27 - Zukunft

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"Ist es wieder da?"
Die Freude in meiner Stimme, die Art, wie ich im Türrahmen stehe und ihn anlache, so habe ich mich Ewigkeiten nicht mehr erlebt.
"Ist das Gefühl wieder da?"
Man kann kaum glauben, dass meine Stimme so hoch, hell und kindisch klingen kann, wenn ich mich freue.
Als er heftig nickt und breit grinst, springe ich auf ihn zu und umarme Xavier.
Als ich mich wieder von ihm löse, wirft er lächelnd seine Arme durch die Gegend und ich freue mich so sehr, dass er das Gefühl in seinen Armen zurückerlangt hat.
"Du darfst heute gehen", stelle ich zufrieden fest und er nickt zustimmend, während ich den Rollstuhl mustere, in dem er schon sitzt.
"Mary."
Catherine betritt den Raum und lächelt, als ich ihren Blick erwidere.
"Misses Thomson, hallo."
Sie verengt die Augen grinsend zu Schlitzen und sagt:"Nenn mich doch bitte Catherine. Kann ich kurz mit dir sprechen?"
Selbstverständlich nicke ich und muss darüber lächeln, wie glücklich sie ist.
Für den Moment.
Es gibt Unterschiede zwischen langanhaltendem, tiefen Glück und kurzfristigen, vergänglichem Glück, von dem du selbst weißt, dass es schon bald ein Ende hat.
Und dieser Moment ist jetzt, als sie den Blick hebt und mir in die Augen blickt, als würde sie viel Kraft brauchen nicht zu weinen.
"Xavier will wieder in die Schule gehen", sagt sie dann und faltet ihre Hände.
"Mit Sean habe ich schon gesprochen, er wird ihm natürlich helfen mit dem Rollstuhl und so weiter, aber ich brauche ein wenig Frauenpower, die da ein Wörtchen mitzureden hat."
Der Witz ist mehr für sie als für mich, um sich selbst davon abzuhalten hier und jetzt zusammenzubrechen, dennoch muss ich darüber lächeln.
"Selbstverständlich.
Ich greife den beiden unter die Arme, du kannst dich auf mich verlassen."
Sie nickt lächelnd und bestätigt mir somit, dass sie das tut.
Mir bleibt nicht viel Zeit ihr müdes Gesicht zu studieren, denn sie greift eine andere Sache auf.
"Ich habe gerade mit dem zuständigen Arzt gesprochen."
Augenblicklich ist das leichte Lächeln wieder verschwunden und auch auf meinem Gesicht ist nichts mehr davon zu erkennen.
"Es ist jetzt fast vier ein halb Monate her, seit er die Diagnose und die sechs Monate bekommen hat."
Catherine schluckt sichtlich schwer und meidet meinen Blick.
"Der Arzt sagt laut dem aktuellen Stand sieht es schlecht aus.
Er ist im Endstadium der Krankheit und da Xavier bis jetzt den typischen Verlauf dessen durchlebt, kann man relativ gut in die Zukunft sehen.
Als nächstes werden seine Organe endgültig den Geist aufgeben."
Ihre Stimme ist unglaublich dünn und zittrig, während sich ihre dunklen Augen mit Tränen füllen. 
"Wenn es gut läuft sollte er die fünf Monate schaffen." 

Das letzte halbe Jahr Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt