Ein kalter Windhauch peitschte mir ins Gesicht, als wir uns dem Haus näherten. Über uns warfen die düsteren Bäume einen tiefschwarzen Schatten, der wie ein Ungeheuer im Wind zuckte. Das Haus knarzte, wimmernd, weinend. Ich drückte mich eng an Lazul und lief mit zittrigen Beinen auf die Tür zu. Plötzlich wurde diese aufgerissen und eine finstere Gestalt blitzte im Mondschein auf. Ich schrie erstickt auf und presste mich ängstlich an den Rücken des Jungen. Dieser lachte jedoch nur. Warte was? Immer noch schockiert hob ich den Kopf etwas und schielte über seine Schulter, was sich als schwer erwies, da er größer war. Dort stand, in dem flackernden Licht einer Laterne,... Ein Gnom! Der winzige, grimmig schauende Geselle blickte uns abwechselnd mit zusammen gekniffenen Augen an. Dann gab er einen gurgelnden Laut von sich und bedeutete uns einzutreten. Lazul folgte ihm, musste sich jedoch tief nach unten bücken um durch die Tür zu kommen. Auch ich ging zögerlich hindurch und neigte meinen Körper durch den niedrigen Türrahmen. Überrascht blickte ich mich im Inneren des Hauses um. Es wirkte recht gemütlich, doch sah es aus wie eine Miniatur. Überall standen Kerzen und warfen das Licht ihrer wohligen Flammen an die Holzwände. Ein kleiner Tisch stand mittig im Raum, er hatte etwa die Größe eines Nachttisches. In der einen Ecke befand sich eine süße Küche mit einem sehr alten Herd. Ein paar Stühle standen dort und ein kleiner Schreibtisch an eimem der Fenster, die mit geblühmten Vorhängen umschmückt waren. Ein gemütliches Bett und ein riesiger Stapel, fein säuberlich gefalteter, Decken. Eine Tür zu einem weiteren Raum stand offen. Dort standen die herrlichsten Speisen. Eingelegte Pfirschiche und Marmeladen, Gemüse Sorten aller Art, geräucherter Schinken und feinster Bergkäse aus dem Vahlaria Gebirge, knusprige Brotkanten, getrocknetes Fleisch und verschiedenste Gewürze. Direkt daneben führte der Gang zu einem Anbau. Es war eine Art Schmiede. Ein großes Feuer prasselte im Ofen, worin schon mehrere Scheite Holz glühten. Eine vernünftige, stählerne Arbeitsfläche war rechts an der Wand angebracht. Dort lagen schon angefangene Schwerter, Speere und Messer. Hier und da sah man Schleifsteine, Eimer voll Wasser und rohes Metall. "Guten Abend Hobbelnopf" begrüßte Lazul den schuppigen Gnom der gerade Tee aufsetzte. Er sah einer Echse nicht ganz unähnlich. Sein grob gebauter Körper war von grün- glänzenden Schuppen überzogen, worin sich das Licht der Kerzen spiegelte. Das Gesicht war recht kantig und etwas platt, gleich dem einer Muschel. Er war mit einer ledernen Rüstung bekleidet, die mit Riemen und Schnüren zusammen gehalten wurde. Ein kleines, gekrümmtes Stummelschwänzchen ragte hinten aus seiner Hose und verlieh ihm eine gewisse 'Enten Ähnlichkeit'. "Was wollt ihr" murrte die Kreatur und musterte uns mit den stechenden gelben Augen. Seine Stimme klang etwas rostig und dumpf. "Wir sind hier auf Befehl von Proteus" erklärte das Halblut und besah sich die aufgeschlagenen Bücher auf dem Schreibtisch. "Wir benötigen Waffen um die Auserwählte auszubilden" fügte er noch hinzu und hob eine Schreibfeder in die Luft. Plötzlich änderte sich der misstrauische Gesichtsausdruck des Gnoms. Aufgeregt watschelte er auf seinen plumpen Tatzen zu mir rüber und reichte mir die krallige Pranke. "Ich bin Hobbelnopf, ein Gnom aus Doldrom, eine kleine Siedlung im entfernten Norden. Freut mich außerordentlich"! Dabei schüttelte er mir kräftig die Hand und strahlte mich grunsend an. Etwas überfordert nickte- und lächelte ich freundlich. Dann eilte er auf seinen kurzen Beinen zurück -was wirklich sehr tollpatschig aussah- zu der Küche und füllte den Tee in drei Porzelantässchen. Ich nahm dankbar das heiße Kräuter Gebräu entgegen und schlürfte vorsichtig. Fasziniert von dem außergewöhnlichen Geschmack, setzte ich mich zu Lazul an den Tisch. "Nun denn, erzählt" forderte Hobbelnopf und blinzelte erwartungsvoll.
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The Legend of Manar
FantasíaDie wundersamen Ländereien Manar's schienen dem Untergang entgegen zu blicken. Nach dem Tot des Königs, hatte sein jüngerer Bruder Ragnar die Macht an sich gerissen. Er wollte alles und jeden in eine grausame Herrschaft stürzen, und vorallem die Fab...