Kapitel 31

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Gideon erhob sich von meinem Bett und trat vor mich. Ich wich ein wenig zurück, woraufhin er frustriert seufzte.

„Gwen, ich vermisse dich. Nach all diesen Erinnerungen, die ich in den letzten Tagen gehabt habe, frage ich mich ehrlich, wie ich mein ganzes Leben lang so blöd sein konnte und dich ignoriert habe. Oder mich über dich lustig gemacht habe", sagte er, während er mir direkt in die Augen sah.

Ich schluckte. Erst jetzt fielen mir die tiefen dunklen Ringe unter seinen Augen und sein blasses Gesicht auf, von dem sich die Narbe auf seiner Stirn stark abhob. Offensichtlich hatte auch er diese Nacht nicht gut schlafen können.

„Na ja, mein altes Selbst war eine ganz schöne Streberin. Und ich hatte schreckliche Klamotten", gab ich zurück und gab ihm damit eine Berechtigung für sein Verhalten mir gegenüber. Warum auch immer.

Gideon schüttelte den Kopf. Sein Blick wanderte an meinem Körper hinunter und erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich noch immer meinen Schalfanzug trug. Den mit den vielen bunten Eulen darauf. Als ich ihn vor einer Woche gekauft hatte, hatte ich ihn super süß gefunden - und das war er auch. Allerdings musste ich für Gideon im Moment wie ein Riesenbaby aussehen.

Am liebsten hätte ich schnell einen großen Bogen um ihn herum gemacht und mich unter meiner Bettdecke verkrochen.

Gideon trat einen Schritt näher und dieses Mal wich ich nicht zurück. Dann legte er seine warme Hand an meinen Hals und strich sanft über meine erhitzte Haut. Sein Daumen wischte ein paar Tränen weg, die über meine Wange gekullert waren. Dann lehnte er sich plötzlich vor und ich war mir sicher, dass er mich küssen würde, wenn ich jetzt nicht zurückwich. Mein Herz hatte den Kampf gegen meinen Verstand längst gewonnen und ich wünschte mir nichts sehnlicher als seine Lippen endlich wieder auf meinen zu spüren.

Doch dann kamen mir wieder die Bilder von gestern in den Sinn und ich brachte die Stärke auf zurückzuweichen. Es wäre nicht richtig, mich jetzt von ihm küssen zu lassen.

Seine Hand fiel von meinem Hals an seine Seite zurück. Er seufzte tief.

„Das habe ich wohl verdient."

Er warf mir einen gequälten Blick zu, wich dann aber zurück, um sich wieder auf mein Bett zu setzen. Dieses Mal folgte ich ihm und setzte mich neben ihn, wenn auch in einigem Abstand.

Ein paar Sekunden lang sagte niemand von uns ein Wort, doch es war kein unangenehmes Schweigen.

„Ich habe meinen Alkoholschrank geleert", platzte es dann aus ihm heraus.

Ich schaute ihn aus großen Augen an und war mir nicht sicher, ob ich mich darüber freuen sollte, oder aber lieber weinen, weil er überhaupt so etwas wie einen Alkoholschrank besaß.

„Das freut mich für dich?", fragte ich unsicher und bekam dafür ein kleines Lächeln von ihm.

Mein Herz machte einen Hüpfer, ob ich es nun wollte oder nicht. Mir war bewusst, dass er es für mich getan hatte, doch ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich ihm wirklich vertrauen konnte. Er konnte unmöglich von heute auf morgen sein ganzes Leben umkrempeln, das hatte mich der gestrige Abend gelehrt.

„Und ich bin am Überlegen, ob ich meinen Schulabschluss nachholen soll. Das mit dem Studium wird wohl nichts mehr", hier schnitt er eine Grimasse, die deutlich machte, dass er darüber nicht unbedingt unglücklich war, „aber ich will versuchen, was aus meinem Leben zu machen."

Ich brauchte einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten. Dann verengte ich die Augen.

„Sag mal, verarscht du mich?", fragte ich misstrauisch.

MondsteingrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt