Kapitel 8: Entführung

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Nachdem auch ich realisiert hatte welches Wesen dort vor uns lag, schrie ich laut auf, stolperte nach hinten und fiel hin. Der Drache schreckte hoch und schlug wild mit den rabenschwarzen Flügeln. Seine Schuppen glänzten dabei wunderschön im Sonnenlicht. Als er uns erkannte, beruhigte er sich jedoch wieder und blickte uns aus klugen Augen an. Das konnte nur ein Traum sein! Darius dachte ähnlich, weshalb er sich auch wieder und wieder in den Arm kniff um zu erwachen. Doch nichts dergleichem geschah. Mein kleiner Bruder und ich standen vor einem wahrhaft lebendigen Drachen. Kurz darauf streckte sich die elegante Kreatur und gab ein tiefes Seufzen von sich. Seine Bewegungen glichen der einer überdimensionalen Schlange. Wie in Trance standen wir uns einfach gegenüber und starrten uns an. Der Drache schien mich aufmerksam, fast menschlich zu mustern. Plötzlich schwang sich das schwarze Wesen zu uns, und packte uns mit seinen riesigen Krallen. Ich schrie erstickt auf und wand mich umher, doch der Griff war zu fest. Auch nach weiteren verzweifelten Versuchen löste er sich nicht. 'Oh nein, jetzt ist es vorbei' dachte ich. Der Drache schlug majestätisch mit den Schwingen und erhob sich hoch in die Lüfte. Noch immer komplett verwirrt, außer Atem und hypnotisiert ließ ich mich einfach in den Krallen hängen, die mich fast gänzlich umschlungen hielten. Ein kurzer Blick zu Darius verriet mir, dass es ihm ähnlich erging. Völlig kraftlos und erschöpft schwang er, im Takt der Flügelschläge, hin und her. Unter mir wurde die Welt immer kleiner. Der graue Wald lag etwas neblig rechts von uns, und weit hinten rauchte einsam und verlassen unser kleines Dorf. Der Anblick machte mich wütend und verzweifelt. Und im diesem Moment schwor ich mir selbst Hagon für diese Tat umzubringen. Ich würde mein Dorf und meine Eltern rächen! Doch nun galt es erstmal Darius zu beschützen. Er war nun das einzig wichtige in meinem Leben. Das gleichmäßige Auf und Ab der Schwingen ließ mich müde werden. Vor uns sprühte die untergehende Sonne in rotem Glanz, und unter mir lag in einem wunderschönen dunkelblau das Meer. Die salzige Luft peitschte mir ins Gesicht. Ich hatte viele Geschichten über das große Wasser gehört, doch nie selbst gesehen. Fischer und Händler erzählten ein gieriges Monster würde in den Tiefen schlummern, und ab und zu Schiffe versenken. Und nach all dem was ich in den letzten Tagen erlebt hatte, glaubte ich es gerne. Mit diesem Gedanken, und dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen, schlief ich ein.

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