T A E H Y U N G
Ein neuer Tag, neue Chancen, mit weniger als zehn Schlägen davonzukommen.
Ich zwinge mir etwas Brot und Wasser hinein, bevor ich mir mein Bandana in die braunen Haare band und die Wohnung verließ.
In Gedanken war ich bei Jungkook.
Sein Blick gestern, wie er an mir hängen geblieben ist, wie er mir direkt in die Augen gesehen hat ...
Genervt warf ich diese Gedanken ab.
Der Jüngere wusste vermutlich noch nicht einmal meinen vollen Namen, obwohl er mich jeden Tag verprügelte.An der Schule angekommen fiel mein Blick natürlich sofort zu Namjoon, Suga, Jimin und Jungkook, die wie immer zusammen in ihrer Ecke standen und miteinander lachten.
Sie bemerkten mich nicht.
Schnell schlüpfte ich durch das Schultor, hinein in die Gänge, wobei ich möglichst unauffällig wirken wollte.Ich atmete erst wieder, als ich bei meinem Klassenzimmer angekommen war.
Alles gut, sie haben mich nicht gesehen."Hey, Taehyung, wie geht es dir?", Hoseok, der einzige, der mich nicht abgrundtief hasste, kam auf mich zu, "Das gestern hat ja ziemlich übel ausgesehen." Er besah sich besorgt meine blauen Flecken.
Dankbarkeit kam in mir auf und ich musste lächeln. "Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen, Hyung."
Er zog seine Augenbrauen nach oben. Er wusste also, dass ich log.
"Es geht dir gut?", sagte er zweifelnd, fast schon etwas verachtend, "Du stehst hier vor mir, wund geschlagen, mit aufgeschnittenen Unterarmen, und willst mir erzählen, dass alles gut ist?!?"
Auf eine sehr komische Weise tat es gut, dass er sich um mich sorgte. Es tat gut zu wissen, dass ich vielleicht doch wenigstens einer Person etwas bedeutete.
Das tat sogar sehr gut.
"Danke, Hoseok.", ich lächelte ihn an, "Aber ich will dich nicht mit meinen Problemen belasten."
"Gott, Taehyung, du belastest mich damit doch nicht!", er sah mich schockiert an. Schockiert darüber, wie jemand ein so geringes Selbstwertgefühl haben kann.
"Ich ... will nur nicht, dass sich jemand meinetwegen Sorgen macht.", murmelte ich und sah verlegen zur Seite. "Tae, du kannst mit mir über alles reden.", Hoseok strich mir beruhigend über den Arm, "Wie wäre es, wenn du nach der Schule mit mir kommst und mir alles erzählst?"
Dankbar sah ich ihn an.
Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte.
"Das wäre nett, danke Hoseok."
"Nenn mich Hobie, Tae."