Als wir die Wolkendecke durchbrachen, zeigte sich mir eine kleine, versteckte Bucht. Sie war wirklich nicht leicht zu erkennen, da der darüber liegende Wald mit seinen tiefhängenden Blättern sie wie ein Schleier verdeckte. Überall stürzten sich Wasserfälle die Steinwände hinunter und endeten in kleinen Bächen, die sich zum Meer schlängelten. Ein riesenhafter Baum stand mittig und überragte die anderen um Längen. Auch gab es dort kleine, in den Stein gehauene Höhlen. Doch weder der Baum, noch die im Sonnenlicht schillernden Wasserfälle ließen mich staunen, nein. Es waren die Drachen. Hunderte, ja gar tausende flogen in bunter Pracht eine ungeübte Choreographie. Sie schlugen Saltos, drehten sich wirbelnd nach unten und kreisten um den großen Baum. Da waren kleine, große, dicke und dünne, welche mit gezacktem Rücken, andere mit langgezogenen Hälsen und kleinem Kopf. Vollkommen fasziniert betrachtete ich die majestätischen Wesen, während wir auf den Baum zu steuerten. Erst jetzt bemerkte ich, dass auf manchen Drachen kleine Gestalten saßen. Es waren Menschen, echte Drachenreiter!! Über mir hörte ich Darius quitschen, doch wurde er sogleich von den Lauten der Drachen überstimmt. Es war kein schöner Gesang, keinesfalls. Nein, es war eine Mischung aus vielstimmigen, fremden Tönen. "Wow.. " hauchte ich und zwängte mich noch weiter aus den Krallen. Der Drache drehte seine Schwingen nach rechts und wir umkreisten einmal den gesamten Baum. Er was wirklich gigantisch! Überall auf den dicken Ästen saßen Drachen. An den Lianen, die sich von oben herab wanden, kletterten sie empor. Plötzlich machten wir eine ruckartige Wendung, die mich hinfallen ließ. Als ich mich wieder aufgerafft hatte, befanden wir und innerhalb einer Höhle. Nein, es war der Baum! Überall ragten seine Wurzeln in die Tiefen. Über uns kämpften sich ein paar Sonnenstrahlen durch die scheinbar undurchdringbare Blättermasse. Ein paar Drachen schossen im Sturzflug an uns vorbei, wichen geschickt den komplizierten Wurzelsystem aus und verschwanden letztendlich aus unserem Blickfeld. Der schwarze Drache nahm plötzlich einen heftigen Schwung mit den Flügeln, winkelte diese an und drehte sich dann senkrecht der Tiefe entgegen. Mit dem Kopf voraus stürzte er sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit den anderen Drachen hinterher. An uns vorbei rauschten die knorrigen Wurzeln. Ich war viel zu geschockt um schreien zu können. Bevor ich weiter Denken konnte, waren wir schon angekommen. Die Kreatur entfaltete wieder die Schwingen und fing so den Fall ab. Sachte landete er auf einer großen hölzernen Plattform. Er öffnete seine Pranken und stupste mich sanft mit der Nase an. Ich jedoch lag verkrampft da, unfähig mich zu bewegen. Darius rutschte den Schwanz des Drachens hinunter und lief freudig hüpfend auf mich zu. "Das. War. Der. Waaaaahnsinn" brüllte er und strahlte übers ganze Gesicht. "Mrg..mh" machte ich verzweifelt. "Alles in Ordnung, große Schwester" fragte er mich nun doch etwas besorgt. Endlich erlangte ich meine Selbstbeherrschung und richtete mich langsam auf. Mit einigen Schwierigkeiten formte ich meinen Mund und versuchte kläglich alles in einem zu Beschreiben. Schließlich gelang es mir mit einigem Aufwand und zitternden Gliedern meine Gedanken zu richten. Dann öffnete ich meinen Mund erneut und fasste alles zusammen. "E..einfach... unmöglich".
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The Legend of Manar
FantasyDie wundersamen Ländereien Manar's schienen dem Untergang entgegen zu blicken. Nach dem Tot des Königs, hatte sein jüngerer Bruder Ragnar die Macht an sich gerissen. Er wollte alles und jeden in eine grausame Herrschaft stürzen, und vorallem die Fab...