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If you can dream it, you can do it

Die Aftershowparty und mein Sieg waren schon mehrere Wochen her. Es war Herbst geworden. Der Winter kündigte sich langsam an.

Seitdem war ich mir noch eine M-Dressur auf Wonderwoman geritten und war fünfte geworden. Deli hatte Pause, ebenso wie Miracle, dem ich seine Winterpause gönnte - er hatte diese Saison wirklich super mitgearbeitet.

Marie hatte sich wieder erholt. Der Rippenbruch war gut verheilt und auch das Schädel-Hirn-Trauma konnte geheilt werden.

Aber reiten wollte sie immer noch nicht. Tosacanas Verkauf hatte sie mit Fassung getragen - ihr war bewusst, dass es nichts brachte, ein zur Verfügung gestelltes Pferd zu haben, was man nicht ritt

Wenigstens longierte zu Blacky und Calle noch, zweimal die Woche ging sie mit einem der beiden Pferde spazieren oder joggen und in der Bodenarbeitsgruppe war sie mittlerweile auch Mitglied und machte einmal die Woche abwechselnd mit den Pferden Bodenarbeit mit.

Lasse und ich hatten nie wieder über den Kuss gesprochen, generell hatte ich das Gefühl, dass er mir in der Schule und im Stall aus dem Weg ging.

Am Abend traf ich eine Entscheidung. Ich nahm mein Handy und schrieb ihm bei WhatsApp.

Hey, du wolltest die doch einen Plan überlegen wegen der Marie-Sache... Hast du schon ne Idee?

Er war die ganze Zeit online und zu meiner Überraschung würden die Häkchen sofort blau - er war schon vor meiner Nachricht in meinem Chat gewesen!

Ich lächelte und setzte mich ein bisschen bequemer auf meinen Schreibtischstuhl. Mein Gesicht wurde warm, als ich das schreibt... sah.

Hi. Wollen wir uns vielleicht morgen mit M. treffen? Ich bring mein Pferd Lumiére  mit, vielleicht könne wir deine Sis überreden auf ihr zu reiten :)

Meine Antwort fiel simpel aus:

Ok. Um 15:30 am Stall beim Reitplatz. Treffen da mit M. und bring L. mit

Dann schaltete ich mein Handy aus und ging ins Bad um mich bettfertig.

Ich wusch mein Gesicht mit einem Waschgel, danach tupfte ich es mit einem Anti-Pickel-Gesichtwasser ab und trug eine  Feuchtigkeitscreme mit Granatapfelgeruch auf.

Danach noch die Haare zum Zopf binden, Zähne putzen und rein mit der losen Zahnspange.

Mit meinen Händen fuhr ich mir übers Gesicht. Plötzlich fragte ich mich, warum Lasse mich geküsst hatte.

Vielleicht hatte er grad das Bedürfnis danach gehabt, vielleicht wollte er mir einen rein freundschaftlichen Herzlichen-Glückwunsch-Kuss geben (dann wären es aber mehrere gewesen!) oder ihm lag was an mir.

Letzteres konnte ich mir aber nicht wirklich vorstellen. Ich war nämlich  weder besonders hübsch, noch besonders hässlich, und ganz und gar nicht in seiner Liga.

Ich wusste von Marie, dass viele Mädchen aus ihrer Stufe auf ihn standen, schließlich ging er mit ihr in einen Jahrgang. Und diese Mädchen waren alle hübscher am ich - da war ich mir sicher.

Ruhig bleiben, sagte ich mir mit einem Blick in den Spiegel direkt in meine dunkelblauen Augen, ich werd's früher oder später herausfinden.

~

,,Wow, sie ist echt gekommen! Hätte ich nicht gedacht!", flüstere Lasse mir ins Ohr. Er stand mit Lumi an der Longe direkt neben mir.

,,Ich werde nicht auf dieses Pferd steigen!", sage Marie entschlossen.

,,Warum hast du dann Reitsachen an?", fragte ich scheinheilig.

Lasse und ich hatten vor, Marie wieder aufs Pferd zu bringen indem wir sie an die ganzen schönen Momente von früher zu erinnern versuchten.

,,Weiß nicht. Das gehört sich so im Stall.", wich sie aus und sah mir dabei nicht in die Augen.

Wahrscheinlich wollte sie wieder reiten, konnte sich aber innerlich nicht überwinden. Wir kitzeln das kleine Reitermädchen aus ihr noch raus, dachte ich mir.

,,Komm, du kannst auch an der Longe reiten! Schau, Lumi ist ein absolut erfahrenes und braves Turnierpferd. Wir haben sie früher mit jeder Situation bekannt gemacht und sie war sogar eine Zeit Schulpferd. An der Longe kann dir auf ihr gar nichts passieren.", versuchte Lasse es und setzte ein verführerisches Lächeln auf, bei dem mir die Knie weich wurden.

,,Mh-m. Ich möchte nicht. Du kannst sie ja reiten, wenn du sie schon gesattelt hast."

,,Okay.", Lasse setzte sich den eigentlich für Marie bestimmten Helm auf und schwang sich in den Sattel.

Er ritt ein paar Runden auf dem Zirkel in allen Gangarten, ließ sein Pferd Galoppwechsel springen und Handwechsel reiten.   

Ich konnte förmlich sehen, wie das blonde Mädchen mit sich kämpfte. Ihre dunkelblauen Augen verfolgen jeden Schritt den das Pferd machte.

,,Komm schon. Ich weiß, dass du gerne möchtest. Nutz die Chance, auf einem Pferd zu reiten, bei dem du keine Vorurteile hast. Lumi ist wirklich lieb, und Lasse würde dich an die Longe nehmen. Wenn du willst, kannst du auch nur Schritt reiten.", sagte ich leise und trat an sie heran.

,,Lass mich. Meine Entscheidungen treffe ich selbst!", antwortete sie patzig.

Lasse stieg ab und klinkte die Longe in den Gebissring ein. Dann stellte er die Aufstiegshilfe vor den linken Bügel.

,,Was, wenn ich wieder runterfalle?", hakte sie nach.

,,Dann verklagst du uns und sperrst uns ein.", sagte ich ernst.

Marie lächelte und ging auf Lumi zu. ,,Na schön. Du bist auch ganz lieb, Ja?"

Sie streichelte der Rappstute über den starken Hals und die etwa zwei Hände lange Mähne.

,,Okay. Aber bitte nur Schritt."

Lasse nickte und halt meiner Schwester auf der anderen Seite gegen.

,,Huh! Da ist man einmal drei Monate nicht geritten und schon fühlt es sich total komisch an.", sagte sie, und strahlte übers ganze Gesicht, als Lumi die ersten langsamen Schritte im Kreis machte.

Marie hatte sich übrigens auch geweigert Wondy, Deli oder Miracle zu reiten, ganz zu schweigen von Calle oder Black Pearl.

,,Das sieht doch super aus!", sagte ich laut.

Sie zog zwar ziemlich die Knie hoch und wirkte sehr verkrampft, aber daran konnte man arbeiten.

Lasse ließ Lumiére und Marie noch etwa fünfzehn Minuten reiten, dann bat Marie darum, absteigen zu dürfen.

,,Morgen um die selbe Zeit?", fragte der blonde und wie nickten.

,,Okay. Dann ciao, ich mach mach noch ne kurze Schrittrunde durch die Felder.",

Auf dem Weg zu den Boxen unserer Pferde grinste neuen Schwester wie noch nie und ich freute mich unheimlich für sie das sie sich das getraut hatte. Der erste Schritt war am wichtigste, dann war die Angst halbs überwunden und es konnte weiter gehen.

Marie wollte Calle noch freispringen lassen   und ich hatte gleich ein Training bei Jan mit Miracle.

Ich putzte den Schimmel vor seiner Box und legte den Sattel mit der dunkelgrünen Eskadron Big Square Schabracke auf. Dazu noch die Lammfell-Dressurgamaschen und die Trense.

Dann führte ich ihn in die Reithalle und atmete noch einmal tief durch.

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Leute! Nur noch 5 Kapitel! Es wird nochmal Drama Baby, Drama geben, und eine große Wendung zum Schluss - seid gespannt :)

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