Am nächsten Morgen wachte ich relativ spät auf, die Sonne stand schon hoch am Himmel. Ich lag zugedeckt auf einem der Felle. Lazul war nicht zu sehen, doch hatte er mir einen Korb mit Frühstück hingestellt. Ich schnappte mir einen Apfel und lief zum Ausgang der Höhle. Genussvoll biss ich hinein und beobachtete das kunterbunte Treiben der Drachen. Schon bald erkannte ich Lazul im Tiefflug über dem Wald. Er steuerte geradewegs auf mich zu. Ich schnappte mir meinen Bogen, der angelehnt an der Felswand stand, und wollte mich gerade umdrehen, als der schwarze Drache mich leicht an die Schulter stupste und mir warm in den Nacken bließ. Ich drehte mich lächelnd zu ihm um und kletterte auf seinen Rücken. "Wohin geht's" fragte ich munter und rückte etwas weiter nach vorn, um mich besser festhalten zu können. Lazul antwortete nicht, stattdessen trabte er zum Ausgang und stürzte sich sofort aus der Höhle in die gähnende Tiefe. Ich war viel zu geschockt, um zu schreien. Wir sausten ungehalten auf die scharfkantigen, aus dem Boden ragenden Felsen zu. Lazul's Schwingen flatterten unkontrolliert und völlig nutzlos um uns herum. Der Wind pfiff ohrenbetäubend um mich, raubte mir jeglichen Atem. Der Drache drehte sich ungehalten um sich selbst und ich versuchte krampfhaft nicht den Halt zu verlieren, sodass meine Knochen weiß hervortraten. Dann, kurz bevor wir von den Felsen aufgespießt wurden, entfaltete Lazul blitzschnell die gigantischen Schwingen und fing den Sturz geschickt ab. Lautlos glitten wir über die Wälder des Tales. "Bist du vollkommen verrückt" schrie ich aufgebracht, nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte. Lazul lachte nur und glitt gleich einem Pfeil durch die Luft an den Klippen entlang. Nachdenklich legte ich meine Stirn in Falten. Wohin flogen wir überhaupt? Als ich Lazul danach fragte -wobei meine Stimme schon fast brüllend gegen den Flugwind ankämpfte, entgegnete er nur es sei eine 'Überraschung'. Beleidigt, aber auch etwas neugierig, ließ ich meinen Blick umher schweifen. Etwas rechts von uns, gleich neben dem Lebensbaum, erkannte ich versteckt hinter ein paar blühenden Dragonien -eine weit verbreitete Baumart hier zu Lande, einen See. Das Licht flimmerte erregt auf den Wellen, gleich tausenden, schimmernden Kristallen. Verträumt beobachtete ich wie ein Windstoß die Blüten der Bäume durch die schwüle Luft wirbeln ließ. Ein paar Lichter schwirrten um den See, und sammelten aufgeregt die prachtvollen Blumen und Kräuter, die sich entlang des Ufers tummelten, ein. Feen... Völlig fasziniert von den magischen Wesen, bemerkte ich nicht wie Lazul landete. Erst als er laut schnaubte und seinen geschuppten Körper unter mir schüttelte, sodass ich den Halt verlor und in hohem Bogen in kühlem Nass landete, erwachte ich aus meiner Starre. Nachdem ich, panisch nach Luft schnappend, aus dem eiskalten Wasser wieder auftauchte, hatte Lazul wieder sein menschliches Wesen angenommen. Er sah entschuldigend zu mir hinunter und streckte mir völlig kindisch die Zunge heraus. Bei diesem Anblick prustete ich los, da es einfach zu komisch aussah. Jedoch zuckte ich dann blitzschnell nach vorne, umgriff mit beiden Händen sein rechtes Fußgelenk und zog in ruckartig ins Wasser. Mit einem spitzen Aufschrei, gefolgt von einer meterhohen Fontäne, landete er hinter mir im Wasser. Nachdem ich mich genug über ihn lustig gemacht hatte, sah ich mir erstmal um. Wir befanden uns tief im Wald, am Rande der Klippen auf einer kleinen Lichtung. Die smaragdgrünen Lianen der Bäume rankten sich bis hinunter an das klare, türkisfarbene Element. Einer der vielen Wasserfälle stürzte sich keine zwanzig Meter entfernt von uns in die Tiefen und verlief stromabwärts, mit vielen kleineren Wasserfällen, gleich einer Treppe bis zu uns. Ein leichter Nebel umschlang uns, durch die aufschäumenden Wassermengen aufgeschreckt. Dumpfe, feuchte Luft umhüllte meinen, von Gänsehaut gezierten Körper. Die erfrischende Kühle ließ mich durchatmen. Ich berührte mit meinen Füßen den natürlich geschliffene Fels unter mir. Kleine Fische glitzerten silbern im Sonnenlicht und ließen sich müde mit dem Strom treiben. "Wow" hauchte ich beeindruckt und lehnte mich an Lazul's Schulter, der mittlerweile wieder neben mir aufgetaucht war.
DU LIEST GERADE
The Legend of Manar
FantasyDie wundersamen Ländereien Manar's schienen dem Untergang entgegen zu blicken. Nach dem Tot des Königs, hatte sein jüngerer Bruder Ragnar die Macht an sich gerissen. Er wollte alles und jeden in eine grausame Herrschaft stürzen, und vorallem die Fab...