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Lieber Remus,
Es tut mir leid, dass alles so ausgeufert ist. Ich wollte dich nicht erschrecken.
Du hast mir nicht weh getan und ich werde mich auch nicht in einen Werwolf verwandeln.
Bitte verzeih mir und bitte melde dich, wenn du kannst.
In Liebe Cleo.

Es war jetzt über sechs Wochen her, dass ich diese Zeilen geschrieben hatte. Gedankenverloren strich ich über die Narbe an meiner Schulter. Sie war genau da, wo die Schulter in den Nacken über ging. Glow war ohne Antwort einen Tag später zurück gekehrt. Ich hatte gehofft, dass er sich melden würde, doch das tat er nicht. Nicht in der Woche darauf und auch nicht in der darauf folgenden. Ich schrieb Briefe an James, ja sogar an Peter und Sirius, aber es kam immer nur die Antwort, dass ich ihm Zeit geben müsste. Lily war eine ganze Woche bei mir geblieben und hatte versucht mich abzulenken. Doch es gelang ihr nicht wirklich. Seit zwei Tagen war sie nun wieder hier, denn wir wollten zusammen in die Winkelgasse um unsere Schulbücher zu kaufen. Mein Vater würde uns begleiten.

"Cleo bist du fertig?", fragte mich die Rothaarige ungeduldig. "Ja sofort.", ich zog meinen Blazer über und schlüpfte in meine Ballerinas. Meine schwarze Stoffhose war schick aber bequem. Und das blaue Top schmiegte sich eng an meinen Oberkörper.
Unsere Briefe waren vor zwei Tagen angekommen, kurz nachdem Lily durch die Haustür getreten war, woher Dumbledore das auch immer wusste. Ich war erneut Vertrauensschülerin, wohingegen Lily Schulsprecherin geworden war. "Gehen wir nachher schwimmen?", fragte sie. Lily war besessen von meiner Sirenengestalt und wollte am liebsten jede freie Minute im Wasser verbringen. "Vielleicht, wenn du artig bist.", sagte ich und tätschelte ihr Kopf. "Na warte.", lachend lief ich vor ihr weg, die Treppen hinab, sie mir immer dicht auf den Fersen. "Immer langsam mit den jungen Hippogreifen.", begrüßte mein Vater uns lachend, als wir uns an den Tisch setzten. "Ihr benehmt euch, als würdet ihr in die erste Klasse kommen und nicht in die siebte.", sagte meine Mutter schmunzelnd. "Tja vielleicht, dann dürften wir nochmal sieben Jahre nach Hogwarts gehen.", sagte Lily verträumt. "Ja das wäre schön.", bei dem Grauen in der Welt da draußen stieg mir ein kalter Schauder den Rücken hoch. Still aßen wir unser Frühstück.

"Vergesst nicht eure Zauberstäbe immer griffbereit zu haben.", ermahnte uns mein Vater nochmals, bevor wir mit Flohpulver in die Winkelgasse reisen würden. Dann stieg er in die grünen Flammen im Kamin und sagte laut und deutlich: "Winkelgasse." Lily und ich folgten seinem Beispiel und kurz darauf landeten wir in dem Kamin bei Flourish & Blotts. Der Laden war ziemlich leer und alle die hier einkauften, hielten die Köpfe gesenkt. Wir kauften schnell unsere Bücher und machten uns dann auf den Weg nach draußen. Die Winkelgasse hatte ihren Charme verloren, alles wirkte grau und trist. Einige Läden waren verrammelt, kaum etwas erinnerte an den Glanz und den Trubel, vom Anfang der Sommerferien. Unsere restlichen Einkäufe waren schnell erledigt und so konnten wir uns wieder auf den Weg zu unseren Ausgangspunkt machen. Doch als wir den Laden betreten wollten, hielt mein Vater uns auf. "Todesser.", er zeigte auf ein paar Gestalten in schwarzen Umhängen, die sich in dem Bücherladen befanden. "Appariert nach hause, sofort, ich werde im Ministerium bescheid geben.", sagte mein Vater und schob uns in eine kleine Seitengasse. Erschrocken sah ich ihn an. "Nein, Dad komm mit uns.", sagte ich ängstlich. Plötzlich war der Krieg sehr nahe. "Ah Mister Prince, schön sie mal wieder zu sehen.", erklang eine schleimige Stimme hinter meinem Vater. Dieser Strecke den Rücken durch und drehte sich um. "Was verschafft mir die Ehre, Mulcliber Senior und der Junior ist auch mit dabei. Wie geht es ihnen?", freundliche Konversation. "Lily geh, ich helfe meinem Vater.", ich drängte meine Freundin in einen Hauseingang. "Aber Cleo..." Ich schüttelte den Kopf. "Du kannst doch nicht...", fing sie erneut an. "Doch ich kann. Zumindest etwas Zeit schinden, jetzt geh.", als ich ihr tief in die Augen sah, musste die den silbrigen Glanz in der Tiefe gesehen haben, denn sie drehte sich um die eigene Achse und verschwand. "Dad, ich lenke sie ab, geh ins Ministerium.", sagte ich leise zu meinem Vater. "Cleo nicht.", er streckte die Hand nach meiner Schulter aus, doch ich wich ihr elegant aus. "Leider hat mein Vater wichtiges zu tun, sie müssen ihn entschuldigen.", wandte ich mich an den älteren der beiden. Ich legte all meine Macht in die Worte, um die Manipulation möglichst wirksam zu machen. "Aber natürlich Miss. Guten Tag auch Mister Prince. Hinter meinem Rücken zeigte ich meinem Vater, er solle verschwinden. Als ein leiser Knall ertönte fiel diese Last von meinen Schulter, jetzt musste ich mich nur möglichst schlau aus der Situation heraus manövrieren, immerhin handelte es sich hier um eine der Familien, die dem, dessen Name nicht genannt werden darf, am treuesten ergeben waren. "Was verschlägt sie so früh am Morgen hier her?", fragte ich möglichst charmant. Meine Stimme klang selbstsicher, doch in mir brodelte die Angst, ich hatte das einfach viel zu lange nicht mehr gemacht.

Gemeinsam gingen wir durch die Winkelgasse und ich vertiefte den Smalltalk, hüllte die beiden in eine Wolke aus netten Worten und höflichen Gesten. "Es hat mich sehr gefreut, sie beide kennen zu lernen, allerdings habe ich noch etwas wichtiges zu erledigen.", sagte ich und der Gesang der Sirenen klang in meiner Stimme mit. "Aber natürlich, mein Kind ich wünsche noch einen schönen Tag.", sagte der Senior, während der Junior mich unverhohlen begaffte. "Wir sehen uns in der Schule.", brummt er. "Ich glaube nicht, dass sie beide sich an mich erinnern werden.", sagte ich leise, aber so laut, dass sie es noch hörten. Kurz trat ein verträumter Ausdruck in ihre Gesichter, dann Disapparierte ich.

Zuhause angekommen, lief ich sofort zu meiner Mutter, die mich in ihre Arme schloss. "Du musst Dad eine Nachricht schicken, sonst begibt er sich in Gefahr.", sagte ich schnell. Meine Mom nickt und schickte sofort einen Patronuns mit einer Nachricht los. Kurze Zeit später betrat mein Vater die Küche. Erleichtert schloss ich ihn in meine Arme und auch Lily wurde geknuddelt, als ich sie zu fassen bekam. "Wie bist du entkommen?", fragte Lily mich schließlich. "Ein bisschen Sirenenmagie.", sagte ich lächelnd. "Das klappt außerhalb vom Vollmond so gut?", fragte sie erstaunt. "Ja, aber es dauert eine Weile, weswegen ich so lange gebaucht habe.", erklärte ich ihr. "Wie gut, dass keiner der beiden zufällig immun war.", sagte meine Mutter. Sie wirkte immer noch etwas angespannt. Ich nickte. "Wollen wir schwimmen gehen?", fragte ich Lily, die sofort dabei war. "Hab euch lieb.", sagte ich zu meinen Eltern, bevor ich mit Lily in die Grotte hinab stieg.

Die Zellen hatten sie am Anfang sehr erschrocken, doch nachdem ich ihr alles erklärt hatte verstand sie es. Nun ging sie wie selbstverständlich daran vorbei. Unten hatte die einen Bikini gelagert, den sie nun anzog. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass sie mich nackt sah und so stiegen wir gemeinsam ins Wasser. Lily tauchte immer indem sie den Kopfblasenzauber anwendete. Ich half ihr durch die Felsen, was heute einfach war. Ich nahm sie auch nur mit raus, wenn das Meer ruhig war.

Am Abend fielen wir erschöpft ins Bett. "Ich hatte heute richtig Angst.", sagte Lily leise. "Ich auch, das hätte verdammt schief gehen können.", gab ich zu. "Das nächste mal werden wir besser auf diese Situationen vorbereitet sein.", sagte sie zuversichtlich. Ich hingegen hoffte, dass es nie wieder zu solch einer Situation kommen würde.

Zwei Tage später machten wir uns mit gepackten und geschrumpften Koffern auf den Weg nach Kings Cross. Das Gleis war überfüllt mit den verschiedensten Menschen. Muggel und Zauberern, Kindern und Erwachsenen, guten und bösen Zauberern. Schnell betraten wir den Zug und setzten uns in ein Abteil. Draußen erblickte ich immer wieder Gestalten, die ich am liebsten hinter Schloss und Riegel sitzen sehen würde, doch sie liefen frei herum.

Bald leerte sich der Bahnsteig. Die anderen Mädels gesellten sich zu uns. Gespräche begannen, über die Erlebnisse in den Ferien. Ich sah auf die Uhr am Bahnsteig. Der Minutenzeiger rückte vor auf die Zwölf. Ein grelles Pfeifen ertönte und ein Ruck ging durch den Zug. Das letzt Mal würden wir nach Hogwarts fahren, das letzte Mal in die Kutschen steigen und das letzte Mal sehen wie die neuen Erstklässler auf ihre Häuser verteilt wurden und das letzte Mal das große Festessen genießen. Denn dies würde unser letztes Jahr in Hogwarts sein.

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Ich hab es geschafft noch ein Kapitel hinten dran zu hängen, ich hoffe es gefällt euch.
Habt einen schönen Tag und lasst euch nicht von dem schlechten Wetter ärgern (hier regnet es die ganze Zeit).
Lg eure Lu

Der Mond über Hogwarts Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt