Kapitel 5

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Gestern ist Alex noch bis irgendwann spät nachts bei mir geblieben. Solange bis ich mal ein bisschen geschlafen habe. Nur für eine halbe Stunde, dann bin ich wieder aus Alpträumen aufgewacht. Heute morgen bin ich erst gar nicht aufgestanden, sondern einfach im Bett geblieben. Auf meine Mum und Alex habe ich gar nicht erst reagiert. Er hat ihr dann erklärt, was gestern passiert ist und Mum hat mich dann einige Zeit von der Schule befreit. Ich solle das alles verarbeiten meinte sie. Was gibt es da zu verarbeiten? Mein Mate, mein Seelenverwandter wird mich nicht akzeptieren. Ein Omega kann daran sterben und genauso fühle ich mich. Als würde mein Herz langsam aufhören wollen zu schlagen. Als würde ich innerlich sterben.

Schon den ganzen Vormittag liege ich einfach nur im Bett und starre Löcher in die Luft. Gegessen habe ich noch nichts und nur wenige Schlucke Wasser getrunken. Aber ich will auch nicht. Dieser Schmerz ist einfach zu viel. Es ist, als würde mein Herz Stück für Stück auseinander reißen. Als würde irgendeine unsichtbare Kraft daran zerren, bis Risse entstehen und es schließlich bricht. Und das schmerzt. So sehr.

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Auch heute am Mittwoch bin ich Zuhause geblieben. Letzte Nacht habe ich auch nicht geschlafen. Alpträume. Es ist immer das Gleiche. Damian findet an seinem Geburtstag, um kurz vor Mitternacht heraus, dass ich sein Mate bin und akzeptiert mich dann nicht. Und dann sterbe ich erst recht.

Es geht mir nicht wirklich besser. Es tut immer noch so unglaublich weh. Heute eigentlich noch mehr als gestern, oder vorgestern. Wenn ich nicht Löcher in die Luft starre, oder Alpträume habe, dann weine ich wieder. Und dann tut es noch mehr weh.

Alex war gestern auch wieder hier, bis irgendwann nachts. Doch es hilft mir nichts. Es hilft dieses Mal rein gar nichts, dass er mich in den Arm nimmt. Im Gegenteil. Irgendwie fühlt es sich wie Verrat an. Verrat an jemandem, der mich nicht liebt, geschweige denn, der mich mag. Doch bei deinem Mate ist das so. Und es ist so schlimm.

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Eine Woche ist vergangen und am Samstag - also in drei Tagen - ist sein Geburtstag. Und dann ist alles vorbei. Wie soll ich ohne ihn überleben? Ich vegetiere jetzt schon vor mich hin. Bin innerlich eigentlich schon gestorben.

Wenn Alex mich nicht zwingen würde, jeden Tag ein bisschen etwas zu essen, wäre ich bestimmt schon verhungert. Abgenommen habe ich auch und meine Rippen stechen hervor, aber was soll ich denn tun? Für mich macht einfach nichts mehr Sinn.

"So kann es nicht weiter gehen", meint Alex und stürmt in mein Zimmer. "Du stehst jetzt auf und ziehst dich an. Und dann gehen wir raus. Du kannst dich nicht ewig hier drinnen verstecken, okay?"

Ich reagiere nicht auf ihn, starre ihn einfach nur an.

"Jetzt reagier doch wenigstens irgendwie!", schreit er plötzlich. "Ja verdammt, mein Arschloch von Bruder ist dein Mate und vermutlich wird er am Anfang Probleme haben dich zu akzeptieren, aber er wird es. Das kannst du mir glauben. Und jetzt zeig mir wenigstens irgendwie, dass mein bester Freund noch irgendwo da drinnen ist."

"Wie denn?", flüstere ich. "Wie soll ich weiter machen? Er wird mich nicht akzeptieren und das weißt du genauso gut wie ich. Er wird mich nie akzeptieren. Und das wird mich umbringen."

