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Melanies Sicht:

Es war noch kalt draußen,was für diese Jahreszeit ziemlich ungewöhnlich war.
Rauer Wind wehte mir durch die Haare,als ich mich einige Schritte von meiner Haustür entfernte und in die Ferne blickte.
Nurnoch einen kleinen Teil seines Wagens konnte ich erkennen,bis er endgültig im Nebel verschwand und mich ganz alleine vor meinem Haus lies.
Er hatte zum Abschied gewunken,was mich annehmen lies er würde bald wiederkommen.
Doch das alles war eine einzig große Lüge.
Das Leben an sich ist doch eine einzig große Lüge.
Tage vergingen und ich wartete vergebens darauf,dass er wieder zurückkäme und mich in den Arm schließen würde,so wie er es immer getan hatte,wenn er nach Hause kam.
Doch er kam nicht.
Niemand kam.
Immer wieder fragte ich meine Mutter,wann er denn endlich wieder zurück kommt,woraufhin diese mir jedes Mal aufs Neue sanft über meinen Kopf strich und mit einem Lächeln auf den Lippen antwortete:
"Bald Süße bald"
Damals war ich noch klein,habe nicht verstanden,habe Tag für Tag gewartet.
Bis zu dem Tag an dem ich bemerkte,dass meine Mutter jede Nacht still und leise in ihrem Zimmer saß und weinte.
Für ein kleines 6-jähriges Mädchen wie mich war es ein Stich ins Herz,meine Mutter weinen zu hören.
Ich erinnere mich,dass ich sie irgendwann fragte was los sei,doch sie antwortete nicht.
Sie lächelte mich nur an.
Ihre Tochter.
Die einzige Person,die sie noch hatte.
Und irgendwann,nachdem ich einige Monate gewartet hatte,draußen gesessen bin und in die Ferne gestarrt hatte,immer wieder 3 Teller anstelle von 2 auf unseren Esstisch gestellt hatte,klägliche 4 Monate darauf gewartet hatte,dass die Tür sich öffnen und er hineinkommen würde,wurde es mir klar.
Mein Vater würde nicht zurückkommen.
Er hatte uns alleinegelassen,mich,seinen "Engel" wie er mich immer genannt hatte.
Meine Mutter,die monatelang in ihrem Zimmer geweint hatte.
Er hatte uns eingetauscht,hatte uns für eine andere Frau fallen gelassen.
Es tat weh,ich kann den damaligen Schmerz in meinem Herzen noch bis heute spüren.
"Gute Zeiten gehen irgendwann auch vorbei. Und bis zu diesem Zeitpunkt sollte man diese glücklich ausnutzen können"
Das war der Satz,den meine Mutter mir abends immer wieder beruhigend zugeflüstert hatte.
Damals war ich klein,hatte nichts verstanden und war viel zu naiv gewesen.
Heute verstehe ich die tiefgründige Bedeutung dieses kleinen Satzes.
Und er ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.

Die Decke betrachtend saß ich auf dem alten Rostbett und hatte eine Hand auf meine Wunden gelegt,als ich an meine Vergangenheit zurückdachte.
Auf meine verbundenen Wunden.
Langsam wendete ich meinen Blick der Tür zu,die nun verschlossen vor mir prangte.
Mein Fluchtversuch hatte kläglich gescheitert und obendrauf wurde ich beinnahe getötet.
Aber wenn ich darüber nachdachte wurde mir klar,dass Jayden mich gar nicht umbringen,sondern anscheinend nur quälen wollte.
Und egal ob ich es wollte oder nicht,machten sich in mir zwei unterschiedliche Meinungen breit.
Meine eine Meinung vertrat den Gedanken,dass ich glücklich sein sollte nicht gestorben zu sein und überhaupt in nächster Zeit nicht zu sterben.
Doch der andere Teil meines Körpers schien damit nicht zufrieden zu sein.
Ja,ich hatte das Bedürfins zu sterben.
Doch ich kämpfte gegen das Bedürfnis und das mit Erfolg.
Fürs Erste.
Ohne es zu merken hatte sich mein Blick der Uhr hingewendet und ich stellte fest,dass es schon nach 5 Uhr abends war,was wiederrum hieß,dass Jayden anscheinend nicht kommen würde.
Ich wusste nicht,ob ich das als gut oder schlecht ansehen sollte.
Gut,da ich ihn jetzt also fürs erste nicht sehen würde und schlecht,da er höchstwahrscheinlich auch die nächsten Tage nicht kommen würde und im Endeffekt würde ich im schlimmsten Fall verhungern oder komplett abmagern.
Langsam legte ich meine schon sichtlich dünner gewordenen Arme um meinen kalten Körper und sah mich nach einer Decke oder etwas ähnlichem um.
Doch da gab es nichts.
Ich war wirklich dämlich,was hatte ich auch erwartet?
Als ob mein Kidnapper mich,seine Gefangene,mit selbstverständlichen Dingen wie einer Decke ausstatten würde.

In love with my KidnapperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt