T A E H Y U N G
Endlich bin ich zu Hause angekommen. Möglichst schnell gehe ich in das Badezimmer, wo ich mir das getrocknete Blut von meiner Wange kratze und meine verstruppten Haare richte.
Angewidert blicke ich in den Spiegel. Das bin ich nicht.
Das wollte ich nie sein.
Mein Gesicht, halb blau geschlagen, meine Knochen geprellt.
Mein Körper, überzogen von Narben, für die ich verantwortlich bin.
Zitternd lasse ich Wasser in meine Handflächen laufen und tauche mein Gesicht in die kalte Flüßigkeit. Sie beruhigt meine vor Schmerzen pochende Haut.
Dann werde ich meine Klamotten los und steige unter die Dusche. Das kalte Wasser rieselt auf mich hinab und ich lege meinen Kopf in den Nacken.
Angenehme Stille, nichts als das Tropfen des Wassers.
Wenn es doch immer so bleiben könnte.
Ich sitze in weißem Tshirt und grauer Hose vor dem Fensterbrett und starre hinunter. Meine Augen verfolgen das Geschehen dort unten.
In meinen blassen Händen halte ich eine Cola, an der ich ab und zu nippe.
Unruhig huschen meine Augen umher.
Ich suche eine ganz bestimmte Person. Eine Person, die mir weh tut, mit allem, was sie tut.
Jeon Jungkook.
Ich hasse ihn, so sehr.
So sehr, dass ich in am liebsten tot sehen würde.
Und gleichzeitig liebe ich ihn.
So sehr, dass ich alleine bei seinem Anblick schwach werde.
Ich stelle mir vor wie es ist, ihn zu küssen.
Neben ihm einzuschlafen und aufzuwachen.
Mit ihm mein Leben zu verbringen.
Wie klischeehaft.
Das Opfer verliebt sich in seinen Mobber. Lächerlich, wie kann ich mich nur in eine derart widerwärtige Person verlieben.
Ich zucke zusammen, als ich Jungkook sehe, wie er über den Platz geht, die Hände tief in die Hosentaschen gerammt, das Gesicht in seinem Hoodie vergraben.
Er sieht sich um.
Merkt er, dass er beobachtet wird?
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Er sieht zu mir hinauf, in meine Wohnung.
Ich starre ihn an.
Er starrt ausdruckslos zurück.
Und dann wendet er seinen Kopf angewidert ab und geht weiter, als wäre nichts gewesen.