"Sorry, aber langsam weiß ich nicht mehr, wie ich dir helfen soll. Seit über einer Woche liegst du hier im Bett, isst kaum etwas, trinkst zu wenig und bewegst dich keinen Millimeter aus dem Bett." Alex setzt sich neben mich. "Du musst meinem Bruder zeigen, dass du stärker bist als er glaubt. Du darfst dich nicht vergraben. Am Samstag weiß er es sowieso. Also zeig ihm die zwei Tage bis dahin, dass du stärker bist."

Eigentlich hat er ja Recht. Am Samstag wird er es wissen. Wenn wir nämlich das Alter erreichen, wo wir unseren Mate finden können und er in der Nähe ist, spüren wir eine Art Sog zu ihm/ihr. Und so wird es auch am Samstag sein. Damian ist um kurz vor Mitternacht geboren, also wird er es erst dann wissen.

"Du hast Recht", flüstere ich und setze mich auf. "Aber ich hab Angst und es tut weh. Ich will nicht in die Schule kommen und ihn mit einem Mädchen sehen müssen. Das würde ich nicht aushalten."

Alex schlingt seine Arme um mich. "Ich pass auf dich auf. Versprochen. Und du gehst jetzt duschen, ziehst dir was frisches an und ich mache dir was zu essen."

Ich nicke und stehe langsam auf. Meine Knochen knacken und mir wird leicht schwindelig, so dass ich meine Augen zusammen kneife. Es dreht sich alles und kleine helle Punkte tanzen vor meinen Augen. Doch das wärt nur kurz und gleich darauf ist es, als wäre nichts gewesen und langsam führe ich meinen Weg ins Badezimmer weiter.

Dort ziehe ich mich aus und stelle mich unter die Dusche. Es dauert eine Weile, bis das Wasser wirklich warm ist und sobald das der Fall ist, bleibe ich solange darunter stehen, bis es schon wieder etwas abkühlt, erst dann wasche ich meine Haare und meinen Körper. In einem Handtuch eingewickelt gehe ich in mein Zimmer und schlüpfe in einen Pullover von meinem besten Freund und eine Jogginghose von mir. In Kuschelsocken gehe ich nach unten. Meine Eltern sind beide arbeiten und so sind wir alleine.

Unten erwartet mich Alex, der in der Küche steht und anscheinend irgendwas warm gemacht hat, was Mum gekocht hat. Ich setze mich auf einen der Barhocker und sehe ihm dabei zu, wie er mir einen Teller mit Essen vor die Nase stellt. "Essen."

Seufzend nehme ich die Gabel in die Hand und spieße immer wieder Pasta auf, um sie mir lustlos in den Mund zu schieben. Es schmeckt irgendwie komisch. Immer wieder - zwischen meinen kleinen Bissen - trinke ich einen Schluck Wasser, nur um diesen Geschmack los zu werden. Doch wirklich helfen tut es nicht und langsam fühlt sich mein Bauch flau an.

Nach einer weiteren Gabel, ist mir plötzlich richtig schlecht und ich lasse einfach die Gabel fallen und renne ins nächste Badezimmer, wo ich mich über der Toilette übergebe. Das ganze Essen kommt mir wieder hoch. Am Rande bekomme ich mit, wie Alex mir über den Rücken streicht, aber wirklich interessieren tut es mich nicht.

"Das wird alles wieder", flüstert er und schlingt seine Arme um mich, als ich fertig bin. "Das wird wieder."

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Hey und herzlich Willkommen zurück bei Omegas Love!

Wer mich schon etwas länger hier verfolgt, wird mich vermutlich gleich auslachen und mir recht geben, dass ich ein Omega sein könnte. Ich bin mal wieder krank! Wer hätte das gedacht. Am Freitag ging es mir nach der Arbeit so schlecht, dass ich meine Ärztin schon fast angebettelt habe, mir Antibiotika zu verschreiben. Das zweite mal in zwei Monaten.

Freue mich wie immer auf euer Feedback!

Eure Sternchenxoxo

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