9. on the road

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Jeremy schaut mich lange an, viel zu lange für meinen Geschmack und zuckt dann mit den Schultern. Ich nicke. Es klopft, und der Zimmerservice bringt ein paar Hosen und Shirts für den großen Kerl. Endlich muss ich nicht mehr auf seinen Penis starren! Äh, hab ich gar nicht, aber es war schon schwierig! Wir gehen frühstücken, und, oh Wunder, ich bekomme sogar was runter! Holger schielt verstohlen vom Nebentisch zu uns rüber und Jeremy grinst. Nimmt meine Hand und küsst sie, dafür kriegt er einen Tritt, der sich gewaschen hat! Er funkelt mich böse an und ich zurück. Dann checken wir aus, fliegen zum Festland und ich kaufe zwei Handfeuerwaffen. Ich habe einen Waffenschein, doch ich hätte hier auch ohne ihn eine besorgen können, es war ganz einfach. Währenddessen kümmert sich Jeremy um einen fahrbaren Untersatz, denn wir hatten besprochen, dass wir erst einmal nach Thailand fahren und dann weiter sehen. Ich hoffe, dass sie uns noch nicht auf dem Kieker haben. Mein Handy habe ich im Meer versenkt und den Ausweis vernichtet. Zur Tarnung habe ich mich in eine Burka gehüllt und auch Jeremy hat sich einen falschen Bart plus Turban aufgesetzt. Ich amüsiere mich köstlich, als er in einer alten, klapperigen Möhre vorfährt.

„Damit kommen wir nicht mal bis nach Chennai, Opa!"

„Mecker nicht, was anderes habe ich so schnell nicht gekriegt! Übrigens, war ganz schön leichtsinnig von dir, mich mit soviel Geld los zu schicken!" blinzelt er.

Ich zucke mit den Schultern und steige ein, Jeremy gibt Gas. Dann sage ich:

„Wenn du nicht wieder gekommen wärst, wäre es auch nicht schlimm gewesen. Was willst du eigentlich noch von mir? Rache kann es nicht sein, dann wäre ich schon tot."

Jeremy schmunzelt.

„Klingt blöd, aber...ich brauche dich, als Bodyguard. Du kennst dich sicher viel besser in all diesen Dingen aus, als ich. Und du kannst schießen."

„Ich bringe es dir gerne bei. Und du hast dich doch bisher gar nicht so schlecht geschlagen..."

Er schüttelt den Kopf und flucht über eine Herde Schafe, die die Straße blockieren und uns aufhalten.

„Ich wäre ohne dich nicht viel weiter gekommen. Steht dir übrigens gut, das Kopftuch. Nun siehst du wieder aus wie eine unschuldige Puppe."

Ich verdrehe die Augen.

„Kriegst du etwa Suchtdruck?" grinse ich und ernte einen finsteren Blick. Ich schüttele den Kopf: „Aber das kannst du schön vergessen! Mir ist immer noch ganz schlecht, wenn ich daran denke, dass dein Ding vorher in einem minderjährigem Schulmädchen war!" 

Jeremy lacht leise auf.

„Du denkst schon wieder falsch, ich hab sie nicht mal angefaßt. Ich habe dich damit nur provozieren wollen. Ah, endlich, wurde ja auch Zeit."

„Mäh, ihr Schafe." kichere ich.

Jeremy gibt Gas und nickt lächelnd. Dann berichtet er:

„Hör zu, ich bin schon lange total angenervt von Allem. Hab mich dafür gehaßt, in diesen Kreisen mit zu machen. Am Anfang bin ich da mehr zufällig reingerutscht, ich war in einem Waisenhaus und da war dieses süße Mädchen...irgendeinem Typen muss wohl mein sehnsüchtiger Blick aufgefallen sein. Abends haben sie mich entführt, aus dem Hotelzimmer. War creepy, mit verbundenen Augen und alles top secret. Sie hatten mir das Mädchen besorgt und fragten, ob ich Lust hätte, sie anzulernen. Keine Ahnung, woher sie wußten, dass ich Dom bin. Ich hab das Angebot angenommen und ab diesem Zeitpunkt steckte ich voll mit drin. Das ist zwei Jahre her."

Ich schmunzele:

„Tja, bad news: Karma wird dich irgendwann kriegen, Master!"

Jeremy stöhnt:

SchattenspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt