Dankbar #Zomdado

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Ich empfehle, die Musik nebenbei zu hören :)

Ich saß auf der kalten Steinmauer und bestaunte den Sonnenuntergang. Ich war wieder bei dem Leuchtturm. Dieser Ort war sehr besonders für mich...es war ein Zufluchtsort! Nachts, wenn die Welt in Dunkelheit gehüllt ist, hütet der Leuchtturm die Schiffe mit seinem Licht. Ein grelles Licht, welches einen von Gefahren wie Unterwasserfelsen oder ähnlichem schützt. Bemerkenswert! Schon als Kind war ich fasziniert von diesem Ort...Bis es geschah...der Schicksalsschlag, der mein Leben komplett veränderte...Der mich an meiner Existenz zweifeln ließ...Der mich in ein schwarzes Loch stürtzte und versuchte mich darin zu ertränken. Damals war ich zerbrechlich...viel zu zerbrechlich...Meine Vergangenheit hatte Spuren bei mir hinterlassen! Spuren, die niemals wieder verwischt werden könnten! Leider...

-Vor 6 Jahren-

Ich war so gut gelaunt wie noch nie! Heute würde meine Freundin zurück von ihrer Kreuzfahrt kommen! Sie war ganze zwei Wochen fort! Ich hatte noch nie jemanden so vermisst wie sie! Ich könnte sie fast als die Liebe meines Lebens bezeichnen, aber nur fast.
Ich meine, ich bin noch sehr jung und kann das noch nicht wissen, oder? Wie auch immer, sie würde heute wiederkommen. Ich könnte sie wieder küssen und umarmen! Ich konnte es kaum erwarten!

Schon 16:00 Uhr...wo bleibt sie nur? Sie hätte schon vor einer Stunde da sein sollen. Ich entschied mich dazu, einen kleinen Spaziergang am Strand zu unternehmen. Die Straßen waren ungewöhnlich leise...Kaum Verkehr und ich sah selten Leute. Waren alle am Hafen, um ihre Familie und Freunde abzuholen? Ich beschloss, es ihnen gleich zu tun.

Ich ging zum Leuchtturm. Es dämmerte schon. Aber Chessie war immernoch nicht da...Ich machte mir unfassbare Sorgen! Was, wenn...NEIN! An sowas wollte ich erst gar nicht denken! Ich würde es nicht ohne sie überleben...ich würde es nicht schaffen...

,,Micha?", fragte eine brüchige Stimme. Ich blickte hoch. Ich sah in das schmerzverzerrte Gesicht meines besten Freundes Manuel. Er hatte Tränen in den Augen. Was war denn nur los mit ihm?! Er sah mir tief in die Augen.
,,Micha...komm nach Hause...", flüsterte er. Ich schüttelte entschlossen den Kopf.
,,Ich muss hier auf Chessie warten!", sagte ich entschlossen.
Immer mehr Tränen schimmerten in Manus Augen. Langsam bekam ich Angst.
,,Manu...Was ist los mit dir?", fragte ich besorgt.
,,Chessie...sie...", er brach ab.
,,Was ist mit Chessie?!", fragte ich nun alarmiert.
,,Sie wird nicht kommen...", schluchzte er.
Was?! Was hatte er gerade gesagt?!
,,Was...?!", zischte ich.
,,Sie...sie...Es tut mir so leid, Micha!", weinte Manu.
Hatte sie mich mit ihm betrogen oder was?!
,,Habt ihr...?", hauchte ich.
,,NEIN! Micha...sie...sie ist nicht mehr hier...sie wird auch nicht mehr wiederkommen..", flüsterte Manu.
,,Worauf willst du hinaus?", fragte ich ängstlich.
,,Ich war in der Küche und habe fern geschaut...Da kamen die Nachrichten...Micha, das Schiff ist gesunken...Es gab keine...keine...Überlebenden...", schluchzte er.
Nein...NEIN!!!! Das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Ich starb...innerlich...

-Zurück im hier und jetzt-

Ja, damals habe ich alles verloren. Den wichtigsten Menschen in meinem Leben, meine Lebensfreude und mich selbst...
Ich war gefallen, ertrunken, so wie sie! Die Wochen danach waren die grausamsten...Sie zerrten an meinen Nerven...Diese tiefe Trauer fraß sich in mein Herz...wie eine Säure zerfraß dieser Kummer mich von innen. Ich war zerstört...einfach weg...nicht da...tot, wie sie...Wie sie...

Ich blickte wieder in die Ferne.
Ja, ich war nicht schuld an ihrem Tod.
Aber ich machte mich schuldig...
Sie hätte das nicht gewollt, das wusste ich...
Aber es war so schwer und schmerzhaft...So verdammt schmerzhaft!
Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände. Ich war einfach zerstört.
Dieser Schicksalsschlag hatte mich verwundbar gemacht...Ich hatte das Gefühl, bei der kleinsten emotionalen Situation aufs Neue zu zerfallen...
Ich litt...Ich weinte...Ich verletzte mich...Ich trank...Ich nahm Drogen...Ich dachte nach...Verletzte andere mit meiner kühlen Art...
Ich machte alles falsch...
Das hätte sie nie gewollt...Nie!
Aber was sollte ich denn tun?!
Sie war tot....TOT!
Weg für immer und ewig!
Ich aber war hier!
Nicht am leben, aber dennoch hier!
Ein Nichts...kein Mensch...Eine zerstörte Seele hinter einer Fassade...Mehr nicht...Mehr war ich nicht...

Ich saß jeden Abend hier.
Ob sie mich vermisste, da, wo sie jetzt war?
Ich wusste es nicht...

Meine Freunde dachten, ich würde schlafen...Sie passten ständig auf mich auf...Dadurch fühlte ich mich nur noch nutzlos! Ich war eine Last für sie! Wieso musste Chessie sterben? Wieso nicht ich?!

Sie würde mir die Liebe gönnen...
So war sie schon immer...
Das Wohl anderer stand immer über ihrem...
Ich vermisste sie...
Aber Liebe?
Es war Sehnsucht und Trauer...
Liebe empfand ich nicht mehr für sie...
Das war das einzig positive in meinem Leben...
Sie hätte alles getan, um mich glücklich zu sehen...

,,Chessie...falls du mich hören kannst...hilf mir bitte...Lass mich wieder leben! Nur etwas...etwas kleines, was mich wieder leben lässt...Egal was, aber hilf mir bitte! Sonst...sonst...schaffe ich das nicht mehr...Dann komme ich zu dir...", flüsterte ich. Tränen perlten meine Wangen hinab. Alles zog sich in mir zusammen...Ich hoffte, dass sie mich gehört hatte...

Ich schlug meine Augen auf. Die Sonne war bereits unter gegangen und das Meer hüllte sich in den Schatten der Nacht. Die Sterne funkelten am Himmel und der Vollmond spendete ein fahles Licht. Diese Ruhe...Einzig und allein das Meer war wahrnehmbar...Das Meer und...ein Hilferuf?! Ich sprang sofort auf. Ich ließ meinen Blick über das Wasser gleiten. Plötzlich entdeckte ich ein kleines Boot, welches umgedreht auf dem Wasser trieb. Daneben war eine Person zu erkennen...Sie wedelte wild mit ihren Armen herum...So als ob..sie..ertrinken würde! Blanke Panik packte mich! Nein, ich würde nicht zulassen, dass diese Person starb! Dass sie litt! Dass die Bekannten der Person litten! Nein! Jetzt konnte ich jemanden von diesem Schicksal bewahren! Ich nahm Anlauf und sprang ins eiskalte Wasser. Es stach wie tausend kleine Nadeln, aber ich hielt durch! Für diese leidende Person!

,,D-danke...", stotterte die zitternde Person in meinen Armen. Er war so kalt. Erschrocken, geschockt!
Aber dennoch...diese Augen...
Sie fesselten mich...So wunderschöne hatte ich noch nie gesehen! Sie waren nicht mal mit den Augen von Chessie zu vergleichen! Atemberaubend schön! Ich hob ihn hoch und trug ihn. Seine kraftlosen Arme schlagen sich um meinen nassen Köper. Er kuschelte sich an mich...Ich war sein Retter...
Ich trug ihn ins örtliche Krankenhaus. Ich wich all die Zeit über nicht von seiner Seite. Ich beschützte ihn...

-2 Jahre später-

Ich saß am Leuchtturm. Dieser Ort...so faszinierend!
Ich hatte hier den schlimmsten Schicksalsschlag meines Lebens erlebt...aber auch...den schönsten!
Einzelne Tränen fanden den Weg nach unten. Ich weinte...es war eine Mischung aus Trauer und Freude...

,,Nicht weinen, hörst du?", flüsterte mir eine unfassbar sanfte Stimme zärtlich zu. Ich bekam Gänsehaut. Im nächsten Moment spürte ich etwas weiches auf meinen rauen Lippen. Langsam bewegten wir unsere Lippen synchron miteinander. Es war einfach wunderschön und berauschend. Meine Hände wanderten in seinen Nacken. Er setzte sich vorsichtig auf meinen Schoß und schlang seine Beine um meine Hüfte. Mein Bauch kribbelte angenehm und ich verspürte nichts als pures Glück! Ich dankte ihr...Dankte Chessie...Sie hatte mich erhört...Mir den Auftrag gegeben, diese Person vor dem Ertrinken zu retten. Als sei sie es, die ich rettete. Als würde sie in ihm weiterleben...Als würde sie mir die Chance geben, meine große Liebe doch zu retten! Nur diesmal war es anders...Es war die Liebe meines Lebens! Das spürte ich deutlicher als je zuvor!

,,Ich liebe dich! Ich bin allem so dankbar! Dankbar für meine zweite Chance zu leben! Dankbar für jede einzelne Sekunde mit dir! Dankbar für alles!", hauchte ich.

,,Ich dich auch! Ich bin auch dankbar...Dankbar, dass ich in jener Nacht nicht wegfuhr...Dass ich blieb...Dass ich hinaus ins Meer wollte...Dass ich mit dem Boot umkippte...Dass du mich gerettet hast...Dass ich dich kennen und lieben lernen durfte! Niemals würde ich dich wieder hergeben!", flüsterte Maurice und vereinte unsere Lippen wieder miteinander.

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Hey :)

Ich hoffe, euch hat der OS gefallen ;)

Bei besonderen Wünschen oder Verbesserungsvorschlägen gerne ein Komentar da lassen :)

Merkt euch:

Jedes Ende ist ein neuer Anfang...


Youtuber Oneshots❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt