.

Ein stechender Schmerz zog sich von den Fesseln zu meinem Herzen. In mir versuchte sich alles gegen die Fesseln zu wehren, doch ich zwang mich ruhig sitzen zu bleiben. Ich hörte ein Geräusch und riss die Augen auf. Meine Nasenflügel blähten sich und ich sog tief die Luft ein. Die feuchten Zellwände warfen das silbrige Licht zurück, das aus meinen Augen strahlte. Es war, als würde der Mond die Wände anleuchten. Das goldene Licht der Gitterstäbe kam da einfach nicht gegen an. Hier unten waren Menschen und dann auch noch männliche. Ein Zischen kam über mein Lippen und ich versuchte krampfhaft durch den Mund zu atmen. "Geht weg.", stieß ich zwischen den Lippen hervor und schloss die Augen. "Das ist also mit dir passiert, in der Nacht, an die wir uns nicht erinnern können.", sagte eine mir nur allzu vertraute Stimme. "Black verschwinde.", zischte ich. "Warum?", fragte er trotzig. "Tatze ihre Haut." Ich stöhnte gequält. "Potter nimm deinen Freund und verschwinde." Ich war hilflos und konnte nur darauf hoffen, dass die Ketten und die verzauberten Gitterstäbe mich aufhalten würden. Meine Verwandlung war weit fortgeschritten, bald würde meine ganze Haut mit Schuppen überzogen sein. "Sie sieht schon etwas gruselig aus.", sagte Black und ich hörte förmlich das Grinsen in seiner Stimme. "Immer noch gut, aber auch gruselig.", sprach er weiter. "Ob sie unter den Klamotten auch so schwarze Schuppen hat?", er fühlte sich sichtlich sicher und ich wusste nicht, wie lange ich meine Instinkte noch unter Kontrolle halten konnte. Ich hatte den Gedanken noch gar nicht zu Ende gedacht, da setzte mein rationales Denken aus.

Als ich am nächsten Morgen zu mir kam lag ich einem Haufen aus zerfetzen Klamotten. Es war kalt, aber ich lag immer noch in meiner Zelle. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht, und erstarrte. An meinem linken Handgelenk fehlte die goldene Manschette. Ich sah mich um und entdeckte die Kette locker an der Wand hängen. Schnell kontrollierte ich die anderen Kette. Sie waren alle an ihrem Platz. Erleichtert atmete ich aus und wartete auf Lily.

Den Tag verbrachte ich im Bett. Ich musste gestern einen regen Kampf mit den Ketten ausgefochten haben, denn mir tat jeder einzelne Muskel im Körper weh. Erst als die Sonne unter ging schaffte ich es die Beine aus dem Bett zu schwingen. Ich zog mir einen Bikini und ein luftiges Kleid an. Dann schlüpfte ich in meine Schuhe und lief runter zum See. Das Wasser würde meinen schmerzenden Muskeln gut tun. Am Wasser angekommen lief ich um den See herum zu meiner Lieblingsbucht. Dort zog ich Schuhe und Kleid aus und ging ins Wasser. Das kühle Nass war eine Wohltat für meine schmerzenden Glieder. Entspannt trieb ich in Ufernähe und genoss das leichte Schaukeln und die Energie, die förmlich in mich rein zu fließen schien.

"Prince!", eine Stimme ließ mich aufschrecken. Gehetzt sah ich mich um und entdeckte einen großen schwarzhaarigen Jungen am Ufer. "Black was willst du?", fragte ich genervt. "Gucken ob du wieder menschlich bist.", sagte er lachend. Ich blieb genau da, wo ich war. "Jetzt hast du es ja gesehen.", sagte ich und legte mich wieder zurück. Ich spürte die Wasserbewegung, noch bevor ich das Plätschern hörte. "Jetzt riecht es hier gleich nach nassem Hund.", sagte ich grinsend, mit immer noch geschlossenen Augen. "Besser, als wenn mir Schuppen wachsen würden.", gab er lachend zurück. Seine Hände streiften meine Füße. "Das hier erinnert mich an letzten Winter.", sagte er leise. Er umfasste mein Füße und massierte meine Fußsohlen mit seinen Daumen. Es war, als würde er Knöpfe drücken, die automatisch dazu führten dass sich meine Körper entspannte. "Du hast uns letzte Nacht ganz schön erschreckt.", sagte er leise, aber ich hörte das schmunzeln in seiner Stimme. "Typisch Gryffindor.", murmelte ich. "Wieso?" "Weil ihr euch immer unnötiger Weise in Gefahr bringt, anstatt einmal nachzudenken.", erklärte ich. "Achso, ja die Neugierde hat gesiegt.", sagte er und als ich ihn ansah, sah ich das leicht verlegene Grinsen auf seinem Gesicht. Nachdem ich meine Augen verdreht hatte schloss ich sie wieder und genoss die leichte Massage.

Sirius zog mich an sich und strich mir über die Waden und Knie. "Es war schon gruselig aber auch irgendwie faszinierend. Ich wusste zwar, das du einen schönen Körper hast, aber das du selbst in dieser Version von die, so anziehend bist, war mir neu.", ich konnte das anzügliche Grinsen in seinem Gesicht förmlich sehen, auch wenn ich die Augen geschlossen hatte. "Ich bin nicht eines deiner Betthäschen Black und deine Sprüche kannst du dir auch sparen.", sagte ich, behielt meine Position aber bei. "Nein jetzt mal ganz ehrlich, ohne Klamotten siehst du noch besser aus als mit.", sagte er, seine Hände wanderten mittlerweile über meine Oberschenkel. Ich richtete mich auf und sah ihn gelangweilt an. "Pass mal auf, du musst hier niemandem etwas beweisen und bei mir zieht diese Machomasche sowieso nicht.", ich ging auf ihn zu. "Außerdem würdest du mit jemandem wie mir niemals klar kommen.", ich zwinkerte ihm zu und schwamm ein Stück von ihm weg. "Ach glaubst du das Price?", ich hörte wie er mir hinterher schwamm. Es tat gut ein bisschen Spaß zu haben. Wir schwammen zu der kleinen Insel im See, dort angekommen setzte ich mich an den Strand und sah zu, wie Sirius erschöpft aus dem Wasser stieg. "Na ko?", fragte ich ihn lachend. "Beim um die Wette laufen, würde ich dich schlagen.", sagte er außer Atem und ließ sich neben mich fallen. "Das würdest du wohl.", sagte ich, immer noch lachend, der Anblick war einfach zu komisch.

"Remus ist ein Idiot, wenn er dich einfach so ziehen lässt.", sagte Sirius ernst und sah mir fest in die Augen. Mit diesen Worten war meine gute Stimmung vorbei. "Seit wir das letzte Mal gesprochen haben, sind über zwei Wochen vergangen und das war das einzige Gespräch, dass länger als zwei Minuten dauerte, seit meiner Geburtstagsparty.", sagte ich niedergeschlagen. Ich zog meine Knie an und legte den Kopf darauf. "Ich hätte gedacht, dass das mit uns funktioniert hätte. Ich hatte gedacht er wäre der richtige für mich.", sagte ich leise, während ich auf den See starrte. "Aber es muss doch nicht unbedingt ein Wesen sein, deine Mutter ist doch auch mit einem Menschen verheiratet.", über seine Zuversicht konnte ich nur mitleidig lächeln. "Mein Dad ist immun gegen den Sirenenzauber, es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ich das selbe Glück finde, denn diese Eigenschaft ist geringer, als dass mir irgendwann Flügel wachsen.", sagte ich frustriert. "Aber wir reden doch miteinander.", sagte er verwirrt. "Vielleicht hast du einfach eine höhere Toleranzgrenze als Andere." "Und was wenn nicht?" Ich ihn verwirrt an aber seinen Blick konnte ich nicht deuten. "Wir sollten zurück, es ist schon nach Mitternacht.", sagte ich und stand auf. "Ich glaube nicht, dass ich das jetzt schon schaffe.", sagt er und ich lacht über seinen frustrierten Gesichtsausdruck. Mir lag ein Spruch über Gryffindors auf der Zunge, aber sein Ego hatte heute Abend wohl schon genug Kratzer abbekommen. "Ich zieh dich zurück.", sagte ich und stieg ins Wasser. Das würde hart genug für ihn und sein Ego sein. Unter Wasser brachte ich die Verwandlung in Gange. "Komm schon.", sagte ich, als ich wieder auftauchte. Sein Gesicht, war zum schreien komisch. Langsam kam er auf mich zu und ergriff meine ausgestreckte Hand. Ich schob ihn hinter mich, so dass er sich an meinen Schultern festhalten konnte und schwamm los. "Das war der Wahnsinn.", sagte er, als wie am Ufer ankamen. Ich musste wieder über ihn lachen, ich konnte einfach nicht anders, er stand da wie ein begossener Pudel und grinste schief. "Los lass uns reingehen.", ich zog mir mein Kleid über den Kopf und er sich kurz darauf Hose und T-Shirt über. Dann gingen wir gemeinsam zum Schloss.

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Wie versprochen ein neues Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen.
Habt noch einen schönen restlichen Nikolaustag.
Fühlt euch geknuddelt
Eure Lu
PS: was haltet ihr von einer Lesenacht ich finde die Idee ziemlich interessant, auch wenn ich noch nicht weiß, wann ich das umsetzten würde ^^

Der Mond über Hogwarts Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt