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Walking together, friends forever

Gegen halb fünf waren wir heute Abend zuhause gewesen. Mama hatte ausgepackt und ich war gemeinsam mit Marie nochmal in den Stall gefahren.

Ich longierte Wondy ausgiebig und ritt meine beiden Hengste auf dem Reitplatz.

Annie, eine Dressurreiterin aus dem Stall, hatte sich freundlich bereit erklärt neuen Pferde über das lange Wochenende zu reiten.

Die Arbeit war bemerkbar: sie liefen alle locker und zufrieden. Für Annie wollt euch noch ein Geschenk kaufen - am besten gleich morgen nach der Schule, Pralinen, ein bisschen Geld und ein kleiner Blumenstrauß würden angemessen sein, fand ich.

Im Stall traf ich auch Jan Terve an, meinen Dressurtrainer. Er bat mich um ein Gespräch im Reiterstübchen.

Mit einem mulmigen Gefühl ging ich hinter ihm her und überlegte auf dem Weg zu einem der Tische panisch, da sich falsch gemacht haben könnte.

,,Also, Eva, wie du weißt, arbeiten seien Eltern und ich eng zusammen um dir einen guten Weg in den Spitzensportler zu beschaffen. Wir sind der Meinung, dass du verschiedenen Pferde reiten solltest.", erklärte er mir mit seiner ruhigen Stimme, die ich schon sooft durch die Halle habe rufen hören.

,,Die Großen", mir war klar, dass er die Dressurelite meinte: ,,reiten auch nicht immer die selben Pferde. Klar, sie haben ihre eigenen Toppferde, aber sie haben auch ständig wechselnde Berittpferde und Pferde, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Das wusstest du, oder?"

,,Klar.", ich nickte, verstand aber nicht wirklich worauf er hinauswollte. Wollte er mir etwa meine Pferde wegnehmen, damit ich mich an andere gewöhnte?

,,Nun ja. Wir sind der Meinung, dass du zusätzlich noch ein anderes Pferd reiten solltest."

,,Aber ich hab doch schon meine drei plus Disney! Das wäre mir aber dann ein bisschen Zuviel, mit noch einem.", sagte ich ehrlich zu dem mittelalten Mann.

,,Weißt du das noch nicht mit Disney Dream? Dann- ach, nein. Das erklärt dir deine Mutter lieber selbst. Auf jeden Fall habe ich mich mit Herrn Bären verbunden, wir halten Ausschau nach ein paar guten Kandidaten. Ich glaube, er hat sich schon einen im Blick..."

Ich überlegte fieberhaft, was er mit dem-mit-Disney meinte, und mir fiel sofort ein möglicher Verkauf ein.

,,Okay, dann kannst du mich benachrichtigen sobald was neues rauskommt?"

,,Natürlich, so hab ich mir das vorgestellt.", er lächelte und zwinkerte mir zu.

Er stand auf und ging. Ich bestellte mir eine Sprite und dachte darüber nach.

Theoretisch -wann man davon ausging, dass Disney wirklich verkauft wurde- würde ein viertes Pferd mir nicht viel ausmachen. Es klappte im Moment auch gut, und die Schule litt auch nicht unter meiner Leidenschaft.

Der nächste Bus ging um neunzehn Uhr fünfundvierzig, ich stand auf, bezahlte mein Getränk und ging nochmal in den Stall und sagte meinen Pferden Gute Nacht.

Futter hatten sie schon bekommen, aber für jeden zwei Möhren war ja okay.

Bei Disneys Box blieb ich ein bisschen länger. Die große Fuchsstute sah mich aus ihren großen Bambi-Augen an und blubberte freundlich, als ich die Box betrat.

Was für ein liebes Pferd!, dachte ich und streichelte sie. Und das war sie durch und durch! Ich war traurig, dass sie möglicherweise verkauft werden würde, aber andererseits: so hatte sie die Chance ordentlich gefördert zu werden und vielleicht würde sie ja sogar einem jungen Mädchen wie mir, den Einstieg in den Turniersport ermöglichen.

Hoffentlich würden ihre neuen Leute nett zu ihr sein! Etwas anderes hatte sie nämlich nicht verdient.

~

Und es kam, wie es kommen musste. Am Abendbrottisch erklärte mir Mama sachlich, dass Disney Dream verkauft worden war.

An eine junge Berufsreiterin aus der Schweiz, ihr Name war Nicola Wichers. Sie ritt bis zur schweren Klasse und hatte vor, mit Disney in den Landeskader der Schweiz zu kommen. Nicola war schon Nationenpreise in der Dressur geritten und hatte bei der Europameisterschaft Silber erritten.

Mama hatte mir die persönliche Telefonnummer gegeben und ich hatte bei ihr angerufen. Sie war sehr nett gewesen und hatte mir ihre Pläne mit Disney genau erklärt. Sie machte auf mich einen sympathischen Eindruck und ich war froh, dass sie in gute Hände kam. Nicola Wichers hatte mir versprochen, mich per WhatsApp über ihren Zustand und ihre Erfolge zu informieren.

Was mich dann doch schockte, war, dass eine Spedition mein Berittpferd schon am Dienstag abholen würde.

,,Mach die keine Sorgen. Ich verstehe, dass du wahrscheinlich traurig bist, dass bin ich auch immer, wenn ich eines meiner Berittpferde gehen lassen muss. Aber du musst die wirklich keine Sorgen machen. Auf einem ihrer Turniere vor deiner Zeit mir ihr hab ich sie bereits geritten. Sie ist ein tolles Pferd und ich verspreche mir eine erfolgreiche Zukunft mit ihr. Es tut mir Leid, ich muss Schlussmachen, die Pferde füttern. Meine Nummer hast du, wenn du irgendwas brauchst oder Sorgen hast, kannst du mich gerne anrufen. Meine Tür steht dir offen, ciao!", drang Nicolas Stimme zu mir durch.

,,Vielleicht sehen wir uns ja mal, ciao!", sagte auch ich.

~

Am nächsten morgen war alles klar. Vor der Schule war ein Brief von Herrn Bären persönlich gekommen: siebzehntausend Euro waren meine fünfzehn Prozent Beteiligung an Disneys Verkauf.

Mit offenem Mund stand ich also gegen viertel nach sieben am Esstisch, vor mir eine halb aufgegessenen Schüssel eingeweichtes Müsli mit Joghurt und Himbeeren. Neben mir mein Schulranzen mit meinen Heften und mein Geschichtsbuch, mit dem ich mich für die erste Stunde vorbereitet hatte.

Die Küchenuhr tickte. Neunundzwanzig fünfhundert Euro Scheine in meiner Hand.

,,Und? Was sagst du?", fragte Mama erwartungsvoll. ,,Dein erstes selbstverdientes Geld. Du kannst sehr stolz auf seien Arbeit mit Disney sein."

,,Das bin ich, glaub mir. Krass, ich kann's gar nicht glauben.", wisperte ich leise. Ich stand unter Schock.

,,Ich verwahre es für dich und bringe es auf dein Konto.", erklärte Mama sich bereit. ,,Und jetzt komm - pack deine Sachen ein und iss auf. Dann musst du zur Schule fahren, der Geschichtstest ruft!"

Bild oben: Disney Dream

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