13. Die letzte Kerze

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Kurze Zeit später stand ich auf einer der Treppen, die gerade die Richtung wechselte. Die Schritte klangen ziemlich nah. Es hörte sich an wie ein Stampfen, ein gleichmäßiges Stampfen. Schon sah ich Schülergruppen die  die Treppe hinunter liefen. Sie waren nach ihren Häuser aufgeteilt. Starr gerade aus blickend nahmen sie eine Stufe nach der anderen. Keiner wurde langsamer oder schneller.
Mein Blick wanderte weiter und blieb an die leeren Bilderrahmen haften. Keine fette Dame, kein tapferer Ritter und keine Tiere waren zu sehen. Das Schloss sah vollkommen ausgestorben aus. Als hätte hier niemals jemand gelacht oder Spaß gehabt. Als hätte niemand seine besten sieben Jahre seines Lebens in diesen Schloss verbracht. Todesser standen an den Treppen und behielten die Schüler im Auge. Als plötzlich ein kleiner Junge, aus Huffelpuff, stolperte und der Länge nach hin viel. Er kugelte zwei Stufen hinab und blieb eingerollt auf den Boden liegen. Sofort stand ein Todeser neben ihm und schleifte ihn in ein verlassenes Klassenzimmer. Ich war froh, dass er die Tür schloss. Für heute hatte ich genug grauenhafte Bilder gesehen. Die Griffendors liefen nun unter mir die Treppen nach unten. Ich konnte einen roten Haarschopf erkennen. Es musste ein Weasley sein. Doch als mein Blick weiter wanderte, erschrak ich. Ich musste mich an dem Gelände festhalten, sonst wäre ich womöglich hinab gefallen. Ich rannte die Treppe nach unten.
„Hermine", schrie ich, doch keiner der Griffendors achtete auf mich. „Hermine", rief ich erneut und blieb neben ihr stehen.
Doch sie schaute nicht nach links oder rechts, sondern nur geradeaus. Sie schien mich nicht zu hören oder zu sehen. Da kam plötzlich Bellatricks
von hinten und lächelte. Ich ließ den Blick nicht von Hermine ab. Ihr Haar wippte hoch und runter im Takt ihres Schrittes. Ihr schwarzer Umhang streifte über die Treppenstufen, genauso wie die von den anderen.
„Faszinierend, nicht wahr?", hauchte Bellatricks in mein Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut.
„Sie war doch mit uns im Wald. Sie lag doch unter diesen schmutzigen Lumpen, nicht?", sagte ich leise. Lachend drehte sich Bellatricks zu mir um. „Nicht alles was wir sehen ist die Wahrheit", sagte sie mir ins Gesicht. „Was soll das heißen", fragte ich so kühl wie möglich. „Du entsinnst dich gewiss noch daran, als Potter dachte sein Pate Sirius Black sei in Gefahr. Er hat ihn vor seinen geistigen Auge unter Qualen gesehen. Black war aber nie in Gefahr. Nur dadurch das Potter geglaubt hat, dass er in Gefahr ist, ist er gestorben. So gesehen hat Potter ihn umgebracht."
„Was hat das mit Hermine zu tun?",rief ich ihr zu. Mit ihren irren Grinsen sagte sie: „Eine Kopie des Schlammblutes und du hättest fast den Feind vom dunklen Lord umgebracht"
Ich sagte bitter: „Black ist tot, aber Hermine ist am Leben"
„Mein Junge, sag das nicht zu früh. Die Schule wird bald schon rein sein. Und stell dir nur vor: Deine Mutter wird wieder gehen gelassen. Ihr wird nichts passieren, wenn du und Lucius nichts falsches tut"
„Ich entscheide immer noch selber, was richtig und was falsch ist", rief ich, rannte hinter Hermine her und entschuldigte mich im Gedanken bei meiner Mutter. Schon bald hatte ich Hermine eingeholt. Ich hielt sie am Arm fest. Ruckartig drehte sie sich um. Ihr Blick war leer und ich hatte den Anschein, dass sie durch mich hindurch schaute. „Hermine", sagte ich und rüttelte sie sanft an der Schulter. Als der leere Blick noch immer in ihren Augen lag, rüttelte ich sie stark. „Hermine, verdammt", rief ich, doch nichts änderte sich an ihren Verhalten. Plötzlich riss sie sich los und holte die andern ein. „Was habt ihr mit ihnen gemacht?", fragte ich Bellatricks, die oben von der Treppe mich beobachte. Sie pustete sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht, doch sie sagte nichts.
Ich folgte dem Schülerstrom in die große Halle. Dort stellten sie sich in einer Reihe auf.
Ich schaute hoch zur Decke. Die Kerzen waren ausgelöscht. Es war dunkel. Der Himmel an der Decke war mit grauen Wolken überzogen. Mir wurde ganz kalt ums Herz. Hogwarts war verloren.
Doch als wenn es nicht mehr schlimmer kommen konnte, kam eine dunkle Wolke in den Eingang der großen Halle geflogen. Ich wusste ohne nachzudenken wer dies war. Die letzte Kerze, die noch hoch oben an der Decke gebrannt hatte, erlosch. Sie ließ nur noch einen Rauchfaden zurück.
Ich drängte mich durch die Reihen und sah Hermine neben Potter stehen. Ich zog meinen Zauberstab und flüsterte: „Finite Incantatem"
Hermine blieb stehen und rührte sich nicht. Verzweifelt drehte ich mich um. Im Eingang stand eine dunkle Gestalt. Mein dunkles Mal brannte höllisch. Da vernahm ich hinter mir eine Bewegung. Hermine hatte sich aus ihrer Starre gelöst. Unauffällig zog sie ihren Zauberstab heraus und flüsterte etwas in Potters Richtung. Auch seine Augen wurden wieder klarer.
Potter handelte schnell. Das musste man ihnen lassen. Ein Schüler nach den anderen wurde befreit.
„Dumbeldore ist tot", verkündigte Bellatricks stolz. Der dunkle Lord schubste sie jedoch nur zur Seite und kam noch ein paar Schritte näher. Beleidigt blieb sie am Boden sitzen.
Kein einziger Schüler regte sich. Da sah ich eine Gestalt zwischen den Schülern. Es war Professor McGonagall. Ihre Augen waren klar und ihr Gesichtsausdruck entschlossen.
„Eins, zwei, drei", rief sie über die Köpfe ihrer Schüler hinweg. Ruckartig drehten sie sich um.
Bellatricks sah entsetzt das ihr Zauber gelöst wurde. Sie funkelte mich böse an, stand auf und lief auf mich zu. Während die anderen auf die Todesser, die verzauberten Lehrer und den dunklen Lord persönlich Zaubersprüche abfeuerten, rannte ich an ihnen vorbei. Bellatricks war mir dicht auf den Fersen.
So schnell es ging lief ich die Treppe nach oben. Keuchend stand ich über dem Gelände gelehnt.
„Du Verräter", rief sie und stand kurze Zeit später neben mir. Sie schaute mich kochend vor Wut an.
„Dir müssen mal ein paar Manieren beigebracht werden", sagte sie höhnisch. Nach einer kleinen Pause lief ich weiter die Treppen nach oben. Ich hatte total die Orientierung verloren.
Bellatricks warf sich mit aller Kraft gegen mich. Sofort verlor ich das Gleichgewicht und fiel auf die Stufen. Lachend zog Bellatricks ihren Zauberstab hervor. „Erledigen wir die Sache schnell", zischte sie und drückte mich auf den Boden. Keuchend versuchte ich mich zu wehren.
„Lassen Sie ihn in Frieden", hörte ich eine Stimme hinter mir rufen.
Bellatricks drehte sich um. Auch ich versuchte zu sehen, wer dort sprach.
Hermine stand mit ihren Zauberstab auf uns gerichtet am Ende der Treppe. Es passierte so schnell, dass ich gar nicht mitbekam was genau passierte. Bellatricks Hand, die durchgehend auf meinen Brustkorb gedrückt wurde, lockerte sich. Schließlich spürte ich nichts als den zurücklassenden Schmerz. Ein Funken flog über mich hin weg. Darauf folgten drei weitere. Ich richtete mich auf. Bellatricks und Hermine duellierten ohne Gnade. „Lass sie", sagte ich zu Hermine.
Hermine jedoch sprach weiterhin Flüche aus.
„Sie wollte dich töten" Bellatricks weichte einen weiteren Fluch aus. Dann rief sie: „Avada Kedavra"
Hemine fiel die Treppe hinab. Ich konnte sie gerade noch davor bewahren noch weiter herunter zu stürzen. Sie lag in meinen Armen. Ihr Zauberstab fiel aus ihrer schlaffen Hand und rollte ein paar Stufen hinab. Bellatricks grinste zufrieden und verschwand. „Hermine"; flüsterte ich leise. „Bitte sag doch etwas" Ich beugte mich über sie. Unsere Lippen berührten sich. Ihre Lippen waren ganz kalt. Tränen tropften in ihr Gesicht. Immer noch küsste ich sie.

Die Entscheidung (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt