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Ich hüstelte ein wenig, als ich die hohe Stalltür aufschob. Luft mit dem Geruch von Heu, Leder und Pferdefell drang mir in die Nase und brachte mich erneut zum Niesen.

Die Kälte des vergangenen Tages hatte mein Immunsystem angegriffen und jetzt hatte ich eine dicke Erkältung. Eigentlich hätte ich im Bett bleiben müssen, jedoch hatte ich meine Mutter überredet, wenigstens eines meiner Pferde reiten zu dürfen.

Unter der Vorraussetzung einen dicken Schal, die Thermoreithoe und eine Winterjacke anzuziehen, hatte sie  ich schließlich in den Stall gefahren. Als ich ausgestiegen war, hatte sie mir och eine Thermoskanne und ein Päckchen meines Lieblingstees in die Hand gedrückt, mit den Worten: ,,Gieß dir das mit dem Wasser aus dem Wasserkocher auf, dann wird die Erkältung nicht noch schlimmer."

Ich bezweifelte, dass die sich die Erkältung nicht an einer warmen Tasse Tee aufhalten würde, hatte sie aber trotzdem dankbar entgegengenommen.

Mit einer flauschige Bommelmütze stand ich mittlerweile neben meinem Spind und schlürfte ein paar winzige Schlüke des Ägyptischer-Apfel Teesö. Mit dem dunkelblauen Putzkasten in der einen und der Thermoskanne in der anderen Hand ging ich zu der Box der Fuchsstute.

Diese schaute kurz auf, als ich die Boxentür zur Seite schob und brummelte leise. Ich klinkte den schwarzen Strick der neben der Pferdebox hing an das Halfter ein und führte mein Pferd in die Stallgasse, wo ich sie links und rechts festband.

Mit ein paar Handgriffen war die Stalldecke gelöst und lag an der Halterung an der Boxentür. Stattdessen legte ich eine weinrote Abschwitzdecke auf den Pferdekörper und fing an die Beine, den Hals und den unteren Bauchbereich mit einem Striegel und der Kardätsche zu säubern.

Disney stand dabei ganz still und ließ den Kopf hängen, stand mit dem Hinterbein entlastet.

Den Kopf bearbeitete ich mit einer weichen Bürste und säuberte anschließend noch die empfindlichen Nüstern vorsichtig mit einem Nylontuch. Die hellbraunen Pferdehaare flogen mir in die Nase und ich nieste. Ein Schluck des warmen Tees beruhigte mich wieder und floss mir wie eine warme Feuermasse in den Hals. Der Tee tat gut, wärmte von innen.

Auf dem Weg zum Spind sah ich an der Reithalle vorbei, in dieser ritt nur eine Person, die ich jedoch nicht kannte.

Mit meinem gesattelten Pferd ritt ich in die Reithalle hinein und begann mein tägliches Training mit einemr langen Zeitspanne Schritt. Danach warf ich im vorbeireiten meine Abschwitzdecke auf den Hindernissständer in der Ecke und trabte an.

Die rhythmischen Bewegungen meiner Stute machten es mir sehr leicht mich auf meinen Körper zu konzentrieren, anstatt immer das Pferd zu korrigieren.

Draußen war es bereits dunkel, wie ich durch die Panoramafenster erkannte. Kein Wunder, es war auch schon halb vier. Mit einem leisen „Klick" schalteten sich die Neonröhren an der Reithallendecke  an.

Ich drehte mich im Sattel um, die Person, die vorhin mit mir geritten war, war längst verschwunden. Stattdessen führte nun ein blonder Junge seinen Rappen in die Halle.

Ich kannte ihn vom sehen, hatte aber noch nie wirklich mit ihm gesprochen. Es sei denn, es ging um den Weide-Dienst. Seine zwei Pferde standen jeweils rechts und links von den nebeneinanderliegenden Boxen von Miracle und Delirium, daher wusste ich wie er hieß.

Lasse Wiedmann, war sein Name. Die seiner zwei Pferde waren Lumière und Quite Magic. Mit beiden Pferden ritt er erfolgreich Springen, dass wusste ich von den Schleifen, die er nach jedem Turnier zurück nach Hause brachte und immer die aktuellste an das Boxenschild seiner Pferde klebte.

Unter meinem dicken Wollschal -Oma liebte Stricken-  schwitzte ich ein wenig. Und meine Augen kratzten, Staub hatte sich zwischen meine Wimpern gesetzt.

,,Geht's dir nicht gut?", Lasse war neben mich geritten während ich zum Ende hin wieder Schritt am langen Zügel ritt,

,,Bin ein bisschen krank.", antwortete ich.

,,Deine Nase ist knallrot.", er lachte ein bisschen.

,,Oh.", machte ich und ärgerte mich noch im selben Augenblick das mir nichts besseres eingefallen war.

,,Wir sehen uns noch! Spätestens morgen beim Zäune kontrollieren!", rief er mir hinterher, als ich abstieg und die Fuchsstute in die Stallgasse führte.

Zäune kontrollieren? Oh, Mist! Morgen musste ich ja auch noch die Weiden abgehen! Ob das bei meiner Erkältunggehen würde? Bestimmt, redete ich mir ein.

Ich sattelte nebenbei meine Stute ab, streifte ihr ein Halfter über und führte sie in die Putzhalle, wo ich fünfzig Cent in den grauen Kasten neben dem Solarium einschmiss und mein Pferd daraufhin unter das wärmende Rotlicht stellte.

In der Zeit wo Disney Dream entspannte holte ich meinen Mash-Beutel aus dem Spind und die Getreide-Mischung mit heißem Wasser auf.

Nach dem abkühlen verabreichte ich es der Stute, die die Mischung mit so viel Genüsslichkeit auffraß, dass mir das Herz vor Liebe überquoll. Es war so niedlich, wie sie nach jedem dritten Bissen zu mir aufsah und schaute, ob es denn Okay sei, wenn sie das aß. Das machte sie immer, sie hatte mich als Herdenführer akzeptiert und fragte ständig nach, ob etwas das sie tat, Richtig sei.

Ich spülte die Müslischale mit dem Schlach aus der benachbarten Waschbox aus und stellte sie wieder in den Spind zurück.

Dann stellte ich das Solarium aus, deckte mein Pferd wieder mit der Stalldecke ein und und brachte sie in ihre Box zurück.

Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete ich mich und schnappte mir wieder meine Thermoskanne mit dem Tee. Ich nahm einen großen Schluck der angenehm warmen Flüssigkeit und trat hinaus auf den gepflasterten Hof der Reitanlage.

Die Stallgasse in der die Hengste standen, schloss direkt an die Putzhalle an. Ich sah an der Box von Calle, dem Pferd meiner Schwester, vorbei und gab dann Delirium sein Abendessen.

Ich führte meinen Apfelschimmel hinüber in die Führmaschine, brachte ihn in das dritte Abteil und ließ die Führmaschine weiterlaufen. Mein Trainer und auch meine Mutter fanden es sehr wichtig, dass jedes Pferd nach dem Turniertag zwar bewegt wurde, aber auch nicht überanstrengt wurde. Deshalb ging es für meine Pferde danach meist zu einer lockeren Runde ins Gelände -das war bei meiner Erkältung heute nicht möglich gewesen- oder in die Führmaschine.

Die Box von Miracle war leer. Mama war wahrscheinlich längst mit ihm in der Reithalle verschwunden.

Bild oben: Disney Dream




Every rider has that one special horse, that one horse who knows everything about them

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