Kapitel 11

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• C H R I S •

Missgestimmt überfliege ich zum wiederholten Male den Elternbrief aus der Schule, den ich mir aus dem Sekretariat abholen musste. Nach meinem Ausraster im Matheunterricht hat mich Mrs. Grant zur Schulleitung geschleppt. Dort durfte ich mir über meine unmöglichen Verhaltensweisen eine Rede über mich vom Direktor persönlich ergehen lassen.

Dazu ist eine Übermittlung an meine Eltern gekommen, dass sie sich bei ihm melden sollen.

Augenverdrehend zerknülle ich das Schreiben und öffne den Kühlschrank, um mir daraus ein Bier zu holen. Das brauche ich jetzt einfach. Um meine Wut über alles zu betäuben.

Und den Gedanken daran, dass ich Matthew vermisse. Er ist mir allen Ernstes gestern aus dem Weg gegangen und ist auch heute meinen Blicken ausgewichen. Eigentlich sollte ich mich nicht weiter um ihn kümmern, wenn er es so kompliziert haben möchte.

Dass seine Eltern unser Abendessen gestört haben, ist echt mies gelaufen, aber es ist halt passiert. Wenn er mich deshalb aber meidet, ist es echt bescheuert.

Nachdem ich einen großen Schluck von meinem Bier getrunken habe, suche ich meine Hosentaschen nach meinen Zigaretten ab.

Zwar können es meine Eltern überhaupt nicht leiden, dass ich rauche, aber sie meinen, ich wäre alt genug, um darüber zu entscheiden. Unsere Abmachung lautet, nicht im Haus zu rauchen.

Frustriert stoße ich Luft aus, als meine Suche erfolglos bleibt. Als die Terrassentür hinter mir aufgerissen wird, mustere ich verwundert meinen besten Freund, der meinen Blick ausdruckslos erwidert.

„Was machst du hier, Evan?"

„Ich habe von deinem Ausraster erfahren und konnte mir dann schon denken, dass du früher nach Hause gefahren bist", erzählt er und geht an mir vorbei, um sich ebenfalls eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank zu nehmen. „Außerdem wüsste ich gern, ob das in Verbindung mit Matty steht."

Erschrocken verschlucke ich mit an meinem Bier und klopfe mir auf die Brust, während ich nach Atem ringe. „Wie bitte?"

„Chris, ich weiß von euch beiden. Am Freitagabend, als ihr euch im Wald nähergekommen seid."

Das Knacken der Äste, als ich dachte, jemand würde uns beobachten...

„Das warst also du", schlussfolgere ich und merke, wie sich mein Hals zuschnürt, als ich die Enttäuschung in seinen Augen sehe. „Evan, ich..."

„Warum er, Chris? Warum ausgerechnet Matthew? Ist es ein krankes Spiel zwischen dir und diesen Affen?"

Pikiert darüber, dass er mir so etwas zutrauen würde, schüttle ich den Kopf. „Du musst mir glauben, dass ich das nicht geplant habe. Ich hätte doch niemals daran gedacht, dass sich etwas zwischen uns entwickeln könnte."

„Und was habt ihr beide nun vor?"

„Bevor wir es besprechen konnten, sind seine Eltern Dienstagabend nach Hause gekommen. Ich weiß doch auch nicht, was es..."

Er knallt seine Bierflasche auf die Arbeitsfläche. Ein Wunder, dass sie dadurch nicht zerbrochen ist. „Dann mache dir Gedanken darüber, Christoph. Matty ist keines deiner Spielzeuge, mit denen du mal spielen kannst, wenn sie dich gerade interessieren."

Seufzend reibe ich mir mit der Hand über die Stirn und sehe meinen besten Freund überfordert an. „Wenn das alles so einfach wäre! Ich wollte keine Gefühle entwickeln. Nicht nach all dem, was mit Vince war. Und doch hat es mich vollkommen erwischt. Matt hat sich irgendwie in mein Herz geschlichen, sogar noch vor unserem Wochenendtrip. Nur habe ich es erst dort für mich selbst realisieren können."

Only Three Words [boyxboy] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt