~Ein Neuanfang~

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Doch mein Schicksal war nur durch Enttäuschungen geprägt; sie waren alle nicht zu Hause. Der leichte Brand wurde durch den Regen gelöscht, der nun in Strömen schüttete und meinen gesamten Körper mit einem Wasserfilm umhüllte.
Es wurde kühler.

Ich konnte wieder einmal nur zusehen, nichts machen.
Warum musste ich den Menschen in meiner Umgebung immer schaden? Warum konnten mich denn nicht alle ignorieren, nichts mit mir zutun haben? Mich verabscheuen, mich meiden und sich von mir fernhalten?
Warum mussten sie mich aufnehmen? Warum nur?

Fragen, die mich an mir selbst zweifeln ließen, schossen mir durch den Kopf  und ich vergaß überhaupt danach zu fragen, wo sie nur sein konnten. Vielleicht wurden sie meinetwegen festgenommen, von hier weggebracht...? Vorallem was war mit der kleinen Ji-eun, die an der ganzen Sache doch keine Schuld hatte?
Warum musste ich überhaupt jedem Probleme bereiten?

Je länger ich dort verweilte, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass man mich fand. Das, was meine Familie zu vermeiden pflegte. Ich war nichts als eine Plage für die Menschen. Ich musste weg von hier und an einem Ort bleiben, wo mich kein Mensch beachten würde.
Das durfte nicht in einem kleinen Dorf sein. Ich musste zur Hauptstadt, die ziemlich nah an der Grenze war. Dort konnte ich genug verdienen, um mich durchzubringen und immer noch genug, um mir einen Wohnplatz zu verschaffen. Sogar, wenn's nur ein kleiner sein würde.

Ich wischte mir meine Tränen weg, stand auf und machte mich auf der Stelle auf den Weg. Ich hatte noch Geld übrig. Das Geld, mit dem ich eigentlich meinen Einkauf auf dem Markt machen sollte. Das hob ich mir für die Reise auf. Ich brauchte es.

Der Straße für die ganzen Lastwagen der Landleute folgend, hielt einer an, der seine Güter zur großen Stadt in der Nähe transportieren wollte. Diese Stadt konnte nur die Hauptstadt sein, weil sie die nächste Stadt an der Grenze war. Ich setzte mich zwischen das ganze Heu auf dem Laster und lies mich hinfahren.
Es war am hellichten Tage und die Mittagssonne prallte auf meine nackte Haut. Ich hatte das Gefühl, gleich zu verbrennen.
Die ganze Landschaft verschwand immer weiter und verschmolz mit dem Himmel, bis es ganz verschwunden war im Horizont. Das ganze Land verwandelte sich in immer enger werdende Gebäude und es waren mehr Automobile, die an den Straßenrändern geparkt wurden.

Keun Seuta sah ganz anders aus, als Keun Dal. Keun Dal war so dürr, eine einzige Steppe. Fast zu vergleichen mit einer Sandwüste, staubig und trocken.
Keun Dal hingegen war gepflegt, die Pflanzen bewässert. Hier gab es viel grün und die Böden waren fruchtbar genug, um den Ackerbau zu betreiben. Man merkte, dass hier viel für die Landschaft investiert wurde. Es war hier kein bisschen wir Keun Dal. Daran waren keine Zweifel zu setzen.

Das Komische war, dass beide Staaten dieselben Werte vertraten. Und der einzige Unterschied lag darin, dass Keun Seuta diese nutzte, anders als Keun Dal. Es gab dasselbe Wetter und würde man auch diesen Ort nicht pflegen, wäre es genauso dürr wie in Keun Dal.
Um diese Erkenntnis zu fassen, brauchte man nicht lange. Ich hatte schlicht Stunden Zeit, mir Keun Seuta genau anzugucken und nachzudenken.

Der Fahrer hielt direkt an der Stadtgrenze an, um mich abzusetzen. Ich sprang aus dem Laster, bedankte mich mit einer Verbeugung und verabschiedete ihn dann.
Nun lag eine riesige Stadt vor mir. Ein Neuanfang, wo ich wohl all meine Fehler, die ich im Leben gemacht hatte, nicht wiederholen würde.

Ich setzte einen Fuß auf den steinigen Weg und das war wohl das erstaunendste für mich, was ich je gesehen hatte. Oder jedenfalls das erste Mal, dass ich einen steinigen Weg überhaupt betrat. In Keun Dal hingegen, gab es nur staubige, ockergelbe Erdwege.
Ich wurde von vielen angestarrt, weil ich so fasziniert von einem Boden war und, um mir mehr Peinlichkeiten zu ersparen, ging ich weiter.

The Last Guardian (JUNGKOOKxREADER)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt