5.

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Together we win

Eine Woche nach Dollars Ankunft war vergangen. Marie kam recht gut mit dem Falben zurecht, sie mussten sich nach ein wenig aneinander gewöhnen, aber die Basis stimmte.

Über letzteres hatte sich besonders Herr Bären gefreut, der vorgestern nochmal spontan vorbei geschaut hatte.

Es war der fünfte Mai und die Saison war voll im Gange. Gestern war ich direkt nach der Schule zum Turnier gefahren, eine wichtige Vorqualifikation für das Hamburger Nachwuchsdressurderby. Ich war mit Deli unter die letzten sechs gekommen, damit wären wir offiziell in der Qualifikation.

Heute hatte ich Deli an der Longe gearbeitet, Wonderwoman wurde von Mama geritten und Miracle ging erst in der Führmaschine, dann würde ich ihn nachher noch reiten.

Das Gras war noch kurz - es reichte mir grade mal bis zu der Oberseite meines Fußes. Ein leichter Wind rauschte durch die Blätterkronen, die schon ein wenig zugenommen hatte seit Februar.

Sie waren dichter und boten für viele Vögel ein zuhause, außerdem wuchsen sie ringsherum um die große Hengstweide, die in sechs gleich große
Abschnitte geteilt war.

,,Schön, endlich wieder warmes Wetter, oder?", fragte Lasse.

,,Mh-hm.", sagte ich. Oh Gott - wir redeten über das Wetter! Unkreativer ging's ja wohl auch nicht mehr!

,,Und... äh - wie läuft's bei dir so in der Schule?"

,,Ganz gut. In Bio habe ich mündlich neulich eine Eins bekommen und in Deutsch im Aufsatz eine Zwei. Mathe ist zwar nicht so super, aber immerhin für 'ne Drei minus hat's gereicht.", ich lachte leise.

Lasse war eine Klasse über mir, von vielen Mädchen aus meiner Stufe die für ihn schwärmten -das klingt ja wie aus der Bravo Girl!-wusste ich, dass er in allen Fächer ziemlich gut war. Sogar in Physik! Mann, war ich froh das Physik bei uns nur ein Halbjahresfach war!

,,Guck mal, hier, an der Koppel von Quick ist der Strom nicht richtig an! Schau, da ist ein Wackelkontakt drin!", er zeigte plötzlich auf den kleinen Stromverteiler, der in seinem eigenen Mini-Holzunterstand vor Regen geschützt neben Quick Fires Weiden-Abschnitt stand.

,,Stimmt, ich schreib es sofort Tamara!", ich zückte mein Handy und öffnete die Stallgruppe. Mit einem kleinen '@' sagte ich der Vorstandsmitgliederin das Problem am Stromkasten.

Dann gingen wir weiter. Der Weidedienst bei solch einem schönen Wetter machte richtig Spaß! Ich war alle zwei Wochen am Samstag zusammen mit Lasse dran, die Hengstweiden zu kontrollieren. Selten passierte etwas, und dich war jedes Detail wichtig. Die Sicherheit der Pferde ging vor.

Grade als ich ein weiteres kleines Vorkommnis an Tamara schreiben wollte, rutschte mir mein Handy aus der Hand und plumpste ins Gras.

,,Mist!", ich streckte meine Hand danach aus, aber mein Begleiter war schneller und so berührten sich unsere Hände, als wir mein Handy aufheben wollten.

Ein komischer Reflex in mir, wollte seine Hamd gar nicht mehr loslassen. Aber als er mein Handy dann aufhob, lies ich etwas peinlich berührt los.

Ich lief prompt rot an und nahm es wieder an mich, als Lasse es mir gab.

Meine Reaktion wurde von ihm nicht gespiegelt. Er blieb cool und tat so, als sei nie etwas geschehen.

Kein Wunder. Er hatte ja Übung! Die vielen Mädchen die ihm hinterherliefen bereiteten ihm wahrscheinlich ständig solche Situationen.

Halt stop. Mein Gehirn dachte zu weit. Er hat mir lediglich mein Handy wiedergegeben.

Ich räusperte mich, und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Stumm gingen wir weiter, die Weiden waren alle vorschriftsmäßig von Unkraut befreit und der Strom war auch bei allen heile.

Als wir wieder beim Stall angelangt waren, drehte Lasse, der einige Meter vor mir gegangen war, sich wieder mir zu.

,,Meinst du, wir könnten mal was zusammen machen?"

Bitte, was?!

,,Klar. Wir können uns morgen um halb fünf hier treffen. Hab mal wieder lange Schule...", sagte ich ein bisschen zu schnell.

Er lächelte. ,,Cool. Dann bis morgen.", er drehte sich um und verschwand in der annahenden Dunkelheit, die sich langsam über uns legte.

~

Ich lächelte den ganzen Abend lang vor mich hin. Marie sah mich beim Abendessen prüfend an - wahrscheinlich verkniff sie sich dumme Kommentare.

Als ich gehen neun im Bett lag, sah ich nochmal kurz auf mein Handy, welches ich auf meinem Schreibtisch auflud.

Eine unbekannte Nummer hatte mich angeschrieben.

Hey, bleibt es bei morgen um 16:30? L.

Mein -wahrscheinlich ziemlich seltsames- Lächeln kehrte zurück. Schnell tippte ich die Antwort.

Ja.

Dann speicherte ich einen neuen Kontakt ein: Lasse Wiedmann.

Bild oben: Wonderwoman

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