Hinkend, jedoch irgendwie majestätisch kam er vor der zusammen gekauerten Horde zum stehen. Nun, da er näher gekommen war, konnte ich ihn besser in Augenschein nehmen. Er war, genauso wie seine Männer, schwarz gepanzert. Über seine rechte Schulter hing ein weißes Fell, was möglicherweise von einem Eisbären stammte, da ein jeder Anführer mit vierzehn Jahren von seinem Vater in die Wildnis geschickt wird, mit nichts weiter als einem Messer, um dort seinen eigenen Eisbär zu erlegen, so jedenfalls die Legende. "Na sieh sich einer diesen Haufen elendiger Ratten an" gröhlte der Hauptmann und deutete abwertend auf die Dorfbewohner. Fast im selben Moment erhob sich ein älterer Herr aus der Menge und spuckte dem spöttisch lachenden Nordmann vor die Füße. "Verzieh dich, Scheusal. Du bist zu weit im Süden. Reite zurück in deine eisige Heimat und sterbe den Kältetot" keifte er ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. Augenblicklich erstarb das Lachen des Anführers und er blickte zornig auf den trotzigen Mann. Dann packte er ihn am Kragen und hob ihn ganz nah an sein bärtiges Gesicht. Jener hing nun völlig hilflos in der Luft und strampelte wütend mit den Beinen. "Dir kleinen Ratte muss man wohl Respekt einbläuen" knurrte er finster und schlug ihm mit der freien Hand ins Gesicht. Ich verspürte einen ungeheuren Mordlust in jenem Moment, obwohl ich den Tot hasste. Der alte Mann sackte leblos in sich zusammen, und der Hauptmann schmiss ihn achtlos zu Boden. "Hey"! Als ich diese feine, aufgebrachte Stimme vernahm hielt ich erschrocken den Atem an. Eine kleine Person richtete sich mutig auf. Darius! "Verzieh dich aus unserem Dorf" blaffte er und stampfte wütend auf. Einige Augenblicke war es ruhig, dann brach die ganze Meute in schallendes Gelächter aus. "Weißt du eigentlich wer ich bin kleiner Mann"! Darius schnaubte spöttisch. "Du bist Hagon, Sohn des Hermann und Anführer der Nordmänner. Ragnar schickt dich als seinen Bluthund du verdammter Mörder" schrie er aufgebracht. Verblüfft neigte der Hauptmann seinen Kopf. "Ganz schön mutig für einen Narr" grummelte er. Immernoch geschockt betrachtete ich die Szenerie von dem Dach aus. "blauäugiger Mistkerl! Hunger und Tot über deine Sippschaft, auf das ihr nie wieder einen Fuß in unsere Lande setzt" hauchte nun Darius giftig. Das schien den Nordmann zu genügen, denn er packte seinen nächstbesten Mann, riss ihm den Speer aus der Hand und schleuderte ihn auf meinen Bruder. Ich schrie gellend auf. Doch bevor er Darius durchbohren konnte, warf sich jemand zwischen sie. Es war Mutter. Kurz darauf sackte sie zusammen. Vater stürmte darauf brüllend auf einen der Wachmänner und rammte ihm ein Schwert ins Bein, doch wurde er sofort zurück geschleudert. Auch die anderen erhoben sich nun und fingen an zu kämpfen. Nur Darius und ich standen reglos, inmitten des Kampfes. Wie betäubt blickten wir auf Mutter und Vater. Es schien als wäre die Welt für uns angehalten. Um uns herum tobte ein Krieg, doch wir standen bloß da, zeitlos. Wir fühlten nichts, wir nahmen nichts war, die Sekunden fühlten sich endlos an. Die Erkenntnis folgte jedoch schlagartig und gnadenlos. Es war wie ein Stich ins Herz, so als ob uns etwas brutal heraus gerissen wurde. Der Schmerz lähmte sämtliche Gliedmaßen und Gedankengänge. Doch wir wussten beide ganz genau was geschehen war. Mutter und Vater waren gestorben.
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The Legend of Manar
FantasyDie wundersamen Ländereien Manar's schienen dem Untergang entgegen zu blicken. Nach dem Tot des Königs, hatte sein jüngerer Bruder Ragnar die Macht an sich gerissen. Er wollte alles und jeden in eine grausame Herrschaft stürzen, und vorallem die Fab...