16 - Geheimnis

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Ich wollte meinen Blick abwenden, aber Jeffrey tat es ja auch nicht also warum sollte ich es dann tun? Die Art meines Denkens war komisch, ergab aber in meinem Kopf irgendwie einen Sinn. Wenn auch nicht ganz logisch.

Wir saßen nicht weit voneinander entfernt, wodurch ich seinen lauten Atem hören konnte. Ganz unregelmäßig, so als wäre er genauso aufgeregt wie ich.

Blitzschnell lehnte er sich nach vorne und schon war es passiert:
Seine Lippen pressten sich gegen meine und begannen einen leidenschaftlichen, schnellen Kuss der gar nicht stattfinden darf, aber trotzdem nicht falsch schmeckt.

Als er sich löste ließ er immer noch nicht von meinen Augen ab.
"Es tut mir leid Al. Ich...weißt nicht was...".
Ohne zu zögern tat ich nun das gleiche bei ihm, was auch immer ich mir dabei dachte. Wir fielen liegend auf die Couch, ich über ihm, immer noch knutschend. Man so frei und lebendig habe ich mich ewig nicht mehr gefühlt.
Es war so falsch und Norman tat mir leid, aber das tat auch so gut und Jeffrey tat mir wegen seiner Situation leid.

Wir küssen uns noch einige Zeit, bis Jeffreys Hände plötzlich unter mein Shirt wandern. Ich löse mich abrupt und setze mich auf.
"Es tut mir leid, ich dachte ich. Du bist einfach der Wahnsinn", stottert er vor sich hin und sieht mich geduldig an. Wartet bis ich antworte.

"Es. Ich kann das nicht. Das war falsch ok? Was hab ich nur getan? Fuck!"

Sofort entferne ich mich von ihm und setzte mich ans andere Ende der Couch. Er setzt sich ebenfalls auf und ich muss mir das Lachen über seine verwüstete Frisur verkneifen. Ich hatte etwas mit meinen Fingern darin gespielt und jetzt sah es wie das reinste Chaos aus.
"Wir können einfach so tun als wäre das nie passiert ok?"

Jeffreys Vorschlag gefiel mir und ich willigte zögernd ein. Irgendwie wollte ich es vergessen, aber irgendwie auch nicht. Schließlich hatte mich schon lange keiner mehr mit so wenigen Berührungen bereit für mehr machen können.

Es war plötzlich ganz schwer ein Gesprächsthema zu finden, obwohl wir vorhin so viel zu besprechen hatten. Der Kuss hatte alles verändert und ganz plötzlich, jedes Mal bei dem Gedanken daran durchzuckte mich ein wohliges Gefühl.
Ich drehe mich zu ihm um und beobachte ihn. Jede seiner Bewegungen, als er zum Glas greift und es an seinen Mund führt und sich danach durch den Bart fährt.

"Jeffrey hör zu, das soll nichts zwischen uns verändern ok? Ich mag dich aber ich liebe Norman und das darf niemals rauskommen."

"Ja ich verstehe, das wird nichts ändern und Norman erfährt nichts"

Er schien etwas betrübt zu sein, klar war ich jetzt kalt, aber meine Ehe zu Norman wollte ich nicht zerstören. Ich liebe ihn und das mit Jeffrey war im Nachhinein betrachtet ein rießiger Fehler.

"Vielleicht sollte ich gehen...", murmelte ich und stand schnell auf, lief Richtung Tür wo ich aufgehalten wurde.
Jeffreys Hand umschloss die meine und er sah mir direkt in die Augen. "Dann verhalte dich aber nicht so als hätte sich nichts geändert, weil genau das tust du."
"Ich sollte wirklich gehen. Ich bin...ähm...müde, wir sehen uns morgen. Danke für das Gespräch", meine ich noch schnell bevor ich mich löse und den Wohnwagen verlasse. Draußen, als ich die Tür zuknallte lehnte ich mich erst mal dagegen um wieder Luft zu bekommen. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hielt ich plötzlich die Luft an wenn ich mit ihm sprach und das versetzte mich in erhebliche Unruhe.
Als ich mich wieder fing, renne ich so schnell es mir möglich war zurück nach Hause. Als ich ankam war Norman wie zu erwarten noch nicht da und ich frage mich gerade das erste Mal, ob er wirklich bei Mingus war. Was wenn das alles nur eine Täuschung war und er in Wirklichkeit jemand anderen hat?

Ich weiß selbst wie verrückt ich mich mit dem ganzen Scheiß mache, aber ich habe eben erhebliche Bedenken gegenüber Norman. Und ja, die sollte ich nicht haben, weil ich ihm vertrauen sollte als mein Mann. Es war eben einfach sehr schwierig in Anbetracht seiner ständigen Abwesenheit mit Vertrauen seinerseits zu rechnen.

Aber jetzt war ich ja auch kein Unschuldslamm mehr, ich hatte Jeffrey geküsst und damit meine eigenen Ängste auf mich übertragen. Norman war es nicht, hoffe ich, der Unrecht getan hatte sondern ich war es. Wie kam ich nur dazu ihn so nahe an mich ran zu lassen?

Ich hätte das ganze viel früher beenden sollen, den Kuss nicht erwiedern. Würde ich mich dann besser fühlen? Würde ich mir nicht die ganze Schuld geben?

Wahrscheinlich schon, aber ich konnte nicht leugnen, dass es mir nicht gefiel.

Und genau da liegt das Problem, ich verändere mich in Jeffreys Nähe und werde zu einem ganz anderen nicht mehr so selbstbewussten Menschen.
Wenn Norman das bemerkt, oder herausfindet bin ich am Ende.

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Ich hab langweile...🍕

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