Am nächsten Morgen wache ich auf, wie am Tag zuvor schon. Der Wecker klingelt schrill und Constantin schaltet ihn aus. Er geht in das Badezimmer und kommt nach einiger Zeit heraus um mich in das Badezimmer zu bringen.
Ich sitze in meinem Rollstuhl vor dem Waschbecken und starre mein Spiegelbild an. Ich schaue mir in die Augen und was ich sehe ist, dass ich nichts sehe. Ich sehe in mir eine große Leere, die von meinem Körper umhüllt ist.
In mir ist nichts, nichts, was mich hier auf dieser Welt hält und nichts, was mich mit Lebensfreude erfüllt, absolut nichts.
Es gibt nichts, was mir etwas bedeutet.
Es gibt niemanden, der mir etwas bedeutet.
Ich nehme mir einen Gürtel, der zufälligerweise auf der Waschmaschine liegt. Wahrscheinlich hat Constantin vergessen den Gürtel wegzuräumen.
Ich binde den Gürtel zu einer Schlaufe und hänge ihn um den Fenstergriff.
Ich lege meinen Kopf in die Schlaufe und lass mich langsam aus meinem Rollstuhl gleiten. Meine Augen schließe ich und nun denke ich an eine ferne schöne Welt, die mich erwarten wird, wenn ich es endlich geschafft habe mich zu befreien. Mich von meinem eigenen Leben zu erlösen, loszulassen und über die Grenze des Lebens hinaus in den Tod zu schreiten. Ich merke, wie aus mir das Leben entweicht. Gleich ist es soweit und ich kann meine ferne Reise in das Ungewisse antreten.
"Julie? Bist du fertig? Wir müssen gleich los! Julie! Antworte mir!" Constantin wird ungeduldig. Er schlägt gegen die Tür. Im nächsten Moment ist er schon im Badezimmer.
"Julie... JULIE!!! Prinzessin, dass kannst du mir nicht antun! Nicht schon wieder!"
Meine Seele ist bereit zu gehen. Jeden Augenblick ist es soweit und ich kann endlich gehen...
Ich öffne meine Augen und es ist grell. Überall ist es weiß. Habe ich es wirklich geschafft?
Vor mir sehe ich Constantin, wie er weint, wie er schreit und wie er verzweifelt. Vor allem aber wird mir bewusst, dass ich es nicht geschafft habe.
"Bist du des Wahnsinns? Habe ich dir nicht gesagt, dass du nie wieder versuchen sollst dich umzubringen? Wieso... Wieso tust du mir das an? Warum? Womit habe ich es verdient?"
Ich bin, wie betäubt. Ich fühle nichts, ich denke nichts und alles um mich herum ist so unwirklich. Als wäre alles um mich herum nicht echt. Mit einem Mal merke ich, wie meine flache Hand gegen Constantins Gesicht schlägt. Ich kann es nicht kontrollieren, ich tue es einfach. Immer wieder klatsche ich ihm eine bis er meine beiden Hände fest in seinen Händen hält.
Sein Blick wird starr und kalt. Seine schwarzen Augen gucken mich regungslos an. Er hat auf einmal jegliche Gefühle verloren. Es scheint als wäre er komplett vereist oder versteinert. Wobei der Begriff vereist eher passen würde, denn im Moment ist er so kalt zu mir, wie noch niemals zuvor.
Sein Blick wendet sich ab von mir. Er fixiert irgendetwas im Hintergrund.
"Wir müssen los!" Seine Stimme wirkt viel tiefer als sonst.
Eine Stunde später kommen wir bei seiner Arbeit an. Während der Fahrt hat er kein Wort mit mir geredet und mich auch nicht angeguckt. Wir gehen jetzt in den Aufenthaltsraum, wo uns seine Kollegen begrüßen. Die meisten Kollegen begrüßen nur mich. Constantin ignorieren sie. Nur sein Chef und Björn begrüßen ihn aber er reagiert nicht.
"Hä? Was ist denn jetzt los? Hallo? Constantin?" Björn versteht die Welt nicht mehr.
"Ach, wer weiß, was der schon wieder für ein Problem hat..." sagt ein anderer Kollege genervt.
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Mein neues Leben mit einem fremden Mann - #Wattbooks2017 #WPOlymphics
Teen FictionJulie ist fünfzehn Jahre alt und lebt bei ihrem wohlhabenden Vater, der allerdings keinerlei Gefühle für sie übrig hat. Eines Tages beauftragt er eine Firma um sein Grundstück erneuern zu lassen. Julie fällt auf, dass sie von einem Bauarbeiter ständ...