Das unsere Welt düster und korrupt ist, hat ja jeder schon mitgekriegt, und jeder versucht, sich irgendwie durchzumogeln. So auch die Heldin der Story, die nach missglücktem Mordversuch an einem Stalker zu jahrelanger Haft verurteilt worden ist. Jed...
Hm. Mein Kopf schmerzt und meine Augen brennen. Die Lider sind schwer wie Blei.
„Ms. Weiland? Ich bin Dr. Shiva. Machen sie die Augen auf!"
Nein, bitte...
„Sonst muss ich sie in ein Krankenhaus bringen!" sagt die Stimme streng und ich frage mich, warum ich immer an dominante Kerle gerate.
Ich öffne die Augen und schaue in die dunklen des indischen Arztes, der mich genervt anschaut.
„Na also. Sie haben es wohl mit den Schlafpillen übertrieben, die vertragen sich außerdem nicht mit Whiskey. Wollten sie sich umbringen?"
Ich atme tief ein und wieder aus. Schaue mich um. Ich bin immer noch in der Hütte auf den Malediven, die Sonne scheint hell und mein Nachtschrank ist voll mit der Colman- Ausgabe der Times bepackt. Was habe ich nur getan?
„Ms. Weiland?" hakt der Doc nach und ich schüttele den Kopf.
„Nein...ich wollte nur schlafen. Ich habe Schlafstörungen." krächze ich.
„Kann ich irgendwen benachrichtigen?"
Ich schüttele den Kopf.
Hinter Shiva steht ein untersetzter Typ im schicken Anzug, er flüstert dem Arzt etwas zu.
„Ms. Weiland, wir müssen sie bitten, sich ein anderes Hotel zu suchen. Und es wäre wirklich besser, wenn sie zu einen Psychiater gehen..." sagt Shiva und deutet auf den Haufen Zeitungen.
Ich quäle mich auf und sage leise:
„Ich mache mich kurz frisch, dann reise ich ab. Soviel Zeit habe ich doch noch, oder?"
Der Arzt zögert, doch dann nickt er und legt seine Karte auf die Zeitungen.
„Rufen sie mich an."
„Ja. Danke, Dr. Shiva."
Endlich alleine. Ich lasse mich wieder auf das Bett fallen und spüre, wie mir die Tränen in die Augen schießen. Natürlich habe ich alles nur geträumt, es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein! Das Jeremy überlebt und sich als mein Seelenverwandter heraus gestellt hätte. Oh, Gott, ich bin so alleine! Wieder. Nein, immer noch. Ich weine bitterlich. Bekomme kaum Luft, was mich wieder an Jeremy erinnert, und an den wunderbaren, heißen Traum. Ich sehe ihn vor mir, rieche ihn, spüre seine Fingerspitzen auf meiner Haut, als wären sie echt gewesen! Aber Jeremy ist tot, diese Zeitungen sind der Beweis, den ich mir immer wieder vor Augen gehalten habe! Irgendwann schleppe ich mich mühselig in das Bad und gehe duschen. Als ich danach in den Spiegel schaue, starren mich leuchtend blaue Augen an und ich weiche erschrocken zurück.
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Doch nein, es ist mein Gesicht, jetzt sind meine Augen wieder dunkel! Himmel, ich bin tatsächlich komplett Gaga! Ich ziehe mich an und packe, dann reise ich ab. Bloß wohin? Ich fliege rüber nach Chiang Mai, nur des Traumes wegen, und sage meinem Auftraggeber, wo ich bin. Die Zeitungen hatte ich alle weg geworfen. Doch am Morgen liegt wieder eine auf meinem Bett, direkt neben mir! Nun, zu einem Psychiater kann ich nicht gehen, kann ihm ja schlecht erzählen, dass ich jemanden getötet habe und nun davon besessen bin. Aber bei meinem Spaziergang durch Chiang Mai finde ich eine Art spirituellen Meister. Bezahle brav im Voraus und erkläre dem Guru dann, dass ich Dinge tun würde, besonders nachts, an die ich mich nicht mehr erinnern könnte. Er fragt, ob er mich hypnotisieren dürfe, doch ich habe zu viel Angst, dass ich mich dann verplappere und gehe wieder. Am nächsten Tag, wieder mit der Zeitung, suche ich ihn noch einmal auf und bitte ihn, egal was ich ihm erzähle, es für sich zu behalten. Er beteuert es mir und sagt: