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Aber dann fängt er an zu sprechen: "Also, Kate. Es gibt etwas, was ich dir sagen muss..."

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"... es ist so, Timm und ich werden ja heiraten. In drei Tagen schon und wir freuen uns, dass du dabei bist, um mit uns diesen Tag zu feiern...-" "Fynn, hör auf! Das was du hier sagst, kannst du deinen Hochzeitsgästen erzählen. Ich will wissen, was hier los ist." unterbreche ich ihn und er nickt bedrückt.

"Okay, aber ich möchte dir vorher noch was sagen. Ich wollte nicht, dass Max und du wegen mir Streit habt. Ich habe ihm das erzählt, weil ich ihm vertraue und weil ich merke, wie gut er dir tut. Ich hätte ihn fragen sollen, ob er mit so einer Information umgehen kann. Denn es war ziemlich viel verlangt, aber er ist trotzdem zu mir gekommen und hat mir von seiner Zwickmühle erzählt und hat es dir nicht direkt gesagt. Und das rechne ich ihm hoch an. Also sei nicht sauer auf ihn, er will nur dein bestes." sagt er.

Ich nicke vorsichtig. "Okay." er hat recht. Max trifft keine Schuld. "Also, Kate. Timm hat schon oft gesagt, dass er  seine Familie hier in Amerika vermisst und wie blöd er es findet, dass er nur ein paar mal im Jahr zu seiner Familie fliegen kann. Deswegen werden Timm und ich nach Boston ziehen, ich habe hier einen Job gefunden und Timm kann dort als Stylist arbeiten. Wir werden nur eine Stunde von Timms Familie entfernt wohnen." sagt Fynn und sieht mich unsicher an.

Ich merke, dass ich zittere. "W-weiß Timm da-as schon?" flüstere ich leise. "Kate..." Fynn will nach meinem Arm greifen, aber ich weiche ihm aus. "Weiß Timm es schon?" wiederhole ich meine Frage. Fynn seufzt und zieht seine Hand wieder zurück. "Nein, er weiß es noch nicht. Es soll sein Hochzeitsgeschenk werden." Ich sehe zu Boden.

Fynn und Timm werden nach Boston ziehen, sie werden mich alleine lassen. Sie sind die, die mich aufgenommen haben, als herauskam, dass ich adoptiert bin. Ich vertraue den beiden wie niemand anderem auf der Welt. Sie haben immer auf mich aufgepasst und für mich gesorgt, wenn es mir schlecht ging. Sie sind fast so etwas wie meine Eltern. Und bald leben sie 9 Flugstunden von mir entfernt und lassen mich ganz alleine.

Tränen laufen mir über das Gesicht, ich wische sie schnell weg. Dann stehe ich auf. "Wann wolltest du mir das sagen, huh? Wenn ihr schon in Massachusetts wohnt?" frage ich ihn dann wütend, ich kann nicht fassen, dass Fynn das vor mir verheimlichen wollte. "Ich wollte es dir sagen, aber..." er bricht ab. "Anscheinend gar nicht... Weißt du, ich freue mich wirklich für euch, aber das geht gar nicht. Ihr wärt einfach von einen auf den anderen Tag weg gewesen und hättet mich alleine gelassen." werfe ich Fynn vor.

"Kate, wir wollen dich nicht alleine lassen. Und ich wollte es dir sagen, aber ich musste so viel planen, da habe ich es vergessen." versucht Fynn sich zu verteidigen. "Vergessen, also?! Wie kann man denn vergessen, dass man auf einen anderen Kontinent zieht und so ganz nebenbei auch noch heiraten will. Du erzählst mir anscheinend gar nichts mehr!" "Das stimmt nicht und das weißt du genau. Ich hätte es dir eher erzählen sollen. Alles hier." Fynn macht eine ausladende Handbewegung, er wird auch wütend, das merke ich sofort.

"Und es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher erzählt habe. Aber ich habe mich so entschieden und ich werde meinen Plan so durchziehen. Du wirst es akzeptieren müssen, so oder so. Es wird Zeit, dass du auf einen Beinen stehst, es kann nicht immer jemand da sein. Du musst erwachsen werden. Wir sind doch nicht deine Eltern!" ruft er und ich drehe mich um, so dass ich ihn nicht angucken muss. Er hat einen wunden Punkt getroffen. "Wag es nicht meine Eltern da mit rein zuziehen." sage ich.

Augenblicklich liegt eine Hand auf meiner Schulter. "Es tut mir leid, Kate. Das wollte ich nicht. Ich habe es nicht so gemeint." sagt Fynn reumütig. Ich schniefe und wische mir meine Tränen weg. "Wag es nicht..." wiederhole ich leise. "Ich habe über reagiert, es tut mir leid." "Geh bitte." flüstere ich. "Was?" "Du hast mich schon verstanden, geh!" erwidere ich und drehe mich zu ihm um. "Das... Kate, ich-" stammelt er. "Du sollst gehen!" fahre ich ihn an. Fynn sieht mich traurig an, dann nickt er und dreht sich um. "Es tut mir wirklich leid." sagt er und verschwindet dann durch die Tür.

Erschöpft lasse ich mich auf den Boden fallen. Ich hasse Streit... Ich lehne meinen Kopf gegen das harte Holz der Kommode und schließe die Augen. Da höre ich, wie sich die Tür öffnet. Ich öffne die Augen wieder. Max kommt herein. Er sagt nichts, sondern setzt sich einfach neben mich auf den Boden. Dann legt er einen Arm um mich. Ich lehne mich an ihn und lege meinen Kopf auf seine Schulter. So sitzen wir eine Weile da.

"Willst du drüber reden?" fragt Max in die Stille. "Lieber nicht... Aber es tut mir leid, dass ich so einen Stress gemacht habe. Es war nicht deine Schuld." entschuldige ich mich. "Schon okay." erwidert Max und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel. "Timm und Fynn sind gegangen. Timm hat sich gefragt, was hier los ist. Aber Fynn meinte nur, ihr hättet eine Meinungsverschiedenheit gehabt." erzählt Max. "Hmm..."

"Wollen wir heute noch was unternehmen oder willst du lieber hier bleiben?" fragt Max dann. "Weiß nicht, wollen wir heute vielleicht in die Stadt gehen und morgen dann zum Strand? Dann können wir noch ein wenig entspannen, bevor morgen Abend die kleine Feier vor der Hochzeit ist und am nächsten morgen ist ja schon Timms und Fynns Hochzeit." schlage ich vor und Max nickt. Dann rappelt er sich auf und hilft mir ebenfalls hoch.

Wenig später gehen wir zu Fuß in Richtung Innenstadt, die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Ich trage ein weißes Oberteil und dazu einen rosefarbenen langen Rock und auch Max hat sich lockere Klamotten angezogen, da es in der Sonne bestimmt 32° Grad sind.

Wir gehen zuerst in die Innenstadt, dort gibt viele kleine Läden und Boutiquen. Ich liebe es in Kleiderständern zu stöbern oder einfach nur alte Bücher zu lesen. Es finden sich immer Schätze, die für andere vielleicht an Bedeutung verlieren, aber sie sind einfach schön anzusehen.

Zwei Stunden später habe ich bestimmt halb Miami leer gekauft und Max und ich haben auch noch ein schönes Geschenk für Fynn und Timm gefunden. Ich hatte gefühlt 50 Tüten in der Hand, aber Max hat sie mir abgenommen, er bestand darauf, mir die Tüten zu tragen und jetzt hat er den ganzen Kram in den Händen. Selber schuld, er hätte mich nicht unterschätzen sollen... :)

Es ist bereits 18 Uhr, Max schlägt vor, noch irgendwo etwas essen zu gehen. Wir finden ein kleines, gemütliches Restaurant direkt am Strand. Von unserem Tisch kann man den Strand sehen und beobachten, wie langsam die Sonne untergeht. Wir bestellen uns jeweils eine Pizza und etwas zu Trinken. Als unser Essen kommt, machen wir uns sofort darüber her, der Tag war ganz schön anstrengend. Da fällt mir auf, dass ich den ganzen Tag nicht an Fynn und unseren Streit gedacht habe.

Max hat mich ständig zum Lachen gebracht und mich abgelenkt. Es scheint, als hätte er eine 'heilende' Wirkung auf mich. "Kate, denk an was anderes. Ihr vertragt euch bestimmt bald wieder und dann ist alles wieder gut, okay?" sagt Max und reißt mich so aus meinen Gedanken. Erstaunt sehe ich auf. "Wie hast du..." "Ich merke, wenn dich was beschäftigt. Außerdem bist du gerade ziemlich still." antwortet er auf meine unausgesprochene Frage. Ich nicke nur und wir essen weiter.

Später sind wir auf dem Heimweg, die Stadt ist hell erleuchtet, wie das nun mal in Großstädten so ist. Ich lasse die ganzen Eindrücke auf mich einprasseln. In den kleineren Viertel hängen über den Straßen Lichterketten, die in allen Farbe leuchten. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und beobachte im Gehen die bunten Lichter. Es ist wunderschön...

Da greift Max mich auf einmal an der Hüfte und zieht mich zu sich. Ich sehe ihn verwirrt an, aber er fängt einfach nur an zu lachen, während er mich immer noch fest an sich drückt. "Du wärst fast gegen eine Laterne gelaufen, weil du nach oben geguckt hast. Du bist manchmal so tollpatschig." lacht er und ich sehe ihn erschrocken an. Dann sehe ich, dass wir genau vor einer großen Laterne stehen. "Du habe ich gar nicht gesehen." gebe ich murmelnd zu und Max fängt wieder an zu lachen. "Ja, das habe ich mir gedacht." sein Lachen ist so ansteckend, dass ich ebenfalls anfange zu lachen.

Als wir uns beruhigt haben, lässt Max mich wieder los und wir gehen weiter. An unserem Haus angekommen, packe ich zuerst alle was ich gekauft habe in einen großen Koffer, damit ich am Ende nicht so viel Chaos habe. Dann machen wir uns bettfertig und gehen schlafen. "Gute Nacht." sage ich leise, als Max sich neben mich legt. "Schlaf gut, Kate." erwidert er. Dann schließe ich meine Augen.

sacrificing love - MM7 | jmjmmnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt