Der Zen- Meister schaut mich an, als hätte ich gefragt, ob die Erde eine Scheibe wäre, die auf dem Panzer einer Schildkröte liegt. Doch ich habe genug Gruselfilme gesehen, um zu wissen, dass es geht! Ratana schüttelt den Kopf und dreht sich um. Winkt mich zu seiner Küchenzeile und reicht mir ein Messer und Möhren, anscheinend soll ich ihm behilflich sein. Ich seufze und beginne, die Möhren zu schälen, während er antwortet:
„Das ist unmöglich. Der Mann gehört jetzt zu dir. Ich habe mich geirrt, er ist kein Dämon, nicht im ursprünglichen Sinne. Als...ich mit ihm gesprochen habe, sagte er mir, dass du sein Leben genommen hättest."
Ich zucke zusammen und das Messer fällt runter.
„Meister Ratana..." hauche ich. „Ich...habe es getan, weil er böse war."
Dann bücke ich mich und hebe das Messer auf. Ratana guckt mich durchdringend an.
„Ich weiß." jaule ich und setze meine Arbeit fort. „Das ist keine Entschuldigung. Aber was heißt: Er gehört zu mir?"
„Das, was es heißt. Hier, die Paprika auch. Mögen sie es scharf?"
„Wie gesagt, bekomme ich nichts herunter, ich werde nichts essen." murmele ich, mit der Antwort nicht zufrieden. „Ich werde Colman bis zu meinem Tod mit mir herum schleppen, ist es das, was sie meinen?"
Er nickt.
„So etwas vergißt man niemals."
„Also ist er doch nur in meinem Kopf!"
Ratana lacht.
„Nein, er ist in ihrem gesamten Körper, er fühlt ihr Herz schlagen und manchmal auch, wenn sie etwas anfassen, sagte er. Es wäre etwas anderes, wäre er ein Dämon und ohne, dass sie es wollten, in sie hinein gefahren, aber so sind sie für seine Wanderung verantwortlich."
„Und was passiert, wenn ich sterbe?"
„Dann kann er gehen."
„Bring es zu Ende..." murmele ich und seufze. „Das ist es!"
Der Asiate legt eine Hand auf meine Schulter.
„Es gibt einen Weg. Sie müssen mit Jeremy Frieden schließen."
Ich schaue ihn irritiert an.
„Wie soll es funktionieren, ich kann doch nicht mit ihm sprechen? Ich habe es versucht, aber er antwortet nicht."
„Weil sie blockieren. Sie müssen sich wieder öffnen. Er sagte...dass sie miteinander gesprochen hätten, ganz am Anfang."
„Das war doch ein Traum...oder?"
Ratana schüttelt den Kopf.
„Nein, er hat sich ihnen gezeigt. Nachdem sie vollständig erwacht waren und gemerkt haben, dass er tatsächlich tot ist, haben sie ihre Mauer wieder hoch gezogen. Sie glauben immer noch nicht. Lassen sie los, lassen sie ihn zu, bekämpfen sie ihn nicht. Kommen sie, während das Essen kocht, probieren wir etwas."
Wir gehen in Ratanas „Behandlungszimmer", er stellt Räucherkerzen auf und ich nehme auf dem gemütlichen Sessel Platz, auf dem ich schon einmal saß, als er mich hypnotisiert hatte. Ich schließe die Augen und bemerke, dass ich dieses Mal nicht den dringenden Impuls spüre, zu fliehen.
„Ja, das ist ein Anfang." murmelt Ratana. „Konzentrieren sie sich auf ihren Atem. Atmen sie dreimal ein und wieder aus und öffnen dann ihre Augen. Ich werde sie wieder hypnotisieren."
Ich nicke und tue, was er mir gesagt hat. Als ich die Augen öffne und mich auf seinen Finger konzentriere, sehe ich nach einer Weile, wie sich hinter Ratana eine Gestalt bildet. Ich zucke zusammen, denn ich möchte nicht, dass noch jemand anderes dieser Zeremonie beiwohnt! Die Gestalt verschwindet wieder.

DU LIEST GERADE
Schattenspiele
Misterio / SuspensoDas unsere Welt düster und korrupt ist, hat ja jeder schon mitgekriegt, und jeder versucht, sich irgendwie durchzumogeln. So auch die Heldin der Story, die nach missglücktem Mordversuch an einem Stalker zu jahrelanger Haft verurteilt worden ist. Jed...