Jeon Jeong- Guk:Ich setzte mich auf den Esszimmerstuhl, direkt neben meinen älteren Bruder. Vor mir meine Mutter, neben ihr mein Vater und an den Enden des langgezogenen, rechteckigen Esstisches, meine beiden Großeltern.
Mein Großvater hatte nun das Wort und begann zu sprechen.„Für unsere Versammlung gibt es heute einen speziellen Grund. Junghyun und Jungkook erreichten an diesem Tag ihr 19. und 20. Lebensjahr. Dies ist nicht nur ein großer Schritt als Erwachsener, sondern auch als Soldat. Wir brauchen starke, junge Männer, die unser Land im Krieg vertreten und die die Ehre und den Stolz unserer Nation wiederspiegeln. Als General ist es meine Pflicht, meine einzigen Enkel zum Militär zu schicken und dort zum Krieger ausbilden zu lassen.
Ich glaube daran, dass diese beiden jungen Männer ehrenhaft diesen Krieg gewinnen werden. Sei es tot, oder lebendig!"
Er hob sein Sektglas und sprach dabei: „Ein Hoch auf unsere Soldaten Junghyun und Jungkook!"Diese Worte ließen ein eifriges Feuer in mir entfachen und mein Blut kochte bereits. Ich wurde angespannt.
Ich wollte ein Soldat werden. Ich würde es auch werden. Ich würde nicht nur meine Familie stolz machen, sondern auch das Volk dieser Nation. Es war meine Bestimmung und das, wozu mich meine Mutter auf die Welt gebracht hatte.
Nun sah ich zu meiner Rechten, zu meinem zwei Jahre älteren Bruder. In seinen Augen sah ich Eis, Gletscher und Kälte. Kein Feuer, das gerade brannte, um die Aufregung zu repräsentieren. Doch ich sah auch keine Angst. Kalt wie das Eis, vielleicht auch noch kälter.
Ich spürte, wie dieser Anblick mir eine Gänsehaut verpasste und wandte meinen Blick dann ab.
Dann sah ich zu meiner Mutter, zu der Frau, die ich am meisten liebte. Für die ich mein ganzes Leben opfern würde. Ich liebte sie mehr als alles auf der Welt, deswegen war ich auch bereit, für sie zu kämpfen. In ihren Augen sah ich Stolz und sie waren glasig. So glasig, dass ich mich aus dieser Entfernung spiegeln konnte... Sie waren wässrig, weshalb sie sich diese mit einem Tuch abwischte und lächelte.
Dann nahm mein Vater sie in seine Arme, lächelte aber wieder nicht.
Mein Vater war nicht die Person dafür, zu lächeln. Genau wie mein Vater, wollte auch mein Bruder immer kalt und ehrenhaft bleiben. Und das wollte ich auch: Ich wollte wie mein Vater, diesen Krieg als Soldat, lebend und erfolgreich gewinnen. Ich musste genauso kalt und stark wie ein Mann sein. Allen beweisen, dass ich ein echter Mann war. Furchtlos und gnadenlos. In sich eingeschlossen und stark.
Ich wollte alle stolz machen.Nach dem Essen ging ich auf mein Zimmer und verriegelte die Tür. Ich kniete mich auf den Boden, vor mein Bett und sah darunter, um eine kleine Truhe rauszuholen, die ich dann öffnete, um ein kleines, zerrissenes Stück eines Zeitungsprospektes herauszuholen.
Ich legte die Truhe beiseite und las mir den Text noch einmal durch.Mitten im Osten, wo die Sonne aufgeht, wirst du dein Glück finden. Es wird nicht der Zufall sein, der euch vereint, sondern das Schicksal, das euch beide zusammenbringen wird.
Ich glaubte daran, dass ich dort mein Glück finden würde.
Diesen Text fand ich in dem täglichen Horoskop und obwohl ich nicht abergläubig war, hatte ich vorher erfahren, dass ich im Osten von unserem Land, in den Krieg ziehen musste. Ich war mir sicher, dass das nicht irgendein Zufall sein konnte. Ich würde dort mit meinem Schicksal konfrontiert werden und somit musste das stimmen. Ich war fest davon überzeugt.
Doch damit niemand von diesem Prospekt erfahren konnte, oder überhaupt erfahren konnte, dass ich an solches glaubte, ließ ich es ein Geheimnis bleiben und behielt es für mich.
Zumal mich mein Bruder nicht nur verspotten, sondern auch meinem Vater davon erzählen würde. Dann wusste ich ja, was passieren würde. Ich wäre kein Soldat mehr, sondern ein verweichlichter Nichtsnutz. Meinen Vätern und deren Vätern nicht würdig, den Namen Jeon nicht würdig.
Ich sah es mir also ein letztes Mal an und konnte es dann unauffällig wieder wegpacken.
Mein Bruder riss die Tür auf. Gott sei Dank hatte ich die Truhe schon unter meinem Bett versteckt.
„Hyung?", fragte ich, „Was ist los?"
Er trat in mein Zimmer ein, schloss vorsichtig die Tür, fing an leicht zu lächeln und sprang dann zu mir auf das Bett. So hatte ich ihn noch nie in meinem Leben erlebt.
Er war schon als kleines Kind so gewesen. Nie hatte er gelacht, gespielt, geschweige denn gelächelt.
„Hyung? Fühlst du dich nicht gut?" Fragte ich ihn dann in voller Verwunderung.
„Jungkook! Wir werden Soldaten! Kannst du das glauben?"
Er schien sehr aufgeregt zu sein und schüttelte mich aus Freude hin und her.
War das wirklich mein Bruder? Am Esstisch schien er wie der härteste Eisbrocken zu sein und jetzt musste ihn etwas durchbrochen haben.
„Freust du dich denn nicht, Jungkook?"
„Doch, doch, aber... Du... bist doch eigentlich nie so, oder?"
Er musste kichern.
„Ich wollte, dass du mich einmal nicht gestellt sehen würdest. Einmal in deinem ganzen Leben, für den Fall der Fälle. Aber sag' keinem was davon, ja?"
Ich nickte zufrieden.
Das Gefühl, meinen Bruder jetzt als einziger Mensch auf Erden so gesehen zu haben, machte mich glücklich. Ich war wohl jetzt der Einzige, der ihn so gut kannte, vielleicht besser, als meine eigene Mutter...
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The Last Guardian (JUNGKOOKxREADER)
FanfictionMan sagt immer, dass Kriege das Schlimmste auf der Welt sind. Man verliert seine Liebsten, man verliert sich selbst, seinen Körper. Aber war nicht der Krieg derjenige, der mich mit ihm verbindete? Der junge Mann trug mich aus den Trümmern, der Asche...