33. Jorek - Albträume kehren wieder

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"Wach auf!", sagte eine mir bekannte Stimme und rüttelte an meinen Schultern. Ich dachte es sei mein Bruder, weshalb ich anfing wild um mich zu schlagen. "Fass mich nicht an!", schrie ich und wachte schließlich panisch auf. Mein Körper schwitzte und mein Herz schlug so schnell wie seit langem nicht mehr.
Seufzend fuhr ich mir durch die Haare, stellte erleichtert fest, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ein Traum, der der Vergangenheit angehört. Meine Augen blieben an Lexian hängen, der sich an meiner Bettkante befand.

"Ich habe dich plötzlich schreien gehört", sagte er, ohne dass ich ihn darauf ansprach. "Außerdem hast du nicht auf meine Stimme reagiert", fügte er hinzu, worauf ich nur seufzte. "Ich habe nicht um deine Hilfe gebeten. Und wie du siehst war es nur einen Traum. Viele Menschen erleben solche tagtäglich und niemand scherrt sich darum", gab ich mürrisch von mir. Dass ich ihm dafür danken soll, kann er sich abschminken.
Viel wichtiger war, warum ich wieder davon träumte. Seitdem mein eigener Bruder mir diese unaussprechlichen Dinge angetan hat -und dies nicht zu wenig- habe ich immer schlecht geträumt, doch seit ich auf der Insel wohnte, bekam ich nie mehr solche Albträume.

Wieso also jetzt? Hat dies irgendetwas zu bedeuten?

Ich dachte nach. Die einzige Erklärung, die ich für logisch hielt, war einfach, dass ich Angst hatte. Ich wusste, dass wenn man mich und die anderen Kinder "retten" würde, mein Bruder mich finden könnte. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass er genau dies all die Jahre begehrte.
Nachdem er mich vergewaltigt hatte, hatte er einen Narren an mir gefressen. Er konnte sich nur noch gut fühlen, indem er mich verprügelte und mir unermessliche Schmerzen zufügte. Sein Körper fing an nach meinem zu lechzen, bis ich schließlich den Mut fand abzuhauen. Eigentlich wollte ich mich umbringen, da ich die seelischen und körperlichen Schmerzen, an denen mein Bruder ebenfalls Schuld war, nicht mehr ertragen konnte, doch leider gelang mir mein Suizidversuch nicht. Stattdessen hat mich die Flut, die mich eigentlich befreien sollte, an diese Insel gespült, was nun aber schon einige Jahre zurück lag.

Seit meinem Aufenthalt hier begann ich das Leben wieder lebenswert zu sehen. Ich verdrängte meine Erinnerungen und sah es als einem Neubeginn an. Doch nun ist alles hinüber. Ich wusste, dass wenn ich meinem Bruder gegenüber stände, mein Körper nicht mehr mir allein gehorchen würde. Liegt wahrscheinlich an dem Trauma, welches mein Bruder mir durch seine Taten als Geschenk hinterlassen hat.

"Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte mein Zimmernachbar erneut nach. Zum einen war ich ihm dankbar, da er mich aus meinen Gedanken geholt hatte, zum anderen jedoch gefiel es mir nicht, dass man sich immer um mich kümmern wollte. Selbst Lemalian hat den Drang mich mit Aufgaben bevormunden zu wollen und mich zu kontrollieren. Wieso glauben alle, ich sei der Typ auf Befehle zu hören?

"Alles Bestens... Mach dir um mich keine Sorgen und lege dich wieder schlafen. Wir haben bestimmt noch ein paar Stunden Zeit uns auszuruhen", teilte ich ihm meine Antwort mit und legte mich wieder hin. Lexian seufzte, tat jedoch dasselbe. Dass ich die restlichen Stunden kein Auge zu machte, war mir egal. Dafür schweiften meine Gedanken zu sehr bei meinem Bruder und bei der Zukunft....Meiner Zukunft....und der der Insel.

Kein Entkommen!! -wird derzeit Überarbeit- (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt