Melanies Sicht:
"Jayden"
"Hm?"
"Was ist eigentlich mit deinen Eltern passiert?"
Ich saß auf einem Stuhl in einem der Räume im Obergeschoss,welcher gleichzeitig eine seiner vielen Küchen im Haus war.
Meine Hand war nach wie vor verletzt und ich konnte meine Verbände nicht vollkommen abziehen,da sich meine Wunden entzündet haben und mir jede kleine Bewegung ziemlich wehtat.
Aber die Sorge in Jaydens Augen war diesen Schmerz auch wirklich irgendwie wert.
Ich hatte meinen Kopf auf meinem einem Arm abgestützt,meinen Verbundenen in meinen Schoß gelegt und blickte aufmerksam zu Jayden hinüber.
Ich versuchte jede einzelne seiner Bewegungen und Handlungen zu erfassen und im Gehirn zu behalten.
Erst vor einigen Tagen sind wir auf seinem Bett gesessen und ich habe ihm geschworen,dass ich bei ihm bleibe und ihm aufhelfe.
Und er hat mir etwas geschenkt,womit ich am Anfang dieser ganzen Geschichte wirklich nicht gerechnet habe.
Sein Vertrauen.
Jetzt konnte ich nicht mehr aufgeben,es gab keinen Weg zurück.
"Was ist eigentlich mit deinen Eltern passiert?"
Ich sah deutlich wie er sich bei dieser Frage anspannte und sich gekonnt aufs Kochen konzentrierte,um meinem Blick auszuweichen.
Ich war begeistert.
Er war Meister im Vertuschen seiner Gefühle.
Ich konnte natürlich verstehen,dass er nicht über seine Eltern reden wollte,aber ich wollte schauen,ob er mir diese Information anvertrauen würde oder nicht.
Mir war natürlich bewusst,dass seine Eltern entweder verstorben waren oder ihn einfach an ein Waisenhaus gegeben haben. Ob das nun aus positiven Gründen war oder nicht war hier nur die Frage.
Aber ich konnte ihm nicht einfach sagen,dass ich eine Kiste voll mit Erinnerungen in einem seiner Räume gefunden und dann auch noch ein Bild von ihm mitgenommen habe.
"Das ist eine lange Geschichte,die ich dir aber zusammenfassen kann",hörte ich ihn auf einmal sagen und ich konnte spüren,wie sich meine Augen etwas weiteten.
Das hatte ich nicht erwartet.
Dass er mir wirklich so sehr vertraut.
Es war ein gutes Gefühl.
Er drehte sich zu mir um und blickte mir mit seinen kühlen Augen direkt ins Gesicht,ich noch immer nicht in der Lage wegzusehen.
Langsam schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen,was mich automatisch auch meine Mundwinkel anheben ließ.
Jayden nahm sich 2 Teller in die Hände und kam mit schnellen Schritten an den Tisch,um diese dort abzustellen.
Mit Schwung ließ er sich auf den Stuhl gegenüber von mir fallen und schob mir einen der Teller hin,noch immer das Grinsen auf seinem Gesicht behaltend.
"Du siehst leicht vewundert aus,Melanie"
Schnell schüttelte ich meinen Kopf und fing an mit meinem Besteck in meinem Essen rumzustochern,wendete meinen Blick dabei jedoch immernoch nicht von ihm ab.
Genauso wie er.
"Erzähl es mir",hörte ich mich murmeln.
"Erzähl mir von deinem Leben"
Ich sah wie er seinen Kopf ein wenig zur Seite neigte und mich noch eine Weile leicht nachdenklich anblickte,bevor er sein Gesicht dann aber senkte und sich seinem Essen widmete.
Ich starrte ihn eine Weile an,dachte er würde mir diese eine Sache doch nicht anvertrauen wollen,wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte.
Langsam senkte ich dann auch meinen Kopf und begann leicht enttäuscht einige Happen meines Essens hinunterzuschlucken.
Vielleicht war ich ja doch zu aufdringlich gewesen und er brauchte noch seine Zeit.
"Es war eine schwere Zeit,aber lange nicht die schlimmste. Es gibt Menschen denen es noch schlechter geht"
Schnell blickte ich auf und sah Jayden wieder an,der nach wie vor nicht von seinem Teller aufblickte,sich anscheinend aber doch dazu entschieden hatte mit mir zu reden.
Vorsichtig legte ich mein Besteck wieder neben den Teller und blickte Jayden ruhig und aufmerksam an.
Dieser hörte im Gegensatz zu mir aber nicht auf sich auf sein Gericht zu konzentrieren und aß einfach weiter.
Gleichzeitig aber ließ er seinen Worten einfach freien Lauf.
Es war fast so als würde er einige verdeckte Seiten aus einem Buch mit seinem Lebenslauf vorzeigen.
Freiwillig.
Was auch immer er jetzt sagen würde,ich würde ihn nicht unterbrechen.
Diesen Strom von Worten und Gefühlen.
Mir war bewusst wie schwer es war alles in sich hineinzufressen,alles im Inneren zu behalten und zumindest zu versuchen dieses Gefühlschaos nicht ausbrechen zu lassen.
Nun hatte er endlich die Möglichkeit diese Stille zu brechen.
"Ich war zu Nichts zu gebrauchen. Ich war ein Fehler,nicht geplant. Meine Mutter konnte mich nicht leiden,sie sah einfach keine positiven Seiten an mir und somit auch keinen Grund mich zu versorgen.
Mein Vater verschwand gleich nach meiner Geburt. Wahrscheinlich wollte er meine Visage einfach nicht sehen",meinte Jayden mit einem leicht belustigten Unterton und hielt in seinen Bewegungen mit dem Besteck für einen Moment inne,ohne dabei vom Tisch aufzusehen.
Er war verletzt.
Enttäuscht.
Bevor ich mit meinem Gedankengang fortfahren konnte,sprach Jayden schon weiter.
"So kam es dann auch,dass meine Erzeugerin mich an ein Waisenhaus schickte. Ich hab bis heute keine Ahnung wie es ihr geht,wo sie gerade lebt,ob sie überhaupt noch lebt. Mir ist das wenn ehrlich aber auch total egal,wie kaltherzig das auch scheinen mag.
Die Arbeiter im Waisenhaus waren alles andere als freundlich. Hatten wahrscheinlich alle keinen Bock mehr auf uns Kinder. Ich möchte nicht viel Zeit damit verschwenden mein klägliches Leben in diesen Hauswänden zu beschreiben,kurzgefasst war es ziemlich anstrengend. Die Angstellten kümmerte es einen Dreck wie es uns ging,womit wir uns beschäftigten.
Es war einfach krank dort.
Ich war nach einer Weile einfach nur...verdammt müde. Ich hatte genug"
Während er immer und immer mehr Worte über seine Vergangenheit verlor und nach wie vor so tat,als würde ihm das Gesagte nicht zu Herzen gehen,bemerkte ich jedes kleinste Detail an ihm.
Das Besteck hatte er schon längst beiseite gelegt,stattdessen knetete er nun an seinen zusammengefaltenen Händen.
Er tat mir Leid.
Ich wollte aufstehen,ihn umarmen,irgendwas sagen,egal was.
Aber ich konnte nicht.
Ich rührte mich nicht,ich sagte einfach gar nichts.
Alles was ich tat war es,weiterhin ohne jegliche Bewegung an meinem Platz zu sitzen und ihn anzusehen.
Sein Blick war nun schon wieder zu meinem Gesicht gewandert,aber er schien einfach durch mich hindurchzuschauen.
Langsam öffnete er wieder den Mund,um erneut daran anzusetzen seine Geschichte wieder zu erzählen.
Ob er sie mir erzählte oder seinen Gefühlen einfach freien Lauf ließ,bleibt bis heute ein Mysterium.
"Irgendwann nach gefühlten Jahrzehnten wurde ich dann aus Mitleid bei einem älteren Pärchen aufgenommen,welches sich dann erstaunlicherweise besser um mich kümmerte,als ich es erwartet hatte."
Ich sah wie sich ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht geschlichen hatte,sein Blick noch immer an meinem Gesicht klebend.
Meine Mundwinkel jedoch hoben sich nicht an,meine Augen blieben genauso wie seine an meinen,an den seinen hängen und ich hielt wie schon oft Blickkontakt mit ihm.
Es sollte ihm zeigen,dass ich für ihn da war.
Es sollte ihm zeigen,dass ich eine Stütze für ihn sein würde,dass ich ihn nicht verlassen würde.
Und ich hatte das Gefühl,dass er meinen Blick auch langsam aber sicher genau auf diese Weise deutete.
"Jedoch hielt das nicht für lange. Mein neuer Vater verschwand nach einigen,wenigen Jahren und ich und meine neue Mum blieben alleine zurück. Sie hatten öfters Streit musst du wissen. Ein Streit war auch der Grund,weshalb mein Vater wütend das Haus verließ und nicht wieder zurückkam. Erst später erfuhren wir,dass er anscheinend viel zu schnell gefahren sei,einen Unfall gebaut hat und dabei sein Leben verlor"
Jaydens Blick wurde immer emotionaler,wie mir bewusst wurde.
Er wurde sentimental.
Man konnte dies aber nur an seinen Augen festmachen,er zeigte sonst keinerlei Hinweise darauf.
"Meine Mutter gab sich die Schuld,egal wie oft ich auch versuchte sie vom Gegenteil zu überzeugen. Sie weinte...oft. Zu oft wie ich fand. Und eines Tages war es dann auch bei ihr soweit"
Ich starrte ihn an,wagte es nicht einen Laut zu machen,da ich ihn sonst von seinem Rausch der Erzählung abwenden könnte.
Neben den sentimentalen Gefühlen in Jaydens Augen sah ich noch etwas.
Leere.
Aufs Neue die Enttäuschung,die mich so sehr an mich selbst erinnerte.
"Irgendwann kam ich von der Schule nach Hause,um sie reglos vorzufinden. Irgendwann hatte ich aus Sorge den Krankanwagen gerufen,damit man ihr aushelfen konnte. Irgendwann wurde mir bewusst,dass sie nicht mehr aufwachen würde. Und irgendwann wurde mir bewusst,dass das ihre eigene Entscheidung war"
Ich sah wie seine Augen wieder Richtung Tisch hinunterwanderten und er sie kurz schloss,um einmal langsam eine Welle an Luft auszuatmen.
"Irgendwann wurde mir bewusst,dass ich einfach nutzlos war"
Ich spürte wie sich meine verwundete Hand einfach wie von selbst auf Jaydens Hände legte und er ruckartig seinen Kopf wieder anhob,mir genau in die Augen sah.
Unsere ganze jetzige Beziehung bestand hauptsächlich aus Augenkontakt und innerer Kommunikation,wie mir auffiel.
"Und irgendwann wurde Jayden bewusst,dass er mithilfe anderer Personen doch wieder seinen eigenen Wert verstehen und annehmen würde",hörte ich mich selbst schwach lächelnd sagen und sah,wie sich auf Jaydens Gesicht auch ein Lächeln bildete.
"Das stimmt. Es ist ihm auch endlich bewusst geworden",meinte er lächelnd.
Ich weiß nicht wie lange wir uns noch über seine Familie und seine Gefühle unterhielten,es war eine ziemlich lange Zeit,die keineswegs unangenehm war.
Ich wusste aber,dass ich ihn auch über meine eigene Familie ausfragen musste.
Ob ihm das nun gefallen würde oder nicht.-----------------------
Endlich ist die lange Wartezeit vorbei~
Meine Lieben wir sind fast am Ende der Geschichte angelangt.
Es sind nurnoch wenige Kapitel bis zum glohrreichen Ende,bis zu 5 Kapitel könnten es noch werden.
Ich glaube aber nicht,dass es mehr als 6 sein werden :3
In diesen Kapiteln wird es auch hauptsächlich um die Beziehung zwischen Jayden und Melanie gehen.
Mit all dem gesagt,wärs das auch schon~See 'ya
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In love with my Kidnapper
Romance[Wieso bin ich hier? Womit habe ich es überhaupt verdient hier zu sein? Dieser Ort...dieser Ort mit dem Namen Hölle. Und hierhergebracht wurde ich von keinem Geringerem als Ihm. Meinem Entführer mit den stahlblauen Augen,die mich anscheinend mit Lei...