Gedanken [1/2] #Jowi

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Wo bist du?
Wo bist du, wenn ich mich schlecht fühle?
Wo bist du, wenn ich Angst habe?
Wo bist du, wenn ich verzweifle?
Wo bist du, wenn ich weine?
Wo bist du, wenn ich schreie?
Wo bist du, wenn ich zusammenbreche?
Wo bist du, wenn ich verblasse?
Wo bist du, wenn ich verschwinde?
Wo bist du, wenn ich mich verletze?
Wo bist du, wenn ich verrückt werde?
Wo bist du, wenn ich mit der Stimme in meinem Kopf streite?
Wo bist du, wenn ich leide?
Wo bist du, wenn ich mich verändere?
Wo bist du, wenn ich in ein schwarzes Loch ohne Boden falle?
Wo bist du, wenn ich depressiv werde?
Wo bist du, wenn ich krepiere?
Wo bist du, wenn ich ersticke?
Wo bist du, wenn ich ertrinke?
Wo bist du, wenn eine eiskalte, glatte Klinge über meinen Unterarm tanzt?
Wo bist du, wenn ich nicht aufwachen will?
Wo bist du, wenn ich nicht mehr leben will?
Wo bist du, wenn ich gerettet werden muss?
Wo bist du, wenn ich in meinen Gedanken versinke?
Wo bist du, wenn ich nicht mehr kann?

Wo bist du, wenn ich dich brauche?

Tränen liefen meine eiskalten Wangen hinunter. Ich war alleine unterwegs durch die Straßen Kölns. Wo Sebastian war, wusste ich nicht. Wie auch? Wo war er nur? Warum rettete er mich nicht vor der Dunkelheit? Was wichtiger als seiner besten Freundin beizustehen? Achja, alles! Nie war er für mich da! Seitdem er mit Felix zusammen war, war er wie ausgewechselt. So kalt und abweisend mir gegenüber. Das tat verdammt weh. Nach einer so langen Freundschaft! Nach so vielen Jahren! Wir hatten nahezu alles erlebt! Zusammen hatten wir alles bewältigt! Und jetzt? Kaum war er in einer Beziehung, war ich abgeschrieben! Einfach erstetzt! Er wusste nichts von meinen Depressionen! Er wusste nichts von meinen Suizidgedanken! Er wusste nichts von meinem Selbsthass! Er wusste nichts von meinen Verletzungen, die ich mir selbst hinzufügte! Er wusste nichts!
Früher war alles anders...
Früher, wo wir Kinder waren...
Wo Freundschaft und Familie über alles standen!
Wie sehr ich mir diese Zeit zurück wünschte! Wie sehr ich mich nach meinem alten Leben in Düsseldorf sehnte! Wie sehr ich mich nach ihm sehnte! Diese Gedanken...sie ließen mich nicht los...ich war unkonzentriert, es hätte alles passieren sollen!

,,Bastiiii!", rief ich lachend. Er kitzelte mich. Ich hatte einen Lachkrampf. ,,N-nein..Ba-asti! La-ass das!", keuchte ich. Er ließ von mir ab. Wir sahen uns lachend in die Augen. Ich nutzte diese Unachtsamkeit von ihm und drehte den Spieß um! Jetzt war ich es, die ihn kitzelte. Völlig außer Atem lagen wir auf der Wiese. Es war Sommer und wir genossen die Zeit zu zweit.

,,Jodie?", fragte er leise.
,,Ja?", flüsterte ich.
,,Kannst du mir eines versprechen?", fragte er.
,,Was denn?", entgegnete ich.
,,Bleiben wir für immer Freunde? Werden wir uns immer alles erzählen und immer hinter einander stehen?", fragte Basti.
,,Natürlich! Versprochen!"
,,Versprochen!"

Ja, als Kind war alles leichter. Man wusste nicht, wie die Welt wirklich tickte. Man genoss das Hier und Jetzt! Sorgen um die Zukunft waren niemals der Fall!

Dieses Versprechen...er hatte es gebrochen...

Er hatte mich verloren...

Auch das Schicksal sah es so. Im nächsten Moment sah ich ein grelles Licht...dann wurde alles schwarz...

Er hatte mich verraten...

Youtuber Oneshots❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt