Das letzte halbe Jahr

4 - Sportkurs

Meine Aussage scheint ihn ziemlich zu verwirren und er antwortet erstmal gar nichts, allerdings kommt er auch nicht dazu, da Aaron und Sean neben uns auftauchen.
„Da bist du ja", meint Aaron, da sie wohl nach ihm gesucht haben.
„Wir reden später weiter, ja?"
Ich nicke bloß darauf und sehe dann dem braunhaarigen Jungen hinterher, mit dem ich tatsächlich einige Worte gewechselt habe, ohne zu schreien.
Irgendwie muss ich ihn zum Arzt bekommen und da das allen Anschein nach schwer ist, schließlich haben es seine besten Freunde auch nicht geschafft, muss ich das eben so irgendwie regeln.

Da die letzten beiden Kurse gestern noch ausgefallen sind, wurde aus dem später reden nichts mehr und ich sitze inzwischen schon wieder im Auto von meinem Vater, der mich zur Schule fährt.
„Ist Matt wieder gesund?", will dieser wissen und wirft mir einen flüchtigen Blick zu, als ich nicke.
„Nachdem er Addison und mich eine Woche lang allein hat in der Schule schmoren lassen", lache ich und öffne die Autotür.
„Bis dann, Dad!", rufe ich noch, nachdem ich aus dem Auto gestiegen bin, werfe die Tür zu und laufe in Richtung Gebäude, nachdem ich mir den Rucksack über eine Schulter geworfen haben.
„Ein exzellenter Morgen!"
Xavier schlägt seine Schulter gegen meine und hält mir dann einen Becher Kaffee hin, während er einen Schluck von seinem nimmt.
Kritisch begutachte ich diesen und anschließend ihn beim Trinken.
„Ist da Vodka drin oder wie kannst du Dienstagmorgen so gut drauf sein?"
Er setzt grinsend ab und hält mir bloß weiterhin den Kaffee vor die Nase, während wir den Gang entlang laufen.
„Nimm schon."
Kopfschüttelnd greife ich nach dem Becher und lache in mich hinein.
„Danke", sage ich und wärme meine Hände mit dem heißen Becher.
„Dein Danke klingt wie Fall tot um."
„Auf Dauer klang das irgendwie nicht gut, da brauchte ich eine Alternative", meine ich ironisch und kann mir kein Lachen verkneifen, als wir am Kursraum ankommen.
„Schon fit für den Sportkurs?"
Das ist der erste Satz, den ich von meinem besten Freund höre.
Addison, die neben ihm steht, lächelt erstmal nur und streicht sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht.
„Du gehst auch hin?", frage ich freudig und vergesse ganz Xavier, der sich neben uns zu Sean und Aaron gesellt hat.
„Eigentlich wollte ich euch ja bloß meine Unterstützung geben", meint er und deutet auf die drei Jungs neben uns.
„Allerdings brauchst du die ja nicht mehr."
„Entspann dich, wir sind immer noch keine besten Freunde und er ist immer noch ein Idiot", besänftige ich Matt und trinke einen Schluck meines Kaffees.
„Das habe ich gehört!", ruft Xavier und dreht sich zu uns.
„Hoffentlich", gebe ich lachend zurück und folge dem Lehrer in den Raum.

„Meine Güte war Mathe wieder anstrengend!", seufze ich und werfe meinen Rucksack auf die Bank der Umkleidekabine. „Ja, stimmt." Auf diese Aussage hin ziehe ich bloß eine Augenbraue hoch.„Du brauchst dich als beste Freundin nicht auf meine Seite zu stellen, Addison.

Sag ruhig, dass du Mathe und das neue Thema liebst und den heutigen Kurs mit links gemeistert hast", seufze ich theatralisch und zwinge mich in mein weißes T-shirt.
Das sollte ich dringend mal aussortieren.
Sie grinst bloß unschuldig und bindet sich einen hohen Zopf, bevor wir lachend in Richtung Halle laufen und auch ich mir währenddessen noch meine heute ziemlich wirren Haare flechte.
„Bis jetzt habe ich nur Vollidioten gesichtet", berichtet mir Addison nach wenigen Sekunden, in denen wir reingekommen sind und hält sich die flache Hand über die Augen, als würde hier drin die Sonne scheinen und sie sich umsehen.
„Seid ihr schon genauso motiviert wie ich?"
Matt klatscht übermotiviert in die Hände, wobei ihm eine dunkelbraune Strähne in die Stirn fällt.
„Ich hoffe mal das war Ironie, ansonsten muss ich mir Sorgen um dich machen", meine ich und schüttle den Kopf.
Matt ist so ziemlich der unsportlichste Mensch, den es gibt.
Er hat Glück, dass er die Statur seiner Mutter bekommen hat, daher wird er nie dick.
Egal, wieviel er noch von seinem Fast Food isst.
„Meint ihr, das wird anstrengend?"
„Bei ihm schon", antworte ich auf Matts Frage und deute mit meinem Kinn auf Herr Kennedy, der gerade mit seiner Tasche die Halle betritt.
„So, da wäre ich", murmelt er und kommt auf die Gruppe aus Schülern zu, da wir uns alle in der Mitte versammelt haben.
„Es freut mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid und so weiter, das übliche Gerede."
Schmunzelnd betrachte ich den relativ Jungen Mann.
Seine Art gefällt mir jetzt schon.
Vielleicht wird mein Dienstag doch nicht so schlimm, schließlich bin ich nach dem Sport immer total fertig, auch wenn ich es mag.
„Ja, du hast Recht."
Wir drehen uns alle, inklusive Herr Kennedy, in die Richtung, aus der das Lachen und die Stimme kommt.
Sean und Xavier laufen gut gelaunt in Jogginghose und T-shirt auf uns zu.
„Sie sind zu spät", stellt der Lehrer ernst fest, allerdings scheinen die Jungs das nicht so aufzunehmen, sie grinsen einfach weiter und kommen auf uns zu.
„40 Liegestütze."
„Was?"
„60 Liegestütze", wiederholt er seinen Satz und das scheint nun zu wirken, denn Xavier bleibt mit leicht offenem Mund stehen.
Das sollte man fotografieren.
Während er sich langsam wieder zusammenreißt und anfängt, wird uns die erste Aufgabe erklärt und wir beginnen im Kreis durch die Halle zu rennen, als Aufwährmung, während Sean und Xavier sich in der Mitte immer mal wieder auf den Boden legen müssen, da es ja so anstrengend ist.
Nebenbei sind sie nicht einmal bei 20.
„Weiter so, Xavi Baby.
Sind ja nur noch 50", rufe ich amüsiert während dem Rennen und ernte einen bösen Blick von ihm.
„Ich kann nicht mehr!", jammert dann plötzlich Matt und Addison und ich joggen rückwärts, um ihn sehen zu können, wie er versucht mitzuhalten.
"Ach, Matthias!
Wir haben nicht mal eine Runde!", ruft ihm Addison zu und weiß genau, dass er es hasst Matthias genannt zu werden.
Er bleibt völlig außer Puste stehen und stützt seine Hände auf seinen Oberschenkeln.
„Lasst mich zurück!", ruft er theatralisch und Addison zuckt mit den Schultern, bevor wir uns wieder umdrehen und weiter rennen.