~Wasser wird zu Luft~

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Jeon Jeong- Guk

Die Tage meiner Kindheit vergingen recht friedlich. Ich war ein guter Schüler, der Sohn des mächtigen Militärsführers, General Jeon Jeong- Han. Die Mädchen interessierten sich zwar für mich, aber in meiner Gedankenwelt spielten sie nie wirklich eine Rolle. Erst in meiner Pubertätszeit, fing das Thema an, spannend zu werden. Dennoch war ich in keine aus unserer Umgebung interessiert.
Da gab es Hye- Bin. Sie war die Tochter des Oberstleutnanten, einem guten Freund meines Vaters. Hye- Bin wohnte in unserer Nachbarschaft und da sich unsere Eltern gut kannten, sahen wir uns des öfteren. Sie ging auf die private Mädchenschule, die in der Nähe meines Jungeninternats war. In dem ich jedoch nicht immer übernachtete.

Immer wieder sagten mir meine Freunde, sie hätte sich in mich verguckt. Es war die Zeit, in der sich auch die Mädchen veränderten. Und auch ich tat es.
Immer wieder hörte ich mit, wie sich unsere Eltern darüber unterhielten, dass sie und ich einmal heiraten würden. Und ich verabscheute diese Gespräche. Denn ich mochte sie nicht mehr, als eine Kindheitsfreundin.
Hye- Bin war ein sehr hübsches Mädchen. Ich fand sie zu dieser Zeit nur interessant, weil ich mit ihrer Hilfe über Mädchen lernen konnte. Das konnte ich nicht von meiner Mutter, dazu war der Respekt zu hoch, dass ich sie irgendetwas darüber fragen konnte.

Ich hatte also Hye- Bin und fragte sie immer über die Gedanken der Mädchen aus. Sie war ruhig, bescheiden und man konnte mit ihr Lachen. Sie war der Traum meiner Freunde, eines jeden Jungen.
Da lernte ich auch Homosexualität kennen. Die Jungen erwähnten einmal, dass sich auch Jungen in Jungen verlieben können und kein Interesse an Mädchen haben . Da hatte ich tierische Angst. Ich sah sie nicht mit diesen Augen. Liebte ich Jungen? Das konnte es auch nicht sein.

Bis ich in einer Nacht ein Mädchen im Krieg sah. In meinem Traum rettete ich sie, aus der zerfallenen Stadt. Und ich verliebte mich nicht in meinen Traum. Ich verliebte mich in das Mädchen, das sich so echt anfühlte. Das Mädchen, das nicht wie aus einem Traum war. Und ich wusste, ich müsse auf sie warten.
Noch nie in meinem kurzen Leben hatte ich jemals eine andere geliebt. Noch nie zuvor. Das war der Anfang meiner Entwicklung. Immer wieder, wenn sie mir im Traum begegnete, wurde sie erwachsener, mit jedem Jahr, das vorbeizog. Manchmal waren es auch mehrere Jahre. Sie wurde älter, solange auch ich älter wurde.
Ich wollte immer wieder dasselbe träumen. Aber ich musste warten und verlor nie die Hoffnung.

So bleiben wir doch kurz in meinen Kindestagen stehen.
Es war ein heißer Sommertag, so wie es mir lieb war.
Mein Bruder und ich spielten im Garten. Ich war Pilot, mein damaliger Traum. Mein Bruder war Co-Pilot, aber nur, weil ich danach mit ihm Lokführer spielen würde.
Meine Mutter kam zu uns in den Garten und brachte uns eiskaltes Wasser herunter aus der Küche.
„Jungs! Kommt her!"
Es war heiß. Meine Mutter trug ihr langes Kleid mit der pastellblauen Farbe und den kurzen Ärmeln. Ich mochte dieses Kleid am meisten an ihr. Ich liebte es, wenn sie es trug.
Wir rannten zu ihr und holten uns von dem Wasser.
„Trinkt vorsichtig! Und kommt rein für eine Weile. Zu viel Sonne tut euch nicht gut. Schon gar nicht die heiße Mittagssonne. Legt eine Pause ein."

Ich tat immer das, was meine Mutter sagte. Denn sie hatte recht und darauf vertraute ich.
Im Hause war es kühler und wir setzten uns in der Küche zu den Dienstmädchen, die sich gerade über einen gutaussehenden Mann unterhielten.
„Was führt die zwei Herren denn in die Küche?"
„Eomeoni hat uns gesagt, wir sollen herein und drinnen spielen."
Eines der Mädchen gab uns zwei Kuchenstücke ab und legte einen ausgestreckten Finger auf ihre Lippen „Pssst." sagte sie.
Wir machten ihr nach und sahen uns gegenseitig an, bis wir dann lachten. Das Mädchen wuschelte über unsere Haare und lief zu ihrer Freundin, um sich weiter mit ihr zu unterhalten.
In dieser Zeit ließen wir uns die kalten Kuchenstücke schmecken.

Es waren die Tage, an dem man noch Kind war, was so viel hieß wie: glücklich, unschuldig und nichtsahnend. Wir waren sündenlos.
Da fing mein Bruder an, zu sprechen:
„Weißt du, wenn etwas zu heiß ist, dann kann es zu Luft werden."
Ich war verwirrt.
„Du meinst Luft, wie die Luft?" ich machte Handbewegungen, die leichten Wind erzeugten.
„Ja, das hat vor einiger Zeit jemand im Unterricht gesagt. Wenn zum Beispiel Wasser seeehr heiß wird, dann wird es zu Luft."
„Stimmt doch gar nicht! Wasser kann gar nicht Luft werden! Wasser kann ja auch nicht zu Feuer werden!"
„Wasser wird wohl zu Luft!", erwiderte mein Bruder, „Fragen wir doch jemanden. Dann siehst du's."
Wir riefen wieder nach dem Dienstmädchen.
„Habt ihr schon alles aufgegessen?"

„Wird Wasser zu Luft, wenn es heiß ist?"
Fragte Junghyun und das Dienstmädchen lachte kurze Zeit später.
„Hyung hat doch unrecht, oder?"
Lächelnd sagte sie: „Kommt, ich zeige euch was."
Und so neugierig wir waren, folgten wir ihr zum Herd.
„So, wir füllen jetzt einmal Wasser in den Topf und machen den Herd an. Aber nichts berühren!"
Wir nickten und sie machte weiter.

Das Wasser kochte und es entstanden Blubberbläschen darin.
„Seht ihr?", fragte sie, „Seht ihr den Wasserdampf emporsteigen? Vielleicht hat das Junghyun gemeint. Irgendwann ist kein Wasser mehr da. Da es verdampft ist."
„Und es wird zu Luft!" ergänzte er.
Sie lachte wieder. „So in der Art..."
Erstaunt betrachtete ich das Kochen des Wassers. Mein Kopf ragte noch gerade über den Topf und ich konnte nicht alles sehen, sogar wenn ich auf Zehenspitzen war.

Ich war fasziniert davon, wie sich der Stoff zu einem anderen verwandelte. Und es kam mir vor wie Magie, an die ich vorher nie glaubte.
Aber dies war der Beweis. Ich hörte nicht mehr, wie sie weiteres darüber erzählte. Ich hörte nur das Blubbern des Wassers und fühlte nur noch die Faszination in meinem Körper. Mir lief ein Schauder über den Rücken. Wasser wird zu Luft...

Irgendwann lernte ich auch, dass Wasser zu Dampf wird, wenn's heiß wird. Es wird zu Gas, nicht zu Luft. Aber da fühlte ich mich irgendwann zu alt, um mit meinem Bruder darüber zu reden. Er veränderte sich und spielte nicht mehr mit mir. Ich verwickelte ihn nicht mehr in kindliche Gespräche. Also war es etwas, das ich für mich bewahrte, genauso wie diese Kindheitserinnerung.

Und genauso schwirrte meine Kindheit davon. Sie wurde auch wie das Wasser, zu Luft, je älter ich wurde. Und irgendwann gab es kein Wasser mehr, alles war verdampft. Ich war Luft, nur noch leichte, feuchte und warme Luft.
Vielleicht warst auch du der Grund dafür.

Hey Leuteee
Ich weiß nicht, ob ich das so verständlich gemacht habe im letzten Satz. Leichte, feuchte, warme Luft. Da Junghyun sagte, Wasser würde zu Luft werden, aber Wasser wird ja eigentlich nur zu Wasserdampf, sagt Jungkook im letzten Satz leichte, feuchte, warme Luft. In seiner Kindheit war es Luft, bis er älter wurde und die Wahrheit erfuhr. Er hat den Wasserdampf umschrieben, und Luft erwähnt, da diese einfach nur noch ein Teil seiner Vergangenheit geworden ist.
Ich finde diesen ganzen Kontext irgendwie wichtig. Es ist eine Entwicklung vom Kind in einen Jugendlichen, einen jungen Mann. Etwas, das seiner Vergangenheit angehört. Und etwas, das ihm sagt, er solle weitermachen. Ein großer Schritt ins Leben. Auch genauso für uns und genau deshalb habe ich mich für dieses Kapitel entschlossen.

Wasser wird zu leichter, feuchter und warmer Luft. Luft wird zu Eis.
Eure Ramune_lover

The Last Guardian (JUNGKOOKxREADER)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt