2. Kapitel

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Ich stritt mich noch wirklich lange am Telefon mit Giulia. Sie war wirklich meine beste Freundin, aber manchmal würde ich sie gerne eintauschen.

Kennt ihr das? Eure beste Freundin ist manchmal so nervig, dass ihr einfach mal die Nase voll habt und sie am liebsten wegschicken würdet? Ja? Also mir geht es in letzter Zeit immer häufiger so, denn ich fühle mich einsam in ihrer Gegenwart.

Sie hat einfach alles. Sie hat drei Schwestern und einen Bruder und sie hat einen Freund. Und was habe ich davon? Nichts! Ich bin alleine. Sie hat einfach alles was ich mir schon immer gewünscht habe. Ich weiß, dass ich sagte, dass ich glücklich bin so wie es ist. Ich habe es ja auch nie anders kennengelernt, aber ich war schon ein bisschen eifersüchtig auf das was Giulia hatte. Eine Familie ist schon was tolles.

Eigentlich machte mir das nie etwas aus, aber in letzter Zeit fühlte ich mich oft ausgeschlossen, weil irgendwie alle um mich herum verliebt waren und sich nur noch mit ihren Liebsten treffen.

Da ich keinen Liebsten hatte, war das etwas schwerer. Es ist nicht so, dass ich mir einen Freund wünschte, aber manchmal stelle ich mir das ganz praktisch vor. Weiß auch nicht. Wenn wirklich alle um dich herum einen Freund oder eine Freundin hatten, dann kann man sich sehr sehr schnell einsam fühlen.

Zurück zu unserem Streit.

Er war wirklich heftig und ich hatte ihr Sachen an den Kopf geworfen, die ich jetzt hinterher ziemlich bereute. So sehr ich sie in diesem Augenblick auch hasste, meine Liebe zu ihr ließ sie ganz schön verblassen. Wie das häufig so ist bei besten Freundinnen. Manchmal könnte man sie auf den Mond schießen, doch im wirklichen Leben würde man keinen Tag ohne sie aushalten. Man würde sie viel zu sehr vermissen. Wer sollte denn sonst die ganzen bekloppten Sachen mit einem machen?

Also rief ich sie nach wenigen Sekunden nochmal zurück und entschuldigte mich bei ihr. Ich musste das tun, denn sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt und mit einem schlechten Gewissen konnte ich nicht leben. Mein Gewissen hatte mir schon so oft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich konnte noch nicht mal jemanden ein Kaugummi klauen. Einmal, in der sechsten Klasse, da habe ich es tatsächlich getan. Doch dann am Abend kam so ein schlechtes Gewissen in mir auf, dass ich nicht schlafen konnte. Also weckte ich Toni mitten in der Nacht, so dass wir ich mit meiner Klassenkameraden telefonieren konnte. Und ich habe mich damals tatsächlich bei dieser unglaublichen schrecklichen Barbiepuppe entschuldigt. Wie konnte ich nur? Aber sonst hätte ich nicht schlafen können. Glaubt mir. Schrecklich! Sowas habe ich dann schön bleiben lassen.

Deswegen musste ich Giulia direkt anrufen um das mit ihr richtig stellen zu können. Außerdem konnte ich auch nicht ohne sie leben, denn sie war die einzige die mir noch blieb, außer Antonio und Rico. Sie war mein ein und alles und ich musste zugeben, dass ich in letzter Zeit relativ schnell eifersüchtig auf Rico war, weil er sie die meiste Zeit für sich beanspruchte.

Vielleicht war die Anzeigen-Aktion ja doch keine so schlechte Idee. Vielleicht würde ich ja doch jemand nettes darüber kennenlernen und mich sogar verlieben. Das wär schön. Was rede ich denn da jetzt bloß? Das wäre nicht ich. Ich war immer die unabhängige Selina Sofia Sanchèz gewesen.

Ich hatte mir eigentlich nie so wirklich Gedanken über einen Freund gemacht, aber jetzt dachte ich über die Vorteile nach, die man durch einen Freund hatte. Ich müsste nicht die ganze Zeit alleine verbringen, wenn Giulia mal wieder keine Zeit für mich hatte. Oder Ich hätte jemanden der mir den Rücken kraulen konnte. Wie ich das doch liebe.

Er würde mir zuhören, auch wenn er nur so tut, aber er wäre da. Ich hätte jemanden mit dem ich so viel kuscheln konnte wie ich wollte und ich konnte ihn immer und überall um mich haben. Ich wäre nicht mehr alleine.

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