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Aufgeben ist keine Option

Miracle schlug Haken wie ein Hase. Er war im Maul hart und im Rücken steif. Hielt den Kopf hoch und trippelte wie ein erschrockenes Reh.

Jan legte die Stirn in Falten. ,,Jetzt tu doch mal was auf dem Pferd! Du sitzt ja nur drauf und wartest, dass er sich abwirft!"

Ich schwitzte. Wusste nicht mehr, was ich tun sollte.

,,Ganz ehrlich, Eva. Wenn du auch nur annähernd so auf den Meisterschaften geritten wärst, dann hättest du keinen Plastikbecher gewonnen. Mach was! Nein lang - bloß nicht hochziehen, nur weil er zickt! Rahm ihn mit deinen Hilfen ein!", schimpfte Jan.

Ich versuchte ja, die Knie nicht hochzuziehen, aber irgendwie konnte ich es grade nicht wirklich kontrollieren.

,,Er verarscht dich von vorne bis hinten! Der ist nicht ängstlich oder so, der testet dich! Und wenn du ihn jetzt gewinnen lässt, puh, dann müssen wir viel mehr arbeiten, als wir es eh schon tun!"

Und jetzt kam das ganze, mit dem Pferde sind Gewohnheitstiere.

,,Pferde sind Gewohnheitstiere! Er gewöhnt sich an das, was du immer mit ihm machst. Wenn du jetzt einen Fehler ins System bringst, können wir noch mehr arbeiten, als wir es eh schon tun!"

Eine Reiterin auf ihrem Fuchs erschien an der Bandentür. ,,Jetzt nicht!", rief Jan genervt. ,,Ich hab Unterricht, auch wenn's nicht so aussieht."

Das verletzte mich sehr. ,,Komm schon, du stures Pony!", versuchte ich es und gab dem Schimmel einem kleinen Klaps mit der Gerte.

,,Nein.", sagte Jan. ,,Versuch mal das Geheimrezept!"

Ich parierte zum Schritt und ließ die Zügel lang. Wenn jetzt ein unerwartetes Geräusch kommen würde, würde er abgehen, dass spürte ich ganz genau.

Er tänzelte und trippelte zur Seite, warf den Kopf hoch und machte sich fest. Es war ein Bild zum Jammern.

,,Jan? Kannst du mich vielleicht für den Rest der Stunde an die Longe nehmen? Ich glaube, ich krieg es nicht mehr hin.", sagte ich kleinlaut und hielt auf der Mittellinie schnaufend an.

Augenverdrehend holte Jan die Longe. ,,Okay. Wenn du's nicht gebacken bekommst. Manchmal frag ich mich echt, was ich hier tue. Jetzt gib ihm gleich ein Erfolgserlebnis zum Schluss, dann sind wir für heute fertig."

In meinem Kopf bildeten sich wütenden Wiederworte zusammen. Durch ihn war ich im Turniersport überhaupt so weit gekommen! Und jetzt tat er so, als sei ich ein zum verzweifeln schlechtes Experiment, nur weil es einmal nicht klappte.

Er klinkte die Longe ein. ,,So, schick ihn nach außen."

Ich trieb ihn leicht nach außen, doch Jan schüttelte den Kopf. ,,Nein. Schau auf das äußere Ohr, Dann Treib nochmal nach außen. Um einen guten Zirkel zu reiten, schaust du immer auf das äußere Ohr, damit drehst du deinen Körper so minimal, dass gut ausgebildete Pferde sofort wissen, dass sie einen runden Zirkel zu laufen haben."

Ich tat es und prompt lief mein Pferd einen schönen Kreis. Vielleicht lag es auch einfach an Jans Autorität, wie er da selbstsicher in der Mitte stand und jederzeit eingreifen konnte.

,,So. Jetzt galoppier ihn mal an und leg die Linke Hand dabei auf dein linkes Knie.", kommandierte Jan und ich gab dem Schimmel die Hilfe.

,,Was fällt dir auf?", fragte er, nachdem ich meine Hand auf mein Knie gelegt hatte.

Er sah mich von unten an: ,,Du ziehst die Knie hoch bei der leisesten Unsicherheit, in diesem Fall, dass du mir mit einer Hand reitest. Dein Körper sucht automatisch mehr Halt und zieht die Knie an."

Mit erschrecken stellte ich fest, dass er recht hatte. ,,Parier durch und leg die Bügel über den Sattel. Dann galoppier nochmal aber mit beiden Händen."

Das klappte recht gut und Jan war zufrieden. Ich verabschiedete mich und führte mein Pferd aus der Halle.

~

Es war mittlerweile ziemlich kalt geworden. Vielleicht hatte Miracle auch einfach nur der Wetterumschwung der letzten drei Tage zu schaffen gemacht.

Von den herbstlichen vierzehn Grad vorgestern war der blaue Strich im Thermometer runter an die sechs Grad gegeklettert.

Die Sonne schien in einem eisigen gelb-weiß auf die nackten Bäume hinunter. Das meiste schöne rote Laub hatten sie bei einem Sturm letzte Nacht bereits angelegt - es lag nun wie ein Teppich auf allen Wegen.

Der dreißigste November, morgen schon würden wir das erste Säckchen unseres Adventskalenders öffnen. Mama machte sie immer selbst. Zwei dicke, zugegebenermaßen unechte Tannennadelngirlanden ringelten sich dann am ersten Dezember um die beiden Treppengeländer in unserem Haus.

Beide würden mit Lichterketten in einem goldenen Licht beleuchtetet sein und von rot-weißen Säckchen geziert werden.

Ich mochte die Weihnachtszeit am liebsten vom ganzen Jahr. Eigentlich lief sie bei uns anders an als in anderen Familien: Papa war die meiste Zeit weg - wir hatten Glück, dass er wenigsten Weihnachten und die Weihmachtsferien über frei bekommen hatte, denn um Jahresende legte seine Firma immer nochmal einen Endspurt ein, Marie uns ich waren beinahe den ganzen Tag entweder in der Schule oder im Stall und Mama fuhr nochmal kurz einkaufen, was basteln oder zu Oma, um noch irgendetwas abzuklären, was sie uns bisher aber noch nicht verraten hatte.

Wie vermuteten, dass es sich einfach um ein größeres Geschenk für uns Geschwister handelte.

Zum Abendessen gab es heute Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade und Apfelmus. Ich aß gleich vier und Marie sogar sechs. Sie war total glücklich - ihre zweite Reitstunde bei Lasse war noch besser gewesen, als die erste.

Sie erzählte, dass sie heute über Cavaletto getrabt war und ein paar Runden an der Longe galoppiert war. Schritt hatte sie schon wieder frei geritten.

Ich war froh, dass mein und Lasses Plan so toll funktioniert hatte. Damit hätten wir eigentlich gar nicht gerechnet - eher damit, dass wir etwas mehr Vorarbeit bei ihr leisten müssten, was sich dann ja als falsch herausgetan hatte.

Marie machte riesige Fortschritte, erzählte Lasse, als wir am Abend nochmal telefonierten.

~

Weiße Schneeflocken waberte durch den dunklen Wald. Das alte Laub knirschte und meine Stiefel hinterließen glitzrige Abdrücke im puderweißem Neuschnee.

Ich blieb am weißen Holzrand der Koppel stehen. Im Hintergrund erkannte ich die Reithalle mit den Panoramafenstern an der Rückseite und gleich daneben die Longierhalle und die überdachten Offenställe.

Auf der schneebedeckten Wiese stand ein Pferd. Ein hübscher Kohlfuchs mit einer Schnippe, seine dunkle Mähne wurde vom Wind angehoben.

Er sah mich mit aufmerksamen, tiefbraunen Augen an - sie kamen mir irgendwie bekannt vor, genau so, wie die Stallanlage im Hintergrund.

Der Kohlfuchs hob den schönen Kopf und wieherte. Der Wind brachte das Geräusch einige Sekunden später zu mir.

Ich lächelte dem Pferd zu. Dann drehte es sich mit einer schnellen Drehung der Hinterhand um und galoppierte in einer Wolke aus aufstäubenden Schnee mit wehender Mähne davon.

Zurück blieb das ruhige Gestüt Lindström und die leere Koppel, auf der das Pferd keine Hufabdrücke hinterlassen hatte.

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Ja, ich gebe zu das dass Kapitel ein bisschen langweilig geworden ist. Aber dafür sind hier gleich drei versteckte Hinweise drin... Vielleicht findet ihr sie ja, aber dann schreibt sie nicht in die Kommentare - die Leser nach euch sollen ja auch noch was zum rätseln haben ;)

Ich bitte um ein Feedback :D

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