The Legend of Manar

Kapitel 23: Atthral, Fest der Elemente

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Noch vor der Morgenröte flogen wir zum Lebensbaum. Innerhalb des großräumigen Stammes herrschte aufgeregtes Tuscheln. Drachen, Menschen, Elfen und andere wundersame Geschöpfe, alle hatten sich versammelt um das große Fest zu feiern. Die Jüngsten des Tales hatten sich vor dem Thron von Protheus aufgereiht und blickten sich nervös um.  Ein gigantisches, elfenbeinfarbenes Horn ward vor ihnen aufgestellt. Wofür ist das denn gut? Darius und sein Drache hatten sich neben uns gesellt. "Hey Lun'! Gut geschlafen" begrüßte mich mein kleiner Bruder und kletterte eifrig von Liam herunter. "Wie ein Stein" entgegnete ich lächelnd und lehnte mich an Lazul. "Liam ist total aufgeregt" kicherte Darius und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. Jener zuckte bei der Berührung erschrocken zusammen und blies kleine Feuerwölckchen aus. "Wieso das denn" erkundigte ich mich stirnrunzelnd. "Heute Abend gibt es eine Show in der jeder Drache kunstvoll sein Element demonstriert" knurrte mein Drache und schmunzelte belustigt bei Liam's Anblick. "Letztes Mal bin ich mittendrin mit einem Erddrachen zusammengestoßen" seufzte der Feuerdrache und ließ seinen Blick sorgenvoll durch die immer größer werdende Menschenmasse schweifen. Gerade als ich ihm Mut zusprechen wollte, bestieg Protheus seinen hölzernen Thron. Augenblicklich verstummte das vielstimmige Murmeln, und eine angespannte, festliche Ruhe kehrte ein. "Herzlich Willkommen! Ich begrüße Menschen, Elfen und Drachen, Gnome und auch alle anderen Geschöpfe, die am heutigen Tage mit uns Atthral, das alljährliche Fest der Elemente feiern wollen! Zu Beginn werden sich nun unsere Jüngsten kurz vorstellen und dann werden sie das Ritual vollziehen in dem ein Jeder von ihnen anschließend hoffentlich ihren jeweiligen Drachen zugeteilt bekommen"! Der Erste aus der Reihe trat nun hervor. Er war recht schmächtig, hatte hellblonde, fast weiße, zerzauste Haare und kaute nervös auf seiner ausgetrockneten Unterlippe. Die ernsten, dunkelblauen Augen hoben sich stark von seinem weich geformten Gesicht ab. "M..Mein Name ist Farllon, ich bin zwölf Jahre alt. M..Meine Familie stammt von einem Dorf nahe des großen Wassers, und ich kann dank meines Onkels recht gut mit dem Speer umgehen...denke ich" stammelte er unsicher und starrte abwesend auf den Boden. "Nun gut Farrlon, dann schwöre nun im Angesicht der vier Anführer deine Treue und betätige Atthral's Horn um so deinen Drachen zu rufen" brummte Protheus, und seine Stimme hallte im ganzen Stamm dröhnend wieder. Der Junge hob seine Faust an sein Herz, blickte unsicher zu dem alles überragenden Drachen und murmelte: "Für Atthral". Anschließend tapste er zu dem geheimnisvollen Horn und blies einmal kurz in das edel angefertigte Mundstück. Aus dem Inneren des Instrumentes drang ein durchdringender tiefer Ton. Die Menge blickte gespannt abwechselnd vom Eingang des Baumes zu Farrlon. Es schien als ob alle den Atem angehalten hatten. Schweigen lastete gleich einer schweren Laubdecke über dem ganzen Tal. Dann plötzlich erschallte der Ruf eines fernen Drachens, und erst kurz darauf realisierte ich, dass er den Ton des Hornes nachahmte. Der Junge schien merklich aufzuatmen als ein azurfarbener, mittelgroßer Drache durch die Öffnung im Stamm auf ihn zu raste. Der Unbekannte Drache landete, die güldenen Blätter aufwirbelnd, anmutig vor Farrlon. "Ein Wasserdrache aus unserem Dorf hat deinen Ruf erwidert Farrlon. Nenne uns deinen Namen Unbekannter"! Der Drache blickte Protheus demütig aus türkisen Augen an. "Man nennt mich Lanera" erwiderte die Drachendame mit sanfter Stimme und wand sich wieder zu Farrlon. Protheus nickte zustimmend und die beiden begaben sich an den Rand. Der nächste aus der Reihe trat hervor und wurde seinem Drachen zugeteilt. So ging das eine ganze Weile, bis ein kleines Mädchen hervortrat. "Tulpa ist mein Name, ich werde diesen Winter zehn Jahre alt. Ich komme aus dem fernen Osten und beherrsche die Schwertkunst" rief sie mit klarer Stimme. Als das rothaarige Mädchen in das Horn geblasen hatte, geschah lange nichts. Betrübt wand sie sich von der Menge ab und schlurfte auf ihren Platz zurück, als ein ohrenbetäubender Ruf mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein dunkelgrün geschuppter Walddrache kam brüllend vor Tulpa zum stehen und breitete respekteinflößend die Schwingen aus. Ohne auf Protheus Antwort zu warten begann er zu sprechen, wobei das trockene Laub unter seiner Stimme erzitterte: "Ich heiße Boldrak, ich bin ein Walddrache aus den fernen Ausläufen des südlichen Lavanda Waldes. Unsere Königin lässt euch grüßen, Anführer Protheus"! Dankend senkte Protheus kurz den Kopf und bedeutete den beiden zur Seite zu treten.