Freunde (1)

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POV Mario

Einsam lief ich durch die dunklen Straßen Dortmunds. Seit Tagen hatte ich das Gefühl zuhause nicht mehr frei atmen zu können, weshalb ich immer öfter einfach verschwand und draußen planlos meine Runden drehte.

Leise schloss ich meine Wohnungstür auf, damit ich Raphael nicht weckte. Ich schlurfte völlig zerstreut in die Küche und bekam fast einen Herzinfarkt, als ich meinen Freund, mit verschränken Armen und bösem Blick, auf dem Küchenstuhl sitzen sah. Das er sauer auf mich war, konnte ich in seinen Augen erkennen, die noch dunkler schienen als sie sonst schon waren.

,,Mario wo warst du?“, fragte er energisch. Als ich ihm jedoch nicht antwortete wurde er noch wütender:,,VERDAMMTE SCHEIßE, ICH WILL WISSEN WO DU WIEDER WARST“.

Ich zuckte verunsichert zusammen und wich direkt einige Schritte zurück. Als er meinen panischen Blick sah, wurde sein Gesicht schon etwas entspannter und er stand langsam von dem Stuhl auf, um auf mich zuzukommen.

,,Was ist los mit dir? Ich mache mir Sorgen um dich Schatz. Du verschwindest seit zwei Wochen jeden Tag und kommst meistens wieder, wenn ich schlafe“.

,,Mir geht's gut“, beteuerte ich, doch ich wusste genau, dass er mir das niemals abzunehmen würde.

,,Du lügst mich an und es scheint dir egal zu sein, wie ich mich dabei fühle. Du kannst heute Nacht auf der Couch schlafen. Das dürfte dir ja egal sein, da du sowieso keine Nähe zulässt“, sagte er monoton und verschwand aus der Küche.

Eine Weile sah ich ihm hinterher. Es war nicht so, dass ich nicht wusste, dass ich ihm jeden Tag mehr und mehr das Herz brach, doch mein schlechtes Gewissen machte mich wahnsinnig. Ich verzog mich ins Wohnzimmer und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Dabei bekam ich nicht mal mit, dass Rapha mir mein Bettzeug entgegenschmiss und sich im Schlafzimmer einschloss.

Die halbe Nacht lag ich wach und lauschte den lauten Geräuschen aus dem Schlafzimmer. Raphael weinte und an jeder einzelnen Träne war allein ich schuld. Nach zwei Stunden konnte ich das alles nicht mehr ertragen und traf einen Entschluss. Ich musste erstmal hier weg und wohin wusste ich auch direkt.

Schnell schnappte ich mir einen Zettel, schrieb ein paar Zeilen für Rapha drauf und verließ mit meiner Jacke und meinem Autoschlüssel im Gepäck unsere gemeinsame Wohnung. Kaum war ich im Auto angekommen, stellte ich die Musik ganz laut. Sie verdrängte meine schlechten Gedanken und schon war ich auf dem Weg Richtung Autobahn.

Die Stunden vergingen wie im Flug und so erreichte ich früh Morgens mein Ziel. Zitternd und total übermüdet klingelte ich an der Tür.

,,Mario?“, fragte Robert verschlafen und rieb sich die Augen.

,,I-Ich brauche dich“, hauchte ich und sah ihm tief in die Augen. Besorgt sah er mich an, nickte aber schließlich und ließ mich in sein Haus.

Da ich genau wusste, wo sich alles befand, lief ich gleich ins Wohnzimmer durch und setzte mich auf seine Couch. Er folgte kurze später mit zwei großen Tassen Kaffee und ließ sich neben mir fallen.

,,Danke“, murmelte ich dankbar und trank direkt einen riesen Schluck.

,,Gerne. Aber sag mal wieso bist du hier? Bist du die ganze Nacht gefahren? Du siehst echt scheiße aus, wenn ich das so offen sagen darf“.

,,Ja ich bin heute Nacht gegen drei irgendwann losgefahren. Ich...ich musste zuhause raus, mir ist die Decke auf den Kopf gefallen. Robert, ich habe scheiße gebaut“, flüsterte ich und traute mich kaum ihn anzusehen.

,,Du hast ja wohl keine Bank überfallen oder bist in Drogengeschäfte verwickelt oder?“.

Entsetzt schüttelte ich den Kopf:,,Oh Gott, nein niemals“.

,,Dann kann es nicht so schlimm sein“.

,,Ich...ich habe Rapha betrogen“, sagte ich wahrheitsgemäß und Robert verschluckte sich an seinem heißen Kaffee:,,Ich habe mich verhört oder?“.

Traurig schüttelte ich den Kopf:,,Ich wünschte es wäre so, doch es ist leider wirklich passiert“.

,,Okay dann rede mit Rapha. Er wird natürlich sauer und enttäuscht sein aber wenn du ihm versprichst, dass du den Kerl nie wieder siehst, wird er dir sicher noch eine Chance geben“.

,,Es gibt dabei nur ein Problem“, erwiderte ich und wischte die Tränen aus meinen Augenwinkeln:,,Es war Marco“.

,,Oh Mario“, murmelte er kopfschüttelnd, schloss mich aber trotzdem sofort in seine Arme. Ich fing an immer lauter zu schluchzen.

,,I-ich...kann...n-nicht...mehr“.

,,Es würde jetzt nichts bringen dir immer wieder zu sagen, wie beschissen dieser Fehler war, denn das weißt du selbst. Was mich viel mehr interessiert ist, wie genau ihr beide es mal wieder geschafft habt euch in diese Scheiße zu reiten“.

,,M-marco war betrunken u-und ich hab ihn n-nach Hause gebracht. Er hat mich e-einfach geküsst und in diesem M-Moment war mein Verstand wie weg“, erklärte ich und trank noch einen Schluck meines mittlerweile lauwarmen Kaffees.

,,Oh man. Okay es sieht danach aus, dass er dich immernoch liebt. Das heißt, dass ich es eigentlich weiß, weil er es mir zwanzig Mal gesagt hat aber das er so in die Offensive geht, obwohl ihr beide vergeben seid, ist schon echt ne krasse Nummer“.

,,Er und Erik haben sich getrennt. Ich weiß nicht ob es wegen mir war aber ich bin am selben Punkt wie vor drei Jahren. Marco ist immer in meinen Gedanken und das schlimmste ist, dass ich Rapha betrogen habe. Marco war betrunken, doch ich war jede Sekunde klar, dass einzige was mich benebelt hat war Marco“.

Robert klatschte einmal in die Hände:,,Gut dann gibt's nur eine Lösung. Du musst Raphael die Wahrheit sagen, egal was passiert. Du machst dich, Rapha und Marco kaputt und früher oder später kommt es sowieso raus“.

,,A-ber ich kann doch nicht einfach die Wahrheit sagen. Rapha wird mich hassen. Ich will ihn nicht verlieren“.

,,Mario du hast keine Angst ihn zu verlieren. Du hast Angst, dass du Marco wieder dein Herz schenkst aber ich kann dir sagen, dass er immer in deinem Herzen war. Man kann die Vergangenheit nicht verdrängen, denn sie wird dich einholen. Marco holt dich ein. Wir beide fahren jetzt nach Dortmund. Ich unterstütze dich aber so kanns nicht weiter gehen“.

Ich nickte:,,O-okay aber können wir morgen fahren? Ich wollte meine Brüder heute noch besuchen“, fragte ich vorsichtig.

,,Morgen früh Mario und keine Sekunde später“, erwiderte er, drückte mich nochmal fest und es ging mir in diesem Augenblick besser als es sollte.

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Hey 🙈

So auch hier ein neuer Teil 😉

Lg Anika ❤



Enjoy the Silence - GötzeusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt