12. Ihre letzte Hoffnung

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Die Todesser liefen mit mir zum Schlosstor. Sie wussten, dass es kein leichtes Eintreten war, zumindest so lange Dumbeldore hier war und alles unter seiner Kontrolle hatte. Aber ich hätte mir denken müssen, dass sie einen Plan hatten. Nach einer Weile standen wir vor den großen Tor. Es ragte hoch in den sternenbedeckten Himmel. Der Mond schien über Hogwarts wie ein großer Wächter. Doch ich wusste, dass hier nichts mehr sicher war. Da sah ich plötzlich einen Schatten zur Tür huschen. Kurze Zeit später saß auf der anderen Seite des Tors eine Katze. Sie schaute mich mit ihren leeren Augen traurig an. Die von einen dunklen Fellkranz umgeben waren. Ihr Fell stand in alle Richtungen ab.
Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich diese Katze in Professor McGonagall.
Ich schaute in die selben leeren und traurigen Augen wie die von der Katze.
Aus ihrer sonst so durchdachten Frisur hingen viele Strähnen heraus. Außerdem sah sie älter aus als sonst. Da wurde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen: „Aufmachen"
Ich schaute nach hinten, um zu sehen von wem dieser Befehl kam. Es war Greyback der hinter den anderen auftauchte. Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Mutter fehlte. Wo konnte sie nur stecken?
Als ich mich umdrehte, hatte Professor McGonagall schon das Tor aufgeschlossen. Es öffnete sich mit einen lauten Knarren. Sie musste unter einen Impreriofluch stehen.
Ich wurde weiter geschubst. Mein Kopf pochte noch doller als zu vor. Der Tod von meiner besten Freundin Pansy war das schlimmste was ich je gespürt hatte. Immer noch kam mir der Gedanke, dass es nur ein Traum war. Doch ich musste mir leider ins Gedächtnis rufen, das es nicht von meinen Unterbewusstsein erfunden worden war und ich nicht schlief.
„Sie hat ihr Leben für mich geopfert", dachte ich erschrocken. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Erneut liefen mir Tränen die Wange hinunter. Ich war so traurig und gab mir nicht einmal Mühe stark zu bleiben. Mir wurde immer beigebracht stark zu bleiben und die Trauer und die Gefühle hinter einer Maske zu verstecken. Sie sagten mir, dass dies das Richtige war. Doch nun wusste ich es besser. Es war nicht richtig, sondern einfach nur feige.
Ich fühlte mich wie betäubt, als wir in das Schloss liefen. Es war totenstill. Die Eingangshalle war dunkel und verlassen. So hatte ich das Schloss noch nie gesehen. Der Mond schien durch die hohen Fenster. Doch der Lichtpegel war gering. Professor McGonagall brachte uns nach oben. Sie führte uns mit den Lichtstrahl ihres Zauberstabes bis vor Dumbeldores Büro. Immer noch war nichts zu hören. „Bertie Bots Bohnen", flüsterte Professor McGonagall. Die Treppe setzte sich in Bewegung. Die Stufen trugen uns nach oben. Professor McGonagall blieb unten an der Tür stehen und regte sich nicht mehr. Sie kam mir vor wie eine Statur. Irgendwann konnte ich nur noch die Spitze ihres Hutes sehen. Dann verschwand sie aus meinen Blickfeld. Der Weg in das Büro hatte nie etwas gutes geheißen. Einmal musste ich diesen Weg einschlagen, weil ich während der ZAG- Prüfungen eine Feder benutzt hatte, die die Lösungen aufschrieb. Ich musste Strafaufgaben machen.
Und nun hätte ich mich gefreut, wenn ich wegen des Spickens ärger bekommen hätte. Ich hätte lieber Stunden lang in der Bibliothek gesessen und Aufgaben bearbeitet, als das mitzuerleben  was nun passierte. Die große Tür schwang auf und ich wurde von hinten in das Büro geschubst.
Mein Vater drückte mir Pansys Zauberstab in die Hand. Dumbeldore saß in einen großen Sessel und trank Tee, als hätte er uns erwartet. Nun stellte er die Tasse zurück auf die Untertasse und erhob sich. „Ich dachte schon ihr würdet doch nicht mehr kommen"
Erst jetzt bemerkte ich, dass manche von den Todessern nicht mehr zusehen waren. Wahrscheinlich waren sie unten geblieben, ohne das ich es bemerkt hatte. Da zog mein Vater mich plötzlich zur Seite und hauchte in mein Ohr:
„Er hat deine Mutter. Tue es für sie, wenn du es schon nicht für ihn tust"
Entsetzt blickte ich mein Vater ins Gesicht. Seine Augen glänzend und seine Lippen zitternden leicht. „Bitte tu es für sie. Wenn du es nicht tust, dann wird er es ihr antun. Du bist ihre letzte Hoffnung"
Meine Knie wurden ganz weich.
„Draco, sieh mich an", sagte Dumebldore ernst. Ich gehorchte zögernd. „Ich weiß, dass du ein großes Herz hast. Du bist nicht einer von ihnen. Das hat nicht nur Hermine erkannt"
„Sie können nicht wissen, wer ich bin. Sie können nicht ahnen, was das dunkle Mal bedeutet", schrie ich. Tränen stiegen mir in die Augen. „Ich tue es nicht für meine Eltern, sondern für mich", rief ich und zielte den Zauberstab auf den alten Schulleiter.
„Draco, hör dir zu. Versuch nicht der zu sein, der du nicht bist", sagte Dumbeldore mit ruhiger Stimme. Pansys Zauberstab zitterte in meiner Hand. „Tue es für deine Mutter! Tue es für Hermine", dachte ich immer wieder.
„Du bist kein Todesser, Draco. Dein Ziel ist ein ganz anderes. Horche in dein Herz. Siehst du da etwa das böse?"
„Was ist mit Hermine und meiner Mutter? Soll ich sie etwa dem Tode überlassen? Ist das das Gute und Richtige?", rief ich. Da berührte eine Hand meiner Schulter. Erschrocken drehte ich mich um.
Bellatricks stand direkt hinter mir und zischte mir ins Ohr: „Draco, nun mach schon. Das Schlammblut wird dir danken. Deine Mutter wird stolz auf dich sein. Und der dunkle Lord wird dich niemals wieder verachten. Er wird dir vertrauen. Dann gehörst du uns"
Zitternd drehte ich mich wieder Dumbeldore zu.
„Besser einer als zwei", rief ich.
„Verstehe mich nicht falsch. Ich möchte nicht, dass du die Menschen die du liebst verlierst, aber das ist nicht der richtige Weg", sagte Dumbeldore liebevoll.
Da wurde plötzlich die Tür aufgerissen. Snape stand im Türrahmen. Er richtete seinen Zauberstab auf mich. „Severus, tue mir diesen einen Gefallen", sagte Dumbeldore und kam auf Snape zu. „Bitte, ich bin dir etwas schuldig"
Snape wandte seinen Zaubertab von mir ab. „Avada Kedavra", hörte ich Professor Snape schnell rufen. Ruckartig drehte ich mich um. Ich wollte nicht noch einmal das Bild sehen, was mir heute schon einmal geboten wurde. Ich hörte dumpf das Lachen von Bellatricks. Sie liefen nach draußen. Ich fühlte mich verlassen und leer. Ich schaute noch einmal zurück. Dumbeldore hatte die Augen geschlossen und er lächelte. Er sah zufrieden aus.
„Sie haben Recht", flüsterte ich leise. „Ich weiß, dass ich nicht so bin wie meine Eltern mich gerne hätten" Eine einzige Träne lief mir die Wange hinunter.
„Orchideus", murmelte ich leise. Ein Strauß voller Blumen erschien aus Pansys Zauberstab. Ich legte sie behutsam neben den alten Mann. Sein Lächeln war so warm wie eine untergehende Sonne.
Ich lief aus dem Büro nach draußen. Ich stockte. Von draußen waren gleichmäßige Schritte zu hören. Erschrocken stellte ich fest, dass es um die Hundert sein mussten.

Die Entscheidung (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt