Kapitel 25

565 28 1
                                    

Vielen Dank für eure Rückmeldungen zum letzten Kapitel! Und jetzt viel Spaß beim Weiterlesen :)

****

„Ins Auto mit dir", knurrte Paul, während er sich vor Gideon aufbaute.

Dieser blinzelte ein paar Mal und verbannte dann mit einem Mal jegliche Emotionen von seinem Gesicht. Er sah gelangweilt aus.

„Stress nicht rum", sagte er und hob die bewegungstüchtige Hand in einer abwehrenden Geste. „Das war ihre Idee."

Die beiden standen sich dicht gegenüber und obwohl Gideon momentan einen gelassenen Eindruck machte, hatte ich wirklich Angst, dass sie jeden Augenblick aufeinander losgehen würden. Ich hatte ein paar Mal miterlebt, wie schnell sich seine Stimmung um 180° drehen konnte.

„Lass die Finger von ihr! Ich hab dich gewarnt, Gideon. Sie hat im Moment genug Probleme, da musst du sie nicht noch zusätzlich verwirren", knurrte Paul ihm ins Gesicht.

„Ich bin nicht verwirrt! Er hat überhaupt nichts gemacht, Paul. Wir haben uns nur Tschüss gesagt", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch er schien sich nicht für meine Worte zu interessieren.

„Ins Auto. Jetzt", sagte er langsam und ich merkte ihm an, wie sehr er sich zusammenreißen musste, um mich nicht anzuschreien.

Gideon verzog das Gesicht und schaute Paul spöttisch an. „Sie ist kein kleines Kind mehr. Und du kannst froh sein, dass ich noch nicht vollständig wieder hergestellt bin, sonst . . ."

„Was glaubst du eigentlich, wer du bist?", brauste Paul auf und versetzte Gideon einen Stoß vor die Brust, der ihn einen Schritt zurückstolpern ließ. Zwar war er ein wenig größer als Paul, doch mit seiner Verletzung war er im körperlich momentan wohl nicht überlegen.

„Du verdammter kleiner Scheißer, du hältst dich verdammt nochmal von meiner Tochter fern, ist das klar?", wetterte Paul.

Wie ich befürchtet hatte, wich Gideons gelassene Gleichgültigkeit langsam einem Zorn, der mindestens ebenso groß war wie der, der sich auf Pauls Gesicht abzeichnete.

„Glaubst du, du kannst mir drohen? Ich hab keine Angst vor dir", gab Gideon zurück und lachte trocken. „Und jetzt halt die Klappe, ich hab keinen Bock auf den Mist hier."

Er wollte sich umdrehen und gehen, doch Paul packte ihn am unverletzten Arm und riss ihn wieder herum. Gideon stöhnte, da der Schmerz offensichtlich bis in seine verletzte Schulter gezogen hatte und ballte die Faust. Er machte einen Schritt auf Paul zu.

In diesem Moment öffnete sich die Eingangstür zu Temple wieder und ein verwirrter Falk steckte den Kopf durch den Spalt, offensichtlich um sich nach dem Ursprung des Geschreis umzusehen. Als er seinen Bruder und Gideon erblickte, die sich nun gegenüberstanden wie zwei feuerspeiende Drachen, wurde seine Miene ganz schnell ernst. Er kam die Stufen hinunter, doch weder die beiden noch ich schenkten ihm Beachtung.

„Wenn ich dich noch einmal auch nur in ihrer Nähe sehe, dann kannst du dich auf was gefasst machen!", schrie Paul und holte aus, offensichtlich um Gideon zu schlagen.

Also jetzt war es aber echt genug! Mir war bewusst, dass er mich nur schützen wollte, aber Gideon war auf dem besten Weg sich zu ändern und da konnte ich es echt nicht gebrauchen, dass mein Vater ihn jetzt wieder in sein altes Verhalten zurückstieß.

„Seid still jetzt, ihr beide", schrie ich und legte meine Hand auf Pauls gehobene Faust, um sie zu senken.

Im ersten Moment tat sich gar nichts, doch dann fiel sein Blick auf mich und er ließ die Hand fallen. Währenddessen hatte ich mich unauffällig zwischen die beiden geschoben, sodass sie nun hoffentlich nicht mehr auf die Idee kamen, sich zu prügeln.

MondsteingrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt