Seufzend unterbrach er den Blick Kontakt. "Haben wir noch was da?", fragte er während er zum Tisch rüber ging. "Nein, hab das letzte fürs Frühstück verbraucht.", antwortete ich ihm. "Ich fahr nachher in die Stadt. Hol was und Versuch was zu verticken.", sagte er und schob sich das Essen in den Mund. Ich nickte nur und aß auch etwas. Wenn mein Bruder weg war, konnte ich mich um sie kümmern und mir etwas ausdenken, wie ich sie nach Hause bringen könnte. Als ich über sie nach dachte fiel mir etwas ein. "Bring bitte Wundsalbe mit.", sagte ich, noch in meinen Gedanken versunken, zu meinem Bruder. "Wofür brauchst du sie?", fragte er mit genervtem Unterton. "Ich brauch sie eben!", gab ich genauso genervt zurück. Danach war Stille zwischen uns bis er den Raum wieder verließ.
Ein paar Stunden später fuhr Joe in die Stadt. Als ich das Motorengeräusch, vom Transporter, nicht mehr hörte ging ich zum kleinen Zimmer rüber und öffnete die Tür. Sie hatte auf dem Bett gelegen, der Teller lag neben dem Bett auf dem Boden. Zu erst hob ich den Teller auf. Wir sahen uns eine Weile nur an. "Du kannst das Zimmer verlassen so lange mein Bruder weg ist. Er wird Wundsalbe mitbringen, für deine Handgelenke.", sagte ich lieb. Vorsichtig setzte sie sich auf. Ihre Handgelenke waren nicht mehr so rot wie am Anfang, aber man sah noch deutliche Spuren. Ich wusste nicht genau worauf ich wartete, aber erst als sie sachte nickte verließ ich wieder das Zimmer. Diesmal ließ ich die Tür aber auf. Ich brachte lediglich den Teller weg. Ganz vorsichtig kam sie aus dem Zimmer. Ich wollte sie nicht direkt ansehen und beobachtete sie daher aus dem Augenwinkel. Als erstes verschwand sie im Bad, danach schaute sie sich ein wenig um. Sie war unsicher und wahrscheinlich hatte sie totale Angst. Genauso schnell wie sie aber raus kam, ging sie wieder zurück ins Zimmer. Ich ließ ihr Zeit, ging dann aber wieder zu ihr ins Zimmer. Vorsichtig setzte ich mich neben sie aufs Bett, sie rutschte etwas von mir weg. "Geht es dir gut?", fragte ich vorsichtig. Sie nickte nur. Eine Weile schwiegen wir. Es war eine unangenehme Stille. "Wie heißt du?", fragte sie leise und unsicher. "Nick.", antwortete ich sofort. Dann war es wieder still. "Ich heiße Julia.", sagte sie nach einer Weile. Ich sah sie an. "Wusstest du das?" Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich glaube, diese Information beruhigte sie etwas. "Hilfst du mir wirklich?", fragte sie etwas traurig. "Ja. Ja ich helfe dir wirklich. Aber es dauert Stunden vielleicht Tage in die nächste Stadt. Ich brauche einen Plan. Und mein Bruder muss weg sein.", antwortete ich schnell. Wieder kam nur ein nicken. Ich merkte das sie die Anspannung etwas verloren hatte, ich hoffte inständig sie glaubte mir. "Darf ich noch etwas trinken?", aus traurigen Augen sah sie mich an. Ohne etwas zu sagen nickte ich, stand dabei auf und holte ihr noch etwas Wasser. Sie trank es ganz hastig, wie durstig sie gewesen sein musste. Ich ließ ihr noch eine Weile die Möglichkeit sich frei im Haus bewegen zu können, aber das einzige wonach ihr der sind stand, war eine kurze Dusche. Sie bekam ein sauberes Shirt von mir, da ihr aber keine meiner Hosen richtig passte, ließ sie ihre an. Sofort wusch ich ihr Shirt, damit sie es vor ihrer Flucht zurück haben würde.
Es dauerte dann nicht mehr lange, da hörte ich den Transporter vor fahren. Kurz ging ich ins Zimmer herein und erklärte ihr das mein Bruder wieder da sei und ich schnell die Türe schließen musste. Sie wirkte traurig darüber und ich glaubte Angst in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Bevor Joe die Tür öffnen konnte, hatte ich das Zimmer wieder abgeschlossen und setze mich auf die Couch. Mürrisch trat er ins Haus, legte die Tüte ab und stapfte an mir vorbei. "Nur plunder, die Sachen die ich mitgenommen habe.", erklärte er mir wütend und wurde lauter. "Ich habe dafür viel zu wenig bekommen! Ich werde in eine andere Stadt fahren und den Rest dort verhökern!" Ohne eine Reaktion meinerseits ab zu warten ging er nach oben. In meinem Kopf fing es an zu rattern. Ich hatte vielleicht nicht den perfekten Plan, aber ich hatte einen. Und das ließ mich einen Moment Lächeln. Danach stand ich auf um die Tüte auszuräumen. Es wären nur Lebensmittel und natürlich die Wundsalbe. Ich legte alles in den Kühlschrank, die Wundsalbe aber nahm ich sofort mit. Nachher würde ich noch mal zu ihr gehen.
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Gemeinsam Fallen
Hayran KurguWir hatten das Haus Wochen lang beobachtet. Wir hatten die Hausbewohner Wochen lang genauestens studiert. Wir kannten ihre Wochenabläufe und Wochenpläne. Wir wussten alles über diese Familie. Aber keiner von uns hätte ahnen können wie schief alles l...