17. Nicht ganz nach Plan

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Die Parselsprache war unüberhörbar. Der Zauberstab begann in meinen Händen zu zittern. Da tauchte auch schon eine in einen dunklen Umhang gehüllte Gestalt auf. Die knochige dünnen Finger hielten den Zauberstab fest in der Hand.
„Draco, du bist mir lang nicht mehr vors Gesicht getreten", sagte Voldemort und kam noch ein bisschen näher an mich heran. „Mein Lord, ich mache es kurz. Ich wollte um Verzeihung bitten. Das Schlammblut hat mich auf die falsche Spur gebracht. Ich weiß nun zu schätzen ein Todesser zu sein. Darum hoffe ich zu tiefst von meiner Schuld befreit zu werden"
Lord Voldemort grinste. „Deine Worte in Ehren, Draco. Doch versuche erst gar nicht dir es kompliziert zu machen. Wir können ganz offen mit einander reden. Ich glaube nicht, dass du hier herbei gekommen bist, um um Gnade zu bitten. Und was mich angeht, bin ich keineswegs erpicht darauf dir sie zu erlassen. Du hast Potter und ich deine Mutter! Wollen wir es nicht kurz machen? Jeder sollte das bekommen, was ihm zu steht"
Mein Herz raste. Der Plan ging nicht auf. Immer wieder schaute ich in den Gang, doch niemand war zu sehen. Er lag dunkel und verlassen da. Ich atmete tief durch.
„Ich habe nicht vor Potter zu verraten", sagte ich schließlich ernst. Voldemort wurde wütend und verlor so langsam die Geduld mit mir. Schnell fügte ich hinzu: „Aber da Potter nun mal ein Feind ist, werde ich wohl keine Wahl haben. Er wird jeden Moment kommen"
Da hörte ich ein leises Atmen hinter mir und ein Flüstern: „Das war nicht abgesprochen"
Es klang verzweifelt und ängstlich und ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken jagen.
„Wir müssen nur noch eine Weile warten", sagte ich,  mehr zu Hermine als zu den dunklen Lord. Doch er nahm es als eine Antwort. Es verging eine Minute nach der anderen. Nichts passierte.
Es kam mir vor wie Jahre, in der wir in der heulenden Hütte standen. Der dunkle Lord war noch immer im Glauben mit mir alleine zu sein. Dabei waren zwei weitere unter uns. Wurmschwanz zusammen gekauert und nichts ahnend in einen Schrank und Hermine wütend hinter mir. Ich konnte mir ihr Gesicht schon ausmalen. Natürlich war das nicht der Plan, den wir vor einer knappen Stunde besprochen hatten, aber was sollte ich anderes tun?
„Vielleicht sollte jemand ihn aufsuchen?", sagte ich plötzlich und drehte mich dabei leicht in Hermines Richtung. „Wenn er nicht bald kommt, werde ich zum Schloss zurück kehren. Und jeden der es verdient unter Qualen setzten", sagte der dunkle Lord bösartig. Ich hatte so Angst.
Da schaute er plötzlich hinter mir und sagte mit klarer Stimme: „Jeden!"
Nun verlor mein Herz komplett die Fassung. Meinte er Hermine? Warum wusste er das sie hier ist?
In den Moment hörten wir hinter uns eine Stimme: „Warten ist nicht mehr nötig, Tom"
Wir drehten uns um und Potter stand im Gang. Sein Zauberstab war auf ihn gerichtet.
Hermine kam unter den Umhang hervor. Sie wusste genau wie ich, dass er sie eh gesehen haben musste. Sie kam zu mir gelaufen und griff nach meiner Hand.  Ihre Hand war warm und doch zitterte sie. Ihre Finger schlossen sich um meine. Es vermittelte mir ein bisschen Hoffnung in dieser Situation.
„Draco, willst du wirklich deine Mutter aufgeben? Und dann auch noch für jemanden mit Muggeln als Eltern", sagte Voldemort in die Stille hinein.
In meinen Kopf drehten sich die Gedanken. Hermines Griff wurde noch fester. Potter schaute mich durchdringend an. Die Lippen zusammen gepresst schüttelte ich den Kopf. Hermine schaute zu mir hoch. Die Stille war unerträglich. Langsam löste ich meine Hand. Nun berührten sich nur noch unsere Fingerspitzen. Schließlich lösten wir uns ganz von einander. „Geh", sagte ich leise und schubste sie in Potters Richtung.
Doch auch sie schüttelte den Kopf und griff erneut nach meiner Hand. Ich befreite mich aus ihren Griff und sagte nun ernst: „Jetzt geh schon" Fassungslos schaute sie mich an. Ich dachte ihr würden erneut die Tränen in die Augen schießen, doch stattdessen schaute sie mich wütend und enttäuscht an. Nun wäre die Variante mit dem weinen mir doch lieber gewesen. Ich konnte ihre Wut förmlich spüren. Ich hatte Angst das nun mir die Tränen kamen. Darum schaute ich von ihr weg. Nur noch aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie sie Schritt für Schritt auf Potter zu ging. Und sich somit Schritt für Schritt von mir entfernte. „Es war die richtige Entscheidung", versuchte ich mir ein zu Reden. Doch mein Herz war stärker als mein Kopf.
„So, jeder ist nun dort wo er hingehört", sagte der dunkle Lord und lachte böse. „Draco, du übernimmst das Schlammblut und ich Potter"
Er richtete seinen Zauberstab auf Potter. Widerwillig machte ich es ihm nach. Mit dem Unterschied das meine Zauberstabsspitze zu Hermine zeigte. Nein, ich konnte diese zwei Worte nicht aussprechen. Nur mit zwei Worten löschte man eine Zukunft aus. Eine Zukunft von einen Menschen, der fühlen und denken konnte. Der liebte und lachte. Meine Hände zitterten und mein Herz schlug stark gegen meinen Brustkorb. Potter nahm Hermine in die Arme. Der dunkle Lord bemerkte es nicht, so hasserfüllt und töricht er war, doch mir entging nicht, das die zwei tuschelten.
„Hatten sie einen Plan?", fragte ich mich hoffnungsvoll.
„Es konnte doch nicht vorbei sein"
Da rief ich plötzlich: „Ich möchte meine  Mutter erst sehen, sonst weiß ich doch nicht, ob sie überhaupt zu mir zurück kommt, wenn ich das hier tue"
Meine Stimme klang unsicher. Es hörte sich so, als würde ein kleiner Junge mit seinen wütenden Vater sprechen. Einen Moment lang, dachte ich, es würde nicht aufgehen. Mit dem dunklen Lord konnte man keine Geschäfte vollbringen. Er allein bestimmte, wann was vollbracht werden musste. Doch zu meiner Überraschung, stimmte er zu. „Warum nicht? Ich möchte nicht hier unten , dass vollbringen, was ich jahrelang schon hätte tun müssen"
Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. Das letzte Wort schrie er aus sich heraus. Er sah verrückt aus. Wie ein wild gewordenes Tier.
Es versetzte mir einen Stich mit ansehen zu müssen, dass Potter sanft über Hermines Haar fuhr. Ich wusste, dass es rein freundschaftlich war und das in einer solchen Situation Zusammenhalt erforderlich war, aber es tat weh. Es tat verdammt weh. Ich habe Hermine gehen lassen. Hatte ich ihr nicht gesagt, dass alles gut werden würde. Wenn das gut war, wollte ich nicht erleben, wenn es schlecht aus gehen würde. Der dunkle Lord beschwor Fesseln aus seinen Zauberstab. Potter und Hermine ließen alles über sich ergehen. Kurze Zeit später trug ich Hermine über der Schulter nach draußen. Wie in jener Nacht als ich sie verraten hatte. Auch dieser Gedanke versetzte mir einen Stich. Hermine werte sich nicht. Sie lag schlaff über meiner Schulter und richtete ihren Blick gerade aus. „Alles wird gut", sagte ich leise und strich ihr übers Haar. Wenn sie nicht gefesselt wäre, hätte sie wahrscheinlich meine Hand zur Seite geschubst. „Vertrau mir! Ich weiß zwar nicht wie ich euch helfen kann. Aber ich weiß, dass ich es tun werde", sagte ich noch ein bisschen leiser. 
Sie tat so als hätte ich nichts gesagt. „Da ist der Portschlüssel", zischte der dunkle Lord und schleifte Potter hinter sich her. Er blickte zu mir und Hermine. Hasserfüllt schaute er mir direkt in meine Augen. Ich zog meinen Zauberstab heraus, ging ein paar Schritte weiter und reichte ihn Potter. Er zögerte. Dann formte er etwas mit seinen Lippen. Was wohl heißen sollte: Ich brauche deine Hilfe nicht.
Ich steckte den Zauberstab wieder ein und schaute auf den Boden.
Nach etwa fünf Minuten standen wir vor einem großen und goldenen Schlüssel. „Los", rief der dunkle Lord. Und schubste mich grob zu dem Schlüssel. Beinahe hätte ich Hermine fallen gelassen.
Sie klammerte sich an meinen Arm. Löste den Griff jedoch gleich wieder. Wir nahmen den Schlüssel in die Hände. Alles begann sich zu drehen. Wie ich diese Portschlüssel hasste! Ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. Hermine klammerte sich nun erst recht an mir fest. Nach einer Weile prallte ich auf den Boden. Hermine fiel kurze Zeit später hinunter. Da sie weder ihre Arme noch ihre Beine bewegen konnte, fiel die unbeholfen auf meinen Bauch. Dabei schlug sie mit den Kopf auf den Boden. „Oh nein!", flüsterte ich erschrocken, als ich das Blut sah, was immer mehr aus ihrer Nase floss. Dummerweise kannte ich nur den Blutbilenden Zaubertrank. Doch ich konnte nun kaum einen Zaubertrank zubereiten, noch würde er helfen. Schließlich war er nur für großen Blutverlust. Letztes Jahr musste Arthur Weasley davon viel zu sich nehmen, nachdem er im Ministerium vom dunklen Lord angegriffen wurde. Das hatte mir zumindest Hermine erzählt. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir uns im Ministerium befanden. Langsam richtete ich mich auf. Wir waren in einen der Gerichtsräume. Nur war kein Zauberminister zu sehen. Zu meinen großen Entsetzten gab es jedoch eine Angeklagte. Sie saß auf einen hohen Stuhl. Ihre Beine und Arme waren jeweils in einer Schlinge. So saß sie da mitten in dem runden Saal. Auf den vielen Sitzen um sie herum saßen haufenweise Todesser.
Ich konnte Finir Geryback, Theodore Nott, Evan Rosier, Walden Macnair, Rabastan Lestrange, Bellatricks Lestrange und viele mehr sehen. Sie starrten alle gebannt zur Gefangenen.

Die Entscheidung (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt