26

1.6K 123 9
                                    

Am nächsten Morgen hatte ich tierische Kopfschmerzen und keine Ahnung wo ich war. Verwirrt sah ich mich um und fand mich in einem Schlafsaal wieder, der nach der Farbgebung im Gryffindorturm liegen musste. Aber es war nicht, der mir bekannte Mädchenschlafsaal. Ein Arm war um meine Mitte geschlungen und als ich mich umdrehte, erblickte ich den schwarzen Wuschelkopf von Sirius. Lächelnd kuschelte ich mich an ihn. Aus dem Bett neben uns hingen ein paar verdächtig rote Haare und auf dem Nachtschrank lag eine mir bekannte runde Brille. Also hatten wir alle im Schlafsaal der Jungs geschlafen. Ich sah auf den Wecker, auf James Nachttisch. Er zeigte elf Uhr Vormittags an. Um drei Uhr am Nachmittag würde die Entlassungsfeier beginnen. Ich löste Sirius Arm von mir und gab ihm noch einen Kuss auf die Wange, dann Schlich ich zu James Bett hinüber. "Lily. Lily, wir müssen aufstehen.", sagte ich leise und rüttelte vorsichtig an ihrer Schulter. "Was ist los?", murmelte sie verschlafen und öffnete die Augen. "Au mein Kopf.", sie hielt sich die Hand vor die Augen und erwischte dabei James Schläfe, mit ihrem Ellenbogen. "Au verdammt.", schreckte der schwarzhaarige Wuschelkopf hoch. "Oh man, warum ist den das so hell?", fragte er und hielt sich ebenfalls die Hand vor die Augen. "Es ist schon elf Uhr.", sagte ich leise, wegen meiner Kopfschmerzen. "Wir haben wohl gestern etwas zu viel getrunken.", stellte ich zerknirscht fest. "Was ist hier los, warum ist es so laut?", kam es grummelnd aus Sirius Bett. "Weil Lily mich verprügelt.", jaulte James. "Hör auf meinen besten Freund zu hauen Evans.", grummelte Sirius. "Das hält mein Kopf nicht aus.", er zog sich die Decke über den Kopf. "Wie gut, das wir nach der letzten Feier noch den Anti-Kater-Trank angesetzt haben.", kam es von Remus. Er sah übel aus. Mindestens genau so übel, wie ich mich fühlte. Er zog eine Kiste unter seinem Bett hervor, griff sich eine Phiole, öffnete sie und kippte den Inhalt herunter. Seine Gesichtszüge entspannten sich augenblicklich. Er hob den Karton auf und verteilte die kleinen Phiolen. Der Trank stillte die Kopfschmerzen und ließ die Übelkeit verschwinden. Ich griff mir Lilys Hand und zog sie aus dem Bett und hinter mir her.

"Was hast du vor, ich will noch weiter schlafen.", grummelte sie. "Wir haben beide ein Bad nötig.", sagte ich bestimmt und zog sie in den fünften Stock, in Vertrauensschülerbad. Dort genehmigten wir uns erst mal ein ausgiebiges Bad in dem belebenden Wasser. Danach fühlten wir uns wie neu geboren. Mit einem Aufrufzauber, riefen wir uns saubere Klamotten herbei. "Jetzt geht es mir tausend mal besser.", sagte Lily, lächelnd, als wir uns auf dem Weg zu den Schülersprecherräumen befanden.

Als wir durch die Tür kamen, hörten wir James bereits fluchen. "Wo bei Merlins kratzigen Unterhosen ist dieser blöde Hut?!" "Auf deinem Schrank!", hörten wir Remus zurück brüllen. Lachend schüttelten wir die Köpfe und gingen in Lilys Zimmer. Ich lief beinahe in Lily hinein, als diese plötzlich stehen blieb. "W-w-wa-was ist das?", ich hatte meine Freundin noch nie stottern gehört. Also sah ich an ihr vorbei. Auf ihrem Bett lag eine schwarze Kleiderhülle, mit einem Zettel drauf. Langsam ging sie darauf zu, las den Zettel und öffnete dann vorsichtig den Reisverschluss. Als der maisch leuchtende grüne Stoff zum Vorschein kam, fiel ihr glatt die Kinnlade runter. "Das hast du doch ausgeheckt.", sagte sie vorwurfsvoll, doch ich konnte das glückliche Leuchten in ihren Augen sehen. "Schuldig.", sagte ich schulterzuckend. Lily lächelte und befreite dann das Kleid aus dem Laden, aus seiner Hülle. "Komm wir müssen uns fertig machen.", sagte ich. Ich hatte meine Sachen alle schon hier runter geholt, da mich eh nicht mehr viel im Ravenclawturm hielt, war ich für die letzten Tage kurzerhand bei Lily eingezogen. Mein Umhang und mein Kleid hingen an Lily Schrank. Ich ging ins Bad um ein leichtes Make-Up aufzulegen.

"Du siehst wie immer Wunderschön aus.", Sirius lehnte in der Tür und sah mir dabe zu, wie ich meine Haare hochsteckte. "Danke, du siehst auch nicht schlecht aus.", sein Festumhang, stand ihm ausgezeichnet. Er kam auf mich zu und legte von hinten seine Arme um mich, als ich fertig war. "Jetzt ist es also so weit. Unser letzter Tag in Hogwarts.", er sah traurig aus und auch mir standen die Tränen in den Augen. Er legte sein Kin auf meinen Kopf und sah mir durch den Spiegel in die Augen. "James und ich haben eine Wohnung in London, ich hoffe du besuchst mich dort mal.", sagte er leise. "Natürlich besuche ich dich.", sagte ich lächelnd. "Das ist schön.", sagte er und küsste mich kurz auf die Schulter, bevor er sich von mir löste und das Bad verließ. Ich musste einen großen Kloß herunter schlucken, als ich in den Spiegel sah. Dann verließ auch ich das Badezimmer. Lily war bereits fertig. Ihr Kleid schien zu leben und mit ihrer Frisur, sah sie aus wie eine Elfe. Zu ihrem Kleid trug sie ein Paar weiße Ballerinas, und ihr Haar hatte sie einige weiße Blumen gesteckt. Ich lächelte meine beste Freundin an, sie wir wirklich wunderschön. Ich ging zum Schrank, um mein Kleid anzuziehen. Es war ein schlichtes, bodenlanges, Satinkleid, welches in allen Blautönen des Wassers schimmerte, je nach dem wie das Licht drauf fiel. Ich schob die dünnen Träger auf meine Schultern. Das Kleid floss grade an mir herunter. Der Rock hatte an einer Seite einen Schlitz bis zum Oberschenkel und der Rücken war tief ausgeschnitten. Von vorne sah es doch relativ brav aus. Ich zog meine Schwarzen High Heels an und griff nach meinem Umhang. "Mir ist immer ein Rätsel, wie du auf den Dingern laufen kannst.", sagte Lily lachend, während sie sich ihren Gryffindor- Umhang über zog. "Übung.", sagte ich grinsend und zog ebenfalls meinen Umhang über. Dann nahm ich meinen Hut und gemeinsam mit Lily ging ich in den Aufenthaltsraum, selbst mir den hohen Schuhen, war ich nur knapp so groß wie sie. Dort versuchte James Garde, wie immer erfolglos, seine Haare zu bändigen. Lily ging zu ihm und gab ihm einen sanften Kuss. "Danke für das Kleid.", sagte sie lächelnd. "Gern geschehen.", antwortete er und vergaß bei dem ganzen verliebten Lächeln glatt seine immer noch zerzausten Haare.

Gemeinsam gingen wir zum Gryffindorturm, wo wir uns mit den Mädels und Frank im Aufenthaltsraum treffen wollten. Frank und Alice waren bereits dort. "Dorcas und Marlene brauchen noch ein bisschen.", sagte Alice lachend. Lily stimmte mit ein. Die Jungs unterhielten sich über irgendetwas, was genau, konnte ich allerdings nicht sagen, dafür sprachen sie zu leise.

Nachdem alle da waren, gingen wir nach unten in die Große Halle. Dort trennten sich unsere Wege, da wir alle an unsere Haustischen sitzen mussten. Wir saßen da, wo sonst immer die Erstklässler saßen, wenn sie am ersten Tag, auf ihre Häuser aufgeteilt wurden. Am Rand der Halle standen einige Erwachsene, ein paar erkannte ich als Kollegen von meinen Eltern, demnach mussten das die Auroren sein. Die Restlichen Eltern saßen am Eingang der Halle, an den jeweiligen Tischen ihrer Kinder. Ich konnte meine Eltern nicht entdecken, vielleicht waren sie noch nicht da. Die Gedanken an meine Eltern wurden von Professor Dumbledore unterbrochen, welcher an sein Rednerpult trat.

"Alles geht einmal zu Ende. Manches Ende ist schön, aber die meisten sind traurig. Wenn ihr an Hogwarts denkt, hoffe ich , dass jeder von euch sich an eine gute Zeit erinnert. Dass ihr Freunde fürs Leben gefunden und einen Weg für die Zukunft gefunden habt. Ich will euch aber nicht vom Essen abhalten. Haut ordentlich rein.", damit verließ er das Rednerpult um sich auf seinen Platz zu setzten. Vor uns tauchte ein außergewöhnliches Festmal auf, dass alle Speisen beinhaltete, die in den letzten sieben Jahren auf den Haustischen erschienen waren.

Nach dem Essen verschwand das Geschirr und alle standen auf. Die Tische rückten an die Seiten und die Bänke stellten sich in Reihen parallel zum Lehrertisch auf, welcher ebenfalls an die Wand rückte. Jetzt ging es an die Zeugnisvergabe. Nervös wischte ich meine vor Schweiß nassen Hände an meinem Umhang ab. Immer noch hatte ich meine Eltern nicht entdeckt. Ich setzte mich zu Lily und James. "James Eltern sind nicht gekommen.", flüsterte Lily mir ins Ohr. "Meine auch nicht.", sagte ich niedergeschlagen. Ich wusste, was das hieß und auch James wusste es, das sah ich an seinem versteinerten Gesichtsausdruck und der Sorge in seinen Augen. Ich griff über Lilys Schoß nach seiner Hand. Es sah mich an und wir beide wussten, dass etwas nicht stimmte.

Die Zeugnisvergabe verlief ereignislos. Die Schüler wurden nacheinander aufgerufen und holten sich ihre Zeugnisse ab. Wir hatten alle ziemlich gute Zeugnisse, selbst James und Sirius, die eher wenig, bis gar nicht gelernt hatten. Nur Peter hatte eher ein durchschnittliches Zeugnis, er war ebenfalls so gut wie nie beim Lernen dabei gewesen. Lily hatte ihren Abschluss mit Auszeichnung gemacht, da sie in allen ihren Fächern mit "Ohnegleichen" bestanden hatte. Remus und ich hatte jeweils nur ein "Erwartungen übertroffen" er in Geschichte der Zauberei und ich Besenflug .Ich hatte meine Füße halt lieber am Boden und ohne die Hilfe von James, wäre ich in der praktischen Prüfung durchgefallen. Er hatte viel mit Lily und mir geübt.

Als die Verleihung vorbei war, gingen viele zu ihren Eltern oder verließen die Halle. Da von unseren Eltern niemand da war, blieben Remus, Sirius, Lily James und ich kurz sitzen. "Mr. Potter, Miss Prince, Könnte ich kurz mit ihnen reden?", Professor McGonegall stand vor uns. Wir nickten, bleiben aber sitzen. Kurz schien sie zu zögern, fing dann allerdings an zu sprechen, als sie merkte, dass wir bei unseren Freunden bleiben würden. "Es gab einen Angriff auf der Ministerium. Ein Spion hat sich Zugang zur Aurorenzentrale verschafft und einige vertrauliche Akten gestohlen. Darunter auch die Adressen einiger Häuser, wo gefährdete Personen versteckt werden. Ihre Eltern sind auf der Suche nach dem Spion oder versuchen die Häuser zu schützen.", erzählte sie sachlich, wie immer. Ich schluckte. "Ich habe mir gedacht, dass es etwas wichtiges sein musste, sonst wären sie her gekommen.", sagte James tonlos. Ich nickte zustimmend. Das beklemmende Gefühl in meiner Brust wollte nicht verschwinden.

In Gedanken verließen wir die große Halle und gingen runter zum See. "Diese ewigen schlimmen Nachrichten fressen mich auf.", sagte James schließlich. "Ich brauch etwas Bewegung.", mit diesen Worten wandte er sich ab und ging. Lily sah kurz in die Runde und lief ihm dann nach.

Der Mond über Hogwarts Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt