Prolog

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• M A T T H E W •

Ich sehe mich um. Beobachte die einzelnen Menschengruppen.

Sie sind alle gleich. Sie spielen sich gegenseitig vor, die besten Freunde zu sein – sich zu kennen. Und doch tun sie es nicht. Wie auch? Dafür sollte man miteinander reden. Ihre Aktivitäten schränken sich darauf ein, an ihren Smartphones zu hängen und sich das eine oder andere witzige Meme zu zeigen.

Spielt einer von ihnen eigentlich mit offenen Karten? Oder ist man in der Schule nicht jemand anderes? Hier ist man falsch. Man erfindet ein neues Ich, in der Hoffnung, dass es seinen Mitmenschen gefällt. Es ist nur eine Schutzmauer, hinter der man sich vor all den Gefahren zu verstecken versucht.

Sie lachen, wenn man es von ihnen erwartet. Sie lästern, obwohl sie gegen diese eine Person eigentlich nichts haben. Sie sind Schauspieler, die mit jedem Tag ihre Rolle perfektionieren.

Was keiner von ihnen sieht, ist, dass sie nichts sind. Dass dieses Ich, das sie sich zusammenreimen, nicht existiert. Nur ein Fehler und alles würde zusammenbrechen. Und dann ist man allein. Niemand interessiert sich mehr für denjenigen. Man ist Luft.

Aber wem erzähle ich das eigentlich?

Ich bin in dieser Schule ein Niemand. Der Freak, der gemieden wird, wenn man ihm im Flur begegnet. Der, über den man sich trotzdem lustig macht. Weil er komisch ist. Weil er anders ist.

Keiner weiß, wie ich mich fühle. So verloren. Allein. Niemand kann mich verstehen.

Und das obwohl ich gute Freunde an meiner Seite habe, die sich nicht nach dieser Hierarchie an unserer Schule richten. Sie interessieren sich nicht dafür, dass andere über sie reden könnten. Sie halten zu mir.

Vielleicht erahnen sie, dass ich immer ein wenig zurückgezogen bin. Eine Mauer um mich gebaut habe und selbst den beiden, denen ich am meisten vertraue, nicht alles erzähle. Aber sie akzeptieren es.

Für meine Freunde bin ich nicht unsichtbar. Ich bin nicht der, der immer nur Fehler macht. Der, der niemandem etwas recht machen kann. Der Loser.

„Ey, Freak!" An meinen Haaren wird mein Kopf nach hinten gezogen. Im selben Moment trifft mich ein Becher Joghurt. Direkt ins Gesicht.

Um mich herum ertönt lautes Gelächter. Sie lachen. Über mich.

Das klebrige Dessert läuft über meinen Hals in den Pullover. Ich raffe mich auf und greife nach diversen Servietten, um das Nötigste zu bereinigen. Dabei treten Tränen in meine Augen, die ich versuche zu unterdrücken.

Nicht weinen. Ich darf keine Schwäche zeigen. Das erwarten sie alle von mir, dass ich vor der gesamten Schule weine. Doch trotz meiner Bemühungen fließen die Tränen.

„O nein, wer muss denn da weinen?"

Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter mir steht. Es sind die Schüler, die von allen gefürchtet werden. Und doch himmelt man sie an, weil sie an der Spitze unserer Hierarche stehen.

Mit einem Ruck werde ich am Arm umgedreht, sodass ich in die Gesichter derjenigen schauen muss.

„Du hast da was." Aaron kreist mit seinem Finger vor meinem Gesicht herum und schubst mich zurück auf meinen Stuhl.

Wieder ertönt das Lachen unserer Mitschüler. Ein breites Grinsen umspielt seine Lippen, als er die Arme vor seinen Oberkörper verschränkt und seinen Freunden mit einem Kopfnicken signalisiert, zu gehen. Ich sehe, wie sie zurück auf ihre Plätze – am anderen Ende der Cafeteria – gehen.

Für mich ist das ein ganz normaler Schultag.

Only Three Words [boyxboy] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt