Jaydens Sicht:
Glaubst du an Wunder?
Meine Antwort wäre ein einfaches "Nein" gewesen.
All die Jahre lang war ich mir sicher, dass es so etwas wie Wunder nicht gibt und somit auch dass selbst die innigsten Wünsche verschiedenster Menschen nicht in Erfüllung gehen könnten.
Damals gingen meine Vorstellungen nicht weiter als das.
Doch jetzt...
Ich hob meinen Arm leicht an und ließ meine Hand vorsichtig auf der Wange des Mädchens nieder, die ruhig neben mir schlief.
"Jetzt bist du hier", murmelte ich leise und spürte wie sich erneut ein Lächeln auf meine Lippen schlich.
Ich konnte einfach nicht anders als zu lächeln, wenn ich bei ihr war.
Sie löste Gefühle in mir aus, die ich noch nie zuvor gefühlt hatte und ich wollte diese auch nicht verdrängen.
Ich wollte sie spüren.
Ich wollte Melanie bei mir behalten und sie nicht mehr loslassen.
Vorsichtig strich ich über ihr Gesicht und fuhr ihr nach einer Weile ruhig durch die Haare.
Mein Lächeln ruhte dabei die ganze Zeit auf meinem Gesicht und verschwand nicht.
Das war nichts Aufgesetztes,nichts Unechtes.
Das war die Realität.
Das war meine Realität.
Und diese wurde durch ein Wunder verschönert.
Ein Wunder mit dem Namen Melanie.
"Jayden..."
Mein Blick hing an ihren nach wie vor geschlossenen Augen und ich blieb ruhig,in der Erwartung sie würde diese gleich aufschlagen.
Doch Melanie machte nicht den Eindruck gleich aufzuwachen.
Sie blieb still und bewegte sich nicht.
Wunderschön, wie ein Engel.
"Jayden..", hörte ich sie wieder murmeln.
Meine Hand war in der Zwischenzeit wieder an ihrer Wange angelangt und ich strich beruhigend mit meinem Daumen über diese.
"Ich bin hier,bei dir",meinte ich leise und wartete auf eine Reaktion von ihr,die auch folgte.
Sie zog ihre Hände mitsamt Armen an ihren Körper und machte den Anschein sich selbst damit zu umarmen.
"Mir ist kalt.."
Ich wusste zwar,dass Melanie noch immer im Halbschlaf war und nicht wirklich realisierte was gerade um sie herum geschah,doch das war mir in dem Moment mehr als egal.
Ich nahm meine Hand von ihrer Wange und rückte näher an sie heran.
Langsam legte ich meine Arme um sie und zog sie noch näher an mich heran,versuchte dabei aber sie nicht aufzuwecken.
Erst jetzt fiel mir auf, wie zierlich sie eigentlich wirklich war.
Mein einer Arm schlang sich um ihre Hüfte, eine Hand ließ ich auf ihrem Hinterkopf nieder,über den ich beruhigend strich.
Kurz blickte ich nach unten,um einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen und sah,wie sich ihre Mundwinkel zu einem ruhigen Lächeln gehoben hatten. Sofort merkte ich,wie auch mein Gesicht sich nach wie vor nicht verändert hatte.
Ich beugte meinen Kopf nun etwas weiter nach unten und küsste Melanie sanft auf die Stirn, die als Reaktion einen wohligen Laut von sich gab.
Vorsichtig hob ich meinen Kopf wieder an und lehnte ihn an ihrem eigenen an.
Ich spürte,wie sich das Mädchen noch etwas mehr an mich kuschelte und ihr Gesicht an meine Brust drückte.
Meine Augen fielen langsam aber sicher wieder zu,doch ich wollte diesen Moment noch genießen.
Ich hatte Angst,dass das alles kaputtgehen könnte.
So wie ein Traum,der am nächsten Morgen wieder keinerlei Bedeutung hatte.
Wie ein Wunsch,der,egal wie sehr man es auch will,nicht in Erfüllung gehen kann.
Und am Ende sind es immer nurnoch die Erinnerungen,die zurückbleiben.
Die Erinnerungen,die man lieber gar nicht behalten würde.
Die Erinnerungen,die einen eher dazu bringen,sterben zu wollen.
Und wenn das Leben eine solche Wende nimmt und Erinnerungen auch wirklich die einzigen sind,die zurückbleiben,dann gibt es nie,
Nie,
einen Weg zurück."Oh mein Gott"
Der Platz neben mir war leer,das spürte ich auch ohne meine Augen zu öffnen.
Neben mir war nichts als Kälte,die Wärme,die von Melanie ausging,war verschwunden.
Ich hörte wie eine Person hastig durchs Zimmer lief und an den Vorhängen meiner Fenster rumhantierte.
Anscheinend schaffte es Melanie auch diese Vorhänge beiseite zu schieben,da mein Zimmer kurz darauf die Farbe von mattem Sonnenlicht annahm.
Müde öffnete ich meine Augen und drehte mich in Richtung der Fenster um Melanie zu erblicken,die mit weiten Augen nach draußen starrte.
"Hast du die Außenwelt vermisst oder was soll das?",gab ich verschlafen von mir.
"Jayden es schneit"
Langsam setzte ich mich auf und strich mir durch meine verwuschelten,dunklen Haare.
"Und?"
Mit einem Ruck drehte sich Melanie zu mir um und sah mich mit diesem Blick an,den ich so liebte.
Ich musste grinsen.
"Jayden es schneit. Es ist Winter! Wie lange bin ich bitte schon bei dir?!"
Ich neigte meinen Kopf zur Seite und blickte sie weiterhin ruhig an.
"Ungefähr 279 Tage,5 Stunden und.."
Ich drehte mich um,um einen Blick auf meine Wanduhr zu erhaschen und widmete meine Aufmerksamkeit dann wieder dem Mädchen.
"Und 37 Minuten"
Eine Weile herrschte Stille zwischen uns beiden,bis Melanie schließlich wieder ihren Mund öffnete.
"Nicht dein Ernst"
Ich ließ meine Beine vom Bett hinunter und stand auf,bewegte mich mit langsamen Schritten auf sie zu.
"Oh doch mein voller Ernst,glaubst du mir etwa nicht?"
"Das mit der Stunden-und Minutenzahl auslassend...ich bin fast ein Jahr bei dir?"
"Ja...ein Jahr"
Ich blieb neben Melanie stehen und ließ meinen Blick nach draußen schweifen.
Es schneite wirklich,wie sie es gesagt hatte. Und es war wirklich viel Schnee,so viel gab es in dieser Gegend lange nicht mehr.
"Wunderschön",hörte ich sie murmeln.
Ich grinste und blickte Melanie aus den Augenwinkeln an.
"Danke ich weiß"
"Nicht du"
Ich seufzte leise und drehte mein Gesicht ganz zu ihr.
Ihre Aufmerksamkeit war wieder an die Welt außerhalb des Hauses gerichtet.
"Idee",murmelte ich eher zu mir selbst und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich.
"Was hast du gesagt?"
"Auf gehts"
Ich packte ihre Hand und schleifte sie hinter mir her zu meinem Schrank,aus dem ich einen viel zu weiten,warmen Pullover holte und Melanie diesen überzog.
"Süß",gab ich grinsend von mir und zog mir selbst etwas an,woraufhin ich noch eine Jacke rausholte und ihr diese anzog.
"Weiter gehts"
Ich nahm ihre Hand aufs Neue und lief mit schnellen Schritten durch das riesige Gebäude in Richtung Ausgang.
Vor der Tür angekommen ließ ich sie ihre Schuhe anziehen und öffnete daraufhin den Weg ans Freie.
Melanie blieb kurz an der Tür stehen und rührte sich einen Moment lang nicht.
Ich betrachtete sie aufmerksam und streckte ihr schließlich noch einmal meine Hand aus.
"Na komm"
Kaum hatte Melanie ihre Füße in den Schnee gesetzt konnte sie sich ihr Grinsen nicht mehr verkneifen.
Das abgegrenzte Gebiet vor meinem Haus war ziemlich groß und gab ihr somit viel Freiraum,wobei ich sie auch außerhalb des Grundstücks würde laufen lassen.
So viel Vertrauen hatte ich in sie.
Mit einem Blick auf das zierliche Mädchen fiel mir auf,dass sie nun anfing Schneekugeln über den Rasen zu rollen,um diese zu vergrößern.
"Was soll das werden,wenn's fertig ist?",rief ich ihr mit einem Schmunzeln zu und lehnte mich an die nun geschlossene Tür.
"Ein Schneemann ist doch klar. Willst du nicht ein Gentleman sein und mir helfen?"
"Eine Lady sollte sowas auch selbst hinbekommen können",grinste ich sie an und ging auf sie zu,nachdem ich einen genervten Blick kassiert hatte.
Zu Zweit dauerte es nicht lange einen Schneemann zu bauen und nach einigen Minuten saßen wir nebeneinander im Schnee und betrachteten unser Werk.
In Melanies Blick lag Stolz,was ihre Augen wie die eines kleinen Kindes aussehen ließ.
"Ich vermisse sie"
Ich hob meine Augenbrauen an und starrte sie leicht verwirrt an.
"Du vermisst..wen genau?"
"Meine Mum"
Natürlich.
Melanie hatte diese fast ein Jahr lang nicht mehr gesehen.
"Ich hab früher auch immer mit ihr draußen im Schnee gespielt. Nachdem mein Vater uns verlassen hatte,hat sie versucht mir mit allem Möglichen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern"
Melanie legte ihren Kopf auf ihren Beinen ab,die sie zuvor an ihren Körper rangezogen hatte und schloss ihre Augen.
Auf ihrem Gesicht war nun ein trauriges,fast schon unnatürliches Lächeln zu sehen.
"Und sie schaffte es jedes Mal"
Mein Blick schweifte ab und ich fixierte mich auf einen Punkt in der Ferne.
Ich hatte keine Familie.
Ich wusste nicht,was genau Melanie in dem Moment fühlte.
Aber ich konnte es mir vorstellen.
"Du willst sie sehen,nicht wahr?",sagte ich leise,blickte nach wie vor auf diesen einen Punkt in der Ferne.
Ich kannte die Antwort.
Ich wusste,was Melanie mir gleich sagen würde.
Aber ich wollte es nicht wahrhaben.
Ich wollte meine Realität nicht kaputtgehen lassen.
Meine Realität,mein Leben mit diesem Mädchen.
"Ja,ich vermisse sie wirklich sehr..."
Ich spürte,wie sich ein unangenehmes Gefühl in meinem Körper ausbreitete und versuchte dieses so gut es geht zu verbergen.
Ich atmete einmal tief durch und stand langsam vom kalten Erdboden auf,um meinen Blick dann endlich von diesem einen Punkt in der Ferne zu lösen und meiner jetzigen Realität wieder in die Augen zu schauen.
Ich spürte,dass sich ab diesem Moment einige Dinge verändern würden,aber ich nahm diese Veränderungen in Kauf.
Ich würde alles tun damit sie glücklich ist.
Mein Blick schweifte zu Melanie.
"Na dann lass uns deinen Wunsch erfüllen"◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇◇
Dieses Kapitel ist echt eine ganze Weile zu spät( halbes Jahr omg :/ ) geupdatet worden,was mir sehr Leid tut.
Bis zum Ende des Buches ist es nicht mehr weit,es bleiben nurnoch ca. 4 Kapitel übrig,die ich mir allesamt schon mehr oder weniger durchdacht habe.
Das Schreiben von diesen Kapiteln wird also nicht mehr viel Zeit in Anspruch nehmen~
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In love with my Kidnapper
Romance[Wieso bin ich hier? Womit habe ich es überhaupt verdient hier zu sein? Dieser Ort...dieser Ort mit dem Namen Hölle. Und hierhergebracht wurde ich von keinem Geringerem als Ihm. Meinem Entführer mit den stahlblauen Augen,die mich anscheinend mit Lei...