18. Zwei Seelen

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Doch kaum bin ich in dem Raum, trifft mich Jeremy's magische Anziehungskraft. Vielleicht will seine Seele zurück zu ihm und zieht an mir, denn ich renne zu dem bewegungslosem Körper und lege meinen Kopf auf seine Brust. Ich weine bitterlich. Es bricht aus mir heraus, wie ein nicht enden wollender Strom, und dann höre ich ein Klicken hinter mir. Sarkow, er ist alleine. Er braucht auch keinen Bodyguard, weil er eine große Waffe in der Hand hält, die auf mich zielt.

„Geh sofort von ihm zurück!" bellt er.

Ich hebe meine Hände.

„Ich werde Jeremy nichts tun, Sarkow." antworte ich auf russisch und er zieht die Augenbrauen hoch.

„Du weinst? Was für eine merkwürdige Killerin bist du?"

„Ich habe einen Fehler begangen. Und dafür muss ich jetzt büßen." seufze ich und lege mich wieder hin.

Nehme Jeremy's kalte Hand und küsse sie.

„Ich bin bereit. Erschießen sie mich, Sarkow, und retten sie Colman." hauche ich.

„Bist du verrückt?"

„Ja, so etwas in der Art." lächle ich.

Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf Jeremy. Blende alles weitere aus, diesen Raum, Sarkow, Zeit, Masse. Nur der stille Mann und ich existieren, und ich denke gerade, dass ich wohl zu viel Räucherstäbchen abgekriegt habe, als Sarkow sagt:

„Ziemlich dumm von dir, hier her zu kommen. Sag mir, wer dich geschickt hat, dann lasse ich dich vielleicht leben."

Ich küsse Jeremy auf seine kalten Lippen.

„Wer mich geschickt hat..." hauche ich. „Sie wissen doch, wie das läuft. Man kriegt einen Auftrag und führt ihn aus. Nur dieses Mal habe ich den falschen Auftrag angenommen. Der mich in mein Verderben geführt hat. Jeremy, wenn du mich hörst...es tut mir leid. Ich bereue, was ich dir angetan habe, und das hier tue ich für dich. Du sollst leben. Erschießen sie mich doch endlich, Sarkow!" schließe ich und schaue ihn durchdringend an.

Er schüttelt den Kopf.

„Erst will ich einen Namen! Ich werde dich foltern lassen, wenn du es mir nicht freiwillig sagst!" brummt er.

„Ich weiß es doch nicht..." weine ich verzweifelt. „Ist es nicht wichtiger, Jeremy zurück zu bekommen? Und mein Tod wird doch Genugtuung genug sein."

„Nein. So läuft es in meiner Welt nicht. Ich muss wissen, wer meine Feinde sind, um sie alle vernichten zu können." entgegnet er. „Hör auf zu heulen, das ist widerlich!"

„Es tut mir leid." schluchze ich. „Er hat das aus mir gemacht. Ein weinerliches, kleines Mädchen!"

„Was redest du da?" brüllt Sarkow nun. „Antworte mir gefälligst!"

Zwei Typen tauchen hinter ihm auf, ich erkenne die Wachmänner aus dem Club. Der eine war mit uns im Raum und mustert mich lüstern.

„Bringt sie in den Behandlungsraum!" bellt Sarkow und ich zucke zusammen, kralle mich an Jeremy fest.

Und dann passiert es. Ganz leise, niemand hört es, außer mir.

„Nein." flüstert Jeremy und ich fahre hoch.

Starre ihn an, während die Kerle meine Arme packen und mich vom Bett zerren wollen.

„Nein. Wastja." hören nun auch sie.

Sie halten inne und schauen Sarkow an, auch er kommt langsam auf das Bett zu.

„Was hast du gesagt, mein Freund?" raunt er.

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