"Ich weiß, es ist ein bisschen spät dafür aber", sagte er anstatt einer Begrüßung, als sie ihn hereinließ, mit Schnee auf der Pudelmütze und geröteten Wangen der eisigen Kälte wegen, draußen tobte ein heftiges Schneetreiben.
Er öffnete seine Tasche und gab ihr einen rechteckigen Gegenstand. Einen Adventskalender! Schüchtern dankte sie ihm, es war ihr peinlich, immer die Beschenkte zu sein und schwor sich, dass sie ihm auch mal etwas mitbringen würde.
Er rieb sich die steifen Finger während sie ihm eine heiße Schokolade machte, sie wollte sich gerne nützlich machen, sich erkenntlich zeigen.
Dankbar schlang er die Finger um die dampfende Tasse und kostete vorsichtig. Der Kalender lag noch immer weitgehend unbeachtet auf dem Tisch, sie beobachtete lieber den jüngeren Mann, der wie immer unerschütterliches Selbstvertrauen und ungetrübten Optimismus ausstrahlte.
"Mach auf", forderte er sie auf, nachdem er sich ein wenig aufgewärmt hatte. "Gleich vielleicht", entgegnete sie schüchtern, noch viel zu sehr in seine Gesichtszüge vertieft um sich auf etwas anderes konzentrieren zu wollen oder zu können. Mit einem Schulterzucken und einem spitzbübischen Lächeln öffnete er irgendeines der Türchen und aß das zum Vorschein kommende Schokoladenstück genussvoll.
"Danke", sagte sie erneut, noch immer peinlich berührt. "Aber... warum?" Sie hätte sich schlagen können. Er hingegen hatte sich im Stuhl zurückgelehnt und lächelte unergründlich. "Du siehst nicht aus, als würdest du Weihnachten genießen."
Er beugte sich wieder vor, studierte den Kalender wieder, fand das Türchen des 12. Dezembers, öffnete es nahm die Schokolade heraus und schob sie ihr über den Tisch hinweg hin.
"Und das will ich ändern."
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Adventskalenderstorys
Historical FictionTropf. Er blickte auf das Schwert in seiner Rechten. Es war zerbrochen. Von Blut verschmiert. Blut eines Toten. Dieses Schwert hatte einen Menschen getötet. Es war kein besonders kluger Mensch gewesen, aber nichts desto trotz ein Mensch. Ekel befiel...