12 - Versprechen

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Und so vergehen ein paar Tage.
Keine 24 Stunden nach meinem Besuch wurde er auch wieder entlassen, allerdings wollte seine Mutter, dass er sich nochmal zu Hause ausruht und somit sehe ich ihn erst vier Tage später wieder.
"Passt auf, Jungs."
Völlig aus der Puste setzt sich Matt zu Addison und mir an den Tisch vor dem Kursraum.
Immer noch müde setze ich mich wieder mehr oder weniger aufrecht hin und lege mein Handy beiseite.
"Welchen Marathon bist du denn mitgelaufen?"
"Er ist wieder zu mir gekommen", meint er und ich verstehe noch weniger als davor.
"Geht das ein wenig genauer?", frage ich verwirrt und er lehnt sich tief ausatmend zurück.
"Liam ist zu mir gekommen und wollte mir seine abgrundtiefe Brüderschaft beweisen."
Das Augenrollen am Schluss bringt mich zum Schmunzeln, auch wenn meine eigentliche Reaktion ein bloßes Kopfschütteln ist.
"Der Typ ist ja zum Kotzen!", beschwert sich Addison neben mir, verschränkt die Arme und sieht Matt drohend an.
"Du fällst da drauf doch nicht rein, oder?
Ist doch logisch, dass er bloß wieder mit dir befreundet sein will, um Mary eins auszuwischen."
"Hast du noch alle Synapsen im Hirn?", fragt er an meine beste Freundin gewandt und lehnt sich vor.
"Natürlich waren wir damals echt gute Freunde, aber die Tatsache, dass er so einen Scheiß mit Mary gemacht hat, stellt das natürlich in den Schatten", erklärt er seine Meinung dazu und wir stehen auf, als die Professorin den Raum öffnet.
"Gute Einstellung, Matt.
Danke."
Ich lächle ihn ehrlich an und er legt seinen Arm um meine Schulter, nickt ebenfalls lächelnd und so beginnt der erste Kurs.

"Ich dachte ich habe dich noch ein wenig länger los", grinse ich, als ich noch am selben Tag auf Xavier zu laufe, welcher neben Sean am Ende des Gangs steht.
Seine braunen Augen fixieren mich und er fängt an zu lachen, bevor ich dann bei ihnen ankomme und auch Sean begrüße.
"War so ruhig die letzten Tage hier ohne dich", füge ich hinzu und streiche mir eine nervige Locke aus dem Gesicht.
Das war das letzte Mal, dass ich diesen Aufwand betreibe, um dann bloß ständig etwas im Gesicht hängen zu haben.
"Und das, obwohl Liam wieder da ist?"
Mein Lächeln erlischt und ich sehe kurz auf den Boden, bevor ich dann wieder den Blick hebe.
"Ich ignoriere ihn und habe sowieso nicht all zu viele Kurse mit ihm", erkläre ich den beiden.
"Nicht, dass ich mich darüber beschweren will", stelle ich noch klar und werfe Sean einen Blick zu, welcher allerdings auf die vorbeiziehenden Menschen fixiert ist.
"Ist besser so."
"Der Idiot hat deine Aufmerksamkeit nicht verdient", fügt Sean Xaviers Aussage hinzu und wendet sich wieder uns zu.
Anscheinend war er doch aufmerksam.
"Ihr habt Re..."
"Da bist du ja, ich habe dich schon gesucht!"
Liam, der hinter Xavier auftaucht, unterbricht mich breit lächelnd und legt seinen Arm einmal freundschaftlich um seine Schulter.
Xavier allerdings schiebt seinen Arm von sich und rückt einen Schritt zur Seite.
"Zum Reden muss man mich nicht anfassen", stellt er klar und Liams Grinsen verschwindet kurz, allerdings lässt er sich nicht davon beirren.
"Wie geht's euch so?", will er wissen und schaut abwechselnd zu Sean und Xavier.
Dass ich komplett angespannt und steif da stehe, bemerkt man hoffentlich nicht.
"Komm zum Punkt, McNamara und sag uns das Problem", meint Sean mit einem genervten Blick, steckt die Hände in die Hosentaschen und geht somit nicht auf seine Frage ein.
"Es gibt kein Problem.
Ich möchte mich bloß nach eurem Wohl erkundigen."
Spätestens bei diesem Satz erwache ich aus meiner Starre und seufze genervt auf, während ich die Augen verdrehe.
"Sean und du habt euch damals schon nicht gemocht und nach dem, was du mit Mary gemacht hast, interessierst du mich wohl kaum", sagt Xavier bissig und Liam grinst ihn provokant an, tut aber weiterhin so, als stünden wir hier in einem Kreis aus Freunden.
"Ach, da ist ja auch die gute alte Mary Stone."
Meine Augen verengen sich zu Schlitzen und es kostet mich eine Menge Selbstbeherrschung Shanes Worten nachzugehen und so zu tun, als würde er mich nicht interessieren und ich wäre nicht mehr verletzt.
"Halt den Schnabel oder ich schlage dir das Grinsen aus dem Gesicht!", platzt es dann doch aus mir raus, auch wenn ziemlich ruhig und Xavier drückt mich zurück, als ich näher auf Liam zugehen will.
"Nicht so stürmisch, ich tue dir doch nichts", spricht er, als wäre ich ein kleines Kind und er ein Fremder, vor dem ich Angst hätte.
"Wir gehen dann jetzt mal", verkündet Sean, als Xavier und ich Liam schon den Rücken zudrehen und den Gang runter laufen.
Die Schritte hinter uns signalisieren mir, dass Sean uns hinterher geht, allerdings bin ich zu sehr beschäftigt mit bösem Blick in die Luft vor mir zu boxen und einmal um mich zu treten.
"Lass es raus", grinst Xavier neben mir amüsiert und muss sich ein Lachen verkneifen.
"Das ist nicht lustig, du Doppeldepp!"
Beleidigt verschränke ich die Arme und nehme Sean wahr, der auf meiner linken Seite erscheint.
"Wenn, dann sollte eigentlich ich beleidigt sein.
Schließlich hat er meinen Platz eingenommen, wer dich am meisten aufregen kann."
"Im Ernst, Mary", spricht Sean nach Xaviers Aussage.
"Lass dich von so einem Vollidioten nicht nerven."
Nickend stimme ich ihm zu und seufze, während wir auf den Ausgang zusteuern.

Das letzte halbe Jahr Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt